Wundersame Grundstückgeschäfte am Platztor

Plötzlich muss alles schnell gehen.
Am Montag stellten Kanton und Universität St. Gallen das Projekt für einen neuen Campus am Platztor vor.
Am 18. November wird die Vorlage bereits im Stadtparlament behandelt.
Der Campus ist aber erst auf 2025 geplant.
Zur Ausgangslage: Die für den Ausbau der Universität benötigten Parzellen befinden sich zum grössten Teil im Besitz der Stadt. Den Verkauf an den Kanton soll nun das Stadtparlament am 18. November absegnen.
Allerdings wären auch andere Varianten denkbar: Nämlich, dass die Grundstücke von der Stadt nur im Baurecht abgegeben werden. Sie hätte dann Mitsprachemöglichkeiten bei der Projektierung. Und bekäme regelmässige Einnahmen.
In der Vorlage wird erklärt, wieso die Abgabe im Baurecht keine Möglichkeit ist.
Unter anderem:
«Zu berücksichtigen ist bei der Entscheidung Verkauf oder Baurecht auch, dass mit den privaten Grundstücken der Senn Resources AG ein dritter Grundeigentümer beteiligt ist». Voraussichtlich würden Bauarrondierungen nötig, «die mit Baurechtsgrundstücken nur schwierig abzuwickeln sind.»
Offensichtlich hat die Senn Resources AG die Parzellen erst kurz vor der öffentlichen Bekanntgabe – oder sogar während die Vorlage geschrieben wurde – gekauft.
Die am Samstag im «Tagblatt» publizierten Handänderungen beziehen sich auf die Zeit zwischen dem 18. und dem 31. Oktober.
Ganz überraschend ist der Besitzerwechsel allerdings nicht: In der Vorlage steht, dass die betroffenen privaten Eigentümer von der Senn Resources AG vertreten werden. Das Unternehmen besitze die Kaufrechte oder sei bereits Eigentümerin.
Nach den nun veröffentlichten Handänderungen eines Grundstücks an der Böcklinstrasse sowie von den drei Liegenschaften Böcklinstrasse 10, Magniberg 3 und St. Jakobstrasse 13 befinden sich Senn Resources in einer komfortablen Situation.
Es ist klar, dass der Kanton die Grundstücke oder Teile davon kaufen muss.
Zu welchem Preis?
Vom Generalunternehmen HRS ist bekannt, dass es zur Strategie des Unternehmens gehört, sich frühzeitig Liegenschaften in Entwicklungsgebieten – Beispiel: hinter dem Bahnhof – zu sichern. Dann ist HRS auf jeden Fall beteiligt, wenn dort konkret projektiert wird. Meistens erhält das Generalunternehmen gleich den Auftrag für die Realisierung.
Bauen Senn Resources den HSG-Campus?
Vor der Beratung im Stadtparlament stellen sich verschiedene Fragen:
Wieso hat die Stadt die Liegenschaft nicht selber gekauft? Sie hätte damit mehr Gewicht gegenüber dem Kanton gehabt, hätte das Projekt an zentraler Lage mit Angeboten ergänzen können, die nicht nur den HSG-Studierenden, sondern auch der Stadtbevölkerung zugute kommen. Das Risiko wäre klein gewesen: Der Kanton hätte die Parzellen kaufen müssen.
Wann hat die Senn Resources AG begonnen, sich die Eigentumsrechte zu sichern?
Gibt es Abmachungen zwischen der Stadt, dem Kanton und der Senn Resources AG? Welche?
Wer profitiert vom Deal am meisten?