Das Schweizer Gesundheitssystem steht vor einer Krise: Immer weniger Pflegekräfte müssen immer mehr Patient:innen versorgen. In ihrem neuen Film Heldin zeigt die preisgekrönte Regisseurin Petra Volpe (Die göttliche Ordnung), was das bedeuten kann. Für die Menschen, die im Gesundheitswesen arbeiten, aber auch für uns alle, die wir vielleicht selbst einmal Patient:in werden. In ihrem Drama begleitet Volpe die Pflegefachfrau Floria durch eine Nacht, in der Zeitdruck, Erschöpfung und Verantwortung eskalieren. Ein hochaktuelles Drama, das viele Emotionen verspricht und genau dorthin zeigt, wo wir nur ungern hinschauen.
Die Realität in Schweizer Spitälern ist alarmierend: Der akute Mangel an Pflegefachkräften spitzt sich immer weiter zu. Studien prognostizieren, dass bis 2040 rund 40'000 Pflegekräfte fehlen werden. Eine Entwicklung, die nicht nur das Gesundheitssystem, sondern auch die Menschen selbst an ihre Grenzen bringt. Mit Heldin setzt Volpe dieser oft ignorierten Berufsgruppe ein filmisches Denkmal und macht den Pflegeberuf auf eine Weise erlebbar, wie es bisher kaum ein Film getan hat.
Fiktiv aber realitätsnah
Im Mittelpunkt von Volpes Drama steht die erfahrene und engagierte Pflegefachfrau Floria, gespielt von Leonie Benesch. Der Film beginnt mit Florias Spätschicht im Spital. Die Station ist überfüllt, das Team unterbesetzt, und eine Kollegin fällt zusätzlich aus. Das Arbeitsvolumen ist enorm: Floria kümmert sich um eine schwerkranke Mutter, einen alten Mann in Diagnosestress und einen sehr fordernden Privatpatienten.
Konsequent folgt die Kamera der jungen Frau durch ihre Schicht, in der die Arbeit nicht weniger und die Zeit dafür immer knapper wird. Je später die Nacht, desto mehr gerät Floria unter Zeitdruck. Jeder Anruf, jede Verzögerung verschärft die Situation weiter. Ein Teufelskreis nimmt seinen Lauf und irgendwann unterläuft Floria ein folgenschwerer Fehler – und die Schicht endet in einer Tragödie.
Um ein Höchstmass an Realitätsnähe zu erreichen, hat Petra Volpe umfangreich recherchiert. Sie begleitete Pflegefachkräfte, um ein genaues Bild der Herausforderungen und Abläufe in verschiedenen Schweizer Spitälern zu erhalten. Zudem stand ihr bei der Realisierung des Filmprojekts eine Pflegefachfrau beratend zur Seite. Auch die Hauptdarstellerin Leonie Benesch (Das Lehrerzimmer, Der Schwarm) hat sich intensiv auf ihre Rolle vorbereitet: Sie absolvierte ein Praktikum in einem Krankenhaus, lernte Handgriffe, Routinen und auch die emotionale Belastung des Berufs aus erster Hand kennen.
Mehr als nur ein Kinofilm
Hinter der Kamera stand die renommierte Kamerafrau Judith Kaufmann (Das Lehrerzimmer, Corsage), die in langen, intensiven Plansequenzen die fiebrige Dynamik der Schicht einfängt und das Publikum direkt in Florias hektische Welt entführt. Die Tatsache, dass in echten Spitälern gedreht wurde, trägt zusätzlich zur Authentizität des Films bei. Als Drehorte dienten die ehemalige Niederlassung des Seespitals Horgen in Kilchberg für die Innenaufnahmen und das Kantonsspital Baselland Bruderholz für die Aussenaufnahmen. Die Dreharbeiten verliefen relativ zügig: Innerhalb von 27 Tagen waren alle Aufnahmen im Kasten.
Insgesamt ist Volpes Heldin wohl mehr als nur ein Kinofilm. Er ist gleichzeitig Mahnmal und Hommage: Ein Mahnmal für die erschreckenden Missstände in der Pflege – eine Hommage an die enorme Kraft und Hingabe des Pflegepersonals.
St.Galler Filmpremiere mit Regisseurin Petra Volpe: 25. Februar, 20 Uhr, Kinok St.Gallen. Weitere Vorstellungen im März.