, 24. März 2022
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Wortlaut: Endlich wieder live

Wortlaut steht vor der Tür – vom 25. bis 27. März, unter anderem mit dem neuen Buch von Lika Nüssli, mit dem Gassenhauer von Saiten, mit Spoken Word, einem literarischen Stadtrundgang oder Texten zum Krieg von Serhij Zhadan.

Ausschnitt aus dem Cover von «Starkes Ding». (Zeichnung: Lika Nüssli)

Ihrer demenzkranken Mutter hatte die St.Galler Zeichnerin Lika Nüssli 2018 die Graphic Novel Vergiss dich nicht gewidmet. Ein riesiger Wollknäuel war dort das Leitmotiv und Material für die bildstarke Nacherzählung der Lebensgeschichte ihrer Mutter – entstanden zum Zeitpunkt, als die Mutter selber nicht mehr in der Lage war, zu erzählen.

Jetzt, vier Jahre nach der Premiere des Buchs ebenfalls am Wortlaut-Festival, kommt Starkes Ding heraus: Lika Nüsslis Hommage an ihren Vater. Dieser wuchs als Verdingbub im Toggenburg auf – auf dem Cover sieht man einen Menschen, wie er einen gewaltigen Heuballen die steile Alp hochträgt, eine Sisyphus-Arbeit.

Lika Nüssli: Starkes Ding, Buchpremiere: 27. März, 11 Uhr, Kunstmuseum St.Gallen

Lika Nüssli: «Im Taumel», Ausstellung bis 29. Mai
Vernissage: 25. März, 18.30 Uhr, Cartoonmuseum Basel

«Inspiriert von der Senntums­­malerei erzählt Lika Nüssli von den jungen Jahren ihres Vaters Ernst. In einem berührenden Bild- und Figurenkosmos verschmelzen unbeschwerte Kindheitsmomente mit dem harten ­Alltag und Überlebenskampf der Toggenburger Bauernfamilien und dem im Nachbarland tobenden Krieg. Kleine Pausen voller Glück bringen der Hauptfigur ihre ver­lorene Jugend und Freiheit zurück.» So würdigt Anette Gehrig, Direk­torin des Cartoonmuseums Basel, das neue Buch.

Dort im Cartoonmuseum wird dieses Wochenende eine Retrospektive zum Werk von Lika Nüssli eröffnet. «Im Taumel» umfasst Arbeiten aus allen Schaffensphasen, von Comics und Comicreportagen bis zu grossformatigen Malereien auf Stoff und Dokumentationen ihrer Performances. Zudem sind eigens für die Ausstellung geschaffene Arbeiten zu sehen sowie die  Originalzeichnungen zur Graphic Novel Starkes Ding.

Literatur, gezeichnet, gesprochen und auf die Gasse gehauen

Neben der digitalen Literatur, mehr dazu hier, sind Cartoon, Graphic Novel und Illustration sind wie gewohnt ein Schwerpunkt im Wortlaut-Programm. Maeva Rubli und Anisa Alrefaei Roomieh sind mit bei mir, bei dir zu Gast, Adam Vogt stellt Jumelles vor, Lina Ehrentraut ist mit Melek und ich zu Gast und Hannes Richert mit Die Party ist vorbei.

Wortlaut: 25. bis 27. März, diverse Orte in St.Gallen. Das ganze Programm, Tickets und Infos:

wortlaut.ch

Letzteres soll allerdings, auch wenn nah bei uns, in der Ukraine Krieg herrscht, am Festival selber nicht gelten. Diverse Spoken-Word-Programme versprechen «Party», von Miriam Schöb oder Rebekka Lindauer bis zum alljährlichen Dialekt-Poetry-Slam «Säg rächt!»: Diesmal wird in der Grabenhalle gebündnert, gerheintalert oder gezürchert, dazu kommen Gäste aus Ravensburg und Regensburg.

Gassenhauer: 26. März, 17.30 Uhr, Stadthaus, Gallusstrasse 14

Säg rächt! Dialekt-Poetry-Slam:
26. März, 21 Uhr, Grabenhalle

Lautstark kündigt sich auch der Gassenhauer an. Marcus Schäfer und Diana Dengler vom Theater am Tisch waren die letzten beiden Jahre pandemiebedingt nur per Video aus dem Lockdown zu hören und zu sehen, hier und hier. Jetzt komt das Duo wieder live zu Wort.

Günther und Emmi hauen dieses Jahr erstmals aus dem Stadthaus, dem Sitz der honorablen Ortsbürgergemeinde, auf das Altstadtpflaster und den Klosterplatz hinunter. Und kommen sich dabei, soviel sei verraten, deftig und humoristisch in die Haare – kein Wunder in genderkorrekten, diskriminierungssensiblen und kriegstraumatischen Zeiten wie diesen.

Achtung, vorverlegte Anfangszeit: Der Gassenhauer startet am Samstag um 17.30 Uhr (statt 20 Uhr) im Stadthaus an der Gallustrasse 14.

«Krieg ändert das Vokabular»

Den Auftakt zum diesmal auf Samstag und Sonntag gleichermassen verteilten Festivalprogramm macht am Freitagabend eine Stationenlesung bei der Militärkantine. Katja Brunner, Rolf Hermann und Adam Vogt lesen aus ihren Werken, und Schauspieler Marcus Schäfer hat Texte von Serhij Zhadan ausgewählt. Zhadan ist einer der populärsten ukrainischen Schriftsteller und ein scharfzüngiger Kritiker des Kriegs.

Stationenlesung mit Katja Brunner, Rolf Hermann, Marcus Schäfer und Adam Vogt: 25. März, 18 Uhr, Militärkantine

«Krieg ändert das Vokabular. Er reaktiviert Wörter, die man bis dato nur aus historischen Romanen kannte. Vielleicht weil Krieg immer auch die Geschichte reaktiviert. Man kann sie sehen, schmecken, riechen. Meist riechen sie verbrannt.» So steht es in der Einleitung zu Zhadans Gedichtband Warum ich nicht im Netz bin.

Und weiter, mit Bezug auf die Tagebuchnotizen aus Luhansk von 2014, die den zweiten Teil des 2016 bei Suhrkamp erschienenen Buchs bilden, schreibt Zhadan optimistisch – man liest solche Sätze heute mit grösster Beklemmung: «Ein Tagebuch ist eine offene Geschichte, die manchmal abreisst, um an einer anderen wieder einzusetzen. Sie wird fortgesetzt, solange du sie erzählst, solange du Anteil nimmst. Der Krieg geht irgendwann zu Ende, auch wenn er heute endlos aussieht. Die Städte, die Strassen, die Stimmen bleiben, es bleibt der Wunsch zu reden, der Wunsch zuzuhören.»

Aus dem jüngsten Lyrikband von Serhij Zhadan mit dem Titel Antenne, erschienen 2020, wird Marcus Schäfer zur Festivaleröffnung lesen.

Stadtrundgang mit Hörspur

Nicht fehlen darf am Wortlaut auch ein literarischer Stadtrundgang. Richard Butz und Nathalie Hubler führen diesmal vom Einstein über das Stickereiviertel in den Westen bis nach Bruggen. Der Verlag VGS Verlagsgenossenschaft St.Gallen, bei dem Butz seine neunbändigen Streifzüge durch das literarische St.Gallen Ich hätte grosse Lust auf einen Spaziergang herausgebracht hat, hat dazu eine Audiospur entwickelt.

Literatur in der Stadt: So, 27. März, 10 Uhr, Treffpunkt Hotel Einstein

Unter dem Titel «Lose statt läse» sind 60 Hörbeispiele aufgenommen worden, gesprochen von Matthias Flückiger, Nathalie Hubler, Adrian Riklin und Anna Schindler. Die Audiothek ist unter vgs-sg/literaturspaziergaenge-sanktgallen oder auf SoundCloud kostenlos zugänglich.

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