Saiten: Wie seid ihr eigentlich zum Puppen- und Figurentheater gekommen?
Frauke Jacobi: Ich wollte schon mit zehn Jahren Puppenspielerin werden und habe meinen Wunsch zum Beruf gemacht. Vorher habe ich aber noch «was Ordentliches» gelernt, nämlich Krankenschwester. Danach habe ich an der Hochschule Ernst Busch in Berlin vier Jahre lang zeitgenössisches Puppenspiel studiert und mache es seitdem mit Herzblut.
Stephan Zbinden: Ursprünglich bin ich Wirtschaftsinformatiker. Wenn man mit einer freien Kulturschaffenden zusammenlebt, vereinnahmt einen dieses Leben automatisch. Am Anfang war ich Gelegenheitschauffeur und übernahm dann laufend mehr Produktions-, Technik- und Managementaufgaben. Auf den Tourneen haben wir immer auch in St.Gallen Halt gemacht. 2013 hat uns Tobias Ryser angefragt, ob wir uns für seine Nachfolge als Leitung des Figurentheaters bewerben wollten. Das war eigentlich gar nicht auf unserem Radar, aber wir haben schon früher mit dem Gedanken gespielt, vielleicht irgendwann einmal ein Theater zu übernehmen, sobald die Kinder ausgeflogen sind. Die Bewerbung für St.Gallen war für uns zunächst eher ein Testlauf.
Mit welcher Idee seid ihr 2013 angetreten? Was wolltet ihr verändern?
FJ: Das war eine sachte Übernahme. Wir mussten zuerst mit den Gegebenheiten einen Umgang finden. Tobias Rysers Theater war sehr vielseitig, aber durch mein Studium an der Ernst Busch hatte ich nochmals ein breiteres Repertoire zur Verfügung: Animationsfilme, Maskenspiel, Objekttheater, Schattenspiel und so weiter. Ich habe nichts neu erfunden, aber vielleicht eine grössere Formenvielfalt reingebracht.
SZ: Wir wollten das Figurentheater auch professionalisieren. Zu Beginn ohne zusätzliches Budget. So kam es auch zu vermehrten Kooperationen mit der Freien Szene und Hochschulen. Ohne diese Partnerschaften wäre es nicht gegangen.
FJ: Als freie Puppenspielerin war man mit seinen Stücken auf Tournee. An einem festen Ort etwas Eigenes aufzubauen, hatte auch seinen Reiz. Vorher war die Frage immer: Wo kann ich proben? Wo kann ich spielen? Nun konnten wir an einem Ort bleiben und das Publikum zu uns holen.
SZ: Das gibt Kontinuität, man hüpft nicht immer von Produktion zu Produktion, man kann etwas über längere Zeit entwickeln. Der Wechsel vom Amateur- zum professionellen Betrieb dauerte rund sechs Jahre. Einige Leute fanden am Anfang, es sei schade, dass wir nicht gleich alles auf den Kopf stellten. Das hätten wir uns aber schon finanziell nicht leisten können. Dass sich dennoch einige Leute von früher mit uns auf den Weg gemacht haben, war sehr wichtig, gerade wenn man von auswärts nach St.Gallen kommt. Am Anfang haben wir ganz bewusst niemanden aus Zürich mitgenommen und vor allem mit lokalen Künstler:innen zusammengearbeitet.
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Nebst dem Erarbeiten neuer, eigener Produktionen kamen das Verwalten der Räumlichkeiten und der Aufbau eines Netzwerkes hinzu. Wie war das für euch?
FJ: Schon nicht ganz einfach. Tobias ist ja dann ziemlich bald gestorben.
SZ: Tobias hat uns in der kurzen Zeit, in der er noch da war, jeden roten Teppich ausgerollt, den er konnte. Aber es gibt kaum etwas Schriftliches von ihm. Er hatte einfach einen grossen Kopf, in dem alles drin war.
FJ: Die Stückfassungen, die unsere Vorgänger gemacht haben, sind natürlich im Archiv. Etwa ein halbes Jahr vor unserer ersten Spielzeit haben wir angefangen, die Lager zu räumen. Der Fundus war vollgestopft mit Material vergangener Produktionen, teils sogar noch von Tobias’ Vorgänger, dem Gründer des Figurentheaters Hans Hiller. Ein Teil der Sammlung ging schon vorher hinüber ins Kulturmuseum (früher: Historisches und Völkerkundemuseum, Anm.d.Red.). Und wir haben auch bereits einen Teil aus unserer Zeit hinübergebracht.
SZ: Vor uns hat wohl nie jemand richtig aufgeräumt.
FJ: Das musste sein für einen Neuanfang. Wir haben die Räumlichkeiten, Büro, Lager etc. neu gedacht und relativ rasch eine neue Werkstatt eingerichtet.
SZ: Das Entrümpeln war eine Riesenaufgabe. Auch hierbei hat uns Tobias eine grosse Last von den Schultern genommen, indem er gesagt hat, wir sollen unser Ding machen und uns von niemandem reinreden lassen.
Welche Stücke der letzten zehn Jahre kamen beim Publikum besonders gut an? Und was hat euch künstlerisch am meisten gefreut?
FJ: Was uns grosse Freude gemacht hat und was wir auch mit einem tränenden Auge verabschiedet haben, sind die Gertrud-Shows, wo sich stadt- und sogar landesweit bekannte Gäste auf den «Schleudersitz» setzten und sich Gertruds galligen Fragen stellten. Ab 2020 haben wir das Erwachsenenprogramm eingestellt, weil wir uns auf das Kinder- und Jugendtheater fokussieren wollten.
SZ: Gertrud hatte schon fast ein bisschen Kultcharakter.
FJ: Ja, das waren zwar in der Vorbereitung sehr aufwändige Abende, es hat aber auch sehr viel Spass gemacht. Gertrud gibts immer noch, und weil sie immer mal wieder aus dem Fundus ruft, sitzt sie heute beim Saiten-Interview mit am Tisch. Es ist echt eine tolle Puppe, Mechtild Nienaber hat sie gebaut. Die Zusammenarbeit mit professionellen Puppenbauer:innen ist ebenfalls ein Teil der Professionalisierung des Figurentheaters.
Um auf deine erste Frage zurückzukommen: Die Publikumsmagnete der letzten Jahre waren unter anderem sicher Das kleine schwarze Schaf und die Bremer Stadtmusikanten, mit denen wir auch viel auf Gastspiel waren.
SZ: Das kleine schwarze Schaf ist eine mobile Produktion, die wir während der Coronazeit ohne Produktionspartner entwickelten. Auf der Bühne spielten mit Lukas Bollhalder und Musiker Willi Häne «eigene» Leute. Es musste technisch möglichst einfach und im Freien spielbar sein. Diese Idee der Einfachheit funktionierte. Das Stück wurde in der ganzen Schweiz, im Vorarlberg und in Liechtenstein rauf und runter gespielt.
Das Figurentheater St.Gallen geht immer noch auf Tour?
FJ: Letztes Jahr haben wir über 70 Gastspiele gegeben. So viel wie noch nie.
SZ: Das ist kontinuierlich gewachsen. Man hat uns bei parlamentarischen Verhandlungen über Subventionserhöhungen jeweils fehlende nationale Ausstrahlung vorgeworfen. Das müssen wir ein Stück weit auch auf uns nehmen und besser kommunizieren. Wir haben angefangen, auch die Gastspiele auf der Website aufzuschalten, auch wenn sich danach einige wegen fehlender Übersichtlichkeit beklagt haben. In St.Gallen frage ich mich manchmal, ob Tradition mehr Fluch oder Segen ist. Hier gelten wir oft noch als konservative, etwas abgekapselte Kulturinstitution, im Rest der Schweiz hingegen als innovatives Kinder- und Jugendtheater. Das ist nicht nur nachteilig: Tradition gibt einem auch eine gewisse Stabilität, man wird nicht immer gleich von überall her beschossen.
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Ist diese Geringschätzung etwas spezifisch St.Gallisches?
SZ: In St.Gallen – aber womöglich auch anderswo – machen die Kulturinstitutionen häufig einfach ihr Ding, und ich fände es sehr wichtig, wenn man wieder mehr aufeinander zugehen würde. Wie das jetzt beispielsweise bei der Initiative «Das Haus» ein Stück weit passiert.
FJ: Es war super, dass wir beim Jubiläum des Palace-Gebäudes und bei der Eröffnung vom Haus Olé dabei sein durften und zum Beispiel am Grabenhallen-Jubiläum, im Kulturmuseum und auch immer wieder in der Bibliothek St.Katharinen spielen können.
SZ: Solche Kooperationen wünschte ich mir mehr in St.Gallen, man nimmt einander ja nichts weg, im Gegenteil: Es ist immer sehr bereichernd.
Wie haben sich die Publikumszahlen in den letzten zehn Jahren entwickelt?
SZ: Am Anfang haben wir Publikum verloren. Das ist ein Stück weit normal, wenn man etwas erneuert. So ab 2018/19 war die Bude dann wieder richtig voll, bis der Corona-Cut kam. Seither ist das Publikumsverhalten anders.
FJ: Die Leute sind viel spontaner geworden.
Denkt ihr wieder über ein Erwachsenenprogramm nach? Es gibt Stimmen, die dieses vermissen.
SZ: Sag niemals nie. Der Entscheid gegen das Erwachsenenprogramm war ein «kill your darling». Wir hatten schlicht nicht mehr die Ressourcen, um beide Angebote mit unserem Qualitätsanspruch stemmen zu können. Wir machten dann die Analyse: Fürs klassische Ü50-Theaterpublikum gibt es bereits ein breites Angebot in St.Gallen, aber niemand will das weniger prestigeträchtige Kinder- und Jugendtheater machen. Das ist unsere Kernstärke.
Spielt der Verzicht auf das Erwachsenenprogramm mit bei der Wahrnehmung innerhalb St.Gallens?
FJ: Da bin ich mir nicht sicher. Wir hatten schon vor Corona kein Erwachsenenprogramm mehr, und da liefs ja sehr gut. Stücke wie Löwenherzen oder Romeo und Julia, die sich durchaus auch an ein erwachsenes Publikum richten, haben wir auch abends gespielt. Es kamen trotzdem nicht viele Erwachsene.
SZ: In der Kultur wie im Sport oder anderswo gilt: Sobald du etwas im Kinder- und Jugendbereich machst, gibts dafür einfach weniger Anerkennung. Als wir den Entscheid für den Fokus aufs Kinder- und Jugendangebot bekannt gaben, kam aus dem Kulturkuchen die Rückmeldung: Hey, warum macht ihr euch so klein?
«Ich behandle alle Stücke gleich, egal, ob sie für Erwachsene oder Kinder sind. Der künstlerische Anspruch ist für mich derselbe.»
FJ: Das Thema begleitet mich schon mein halbes Leben. Das Kinder- und Jugendtheater hatte in meiner Arbeit immer Vorrang. Ich behandle alle Stücke gleich, egal, ob sie für Erwachsene oder Kinder sind. Der künstlerische Anspruch ist für mich derselbe. Kinder sind als Publikum viel purer und ehrlicher. Wenn wir ihnen kein gutes Angebot liefern, werden sie später tendenziell auch nicht ins Theater gehen. Dennoch wird man oft belächelt. Ich kenne einige Schauspieler:innen, die an einem Kinder und Jugendtheater gearbeitet haben und es sehr schwer hatten, an Theatern für Erwachsene engagiert zu werden. Ich sehe da ausser der Wahl der Stoffe und der Dauer der Stücke keinen Unterschied, und es ist bedauerlich, wenn manch einer es als Theater zweiter Klasse betrachtet.
Welche Stoffe funktionieren im Kinder- und Jugendtheater gut?
FJ: Das kommt immer drauf an. Wenns einen bekannten Titel hat, läufts in der Regel besser. Die Weihnachtszeit läuft eh gut. Wir müssen grundsätzlich schauen, dass das Angebot vielfältig ist. Wir wollen nicht nur bekannte Stoffe bearbeiten. Das Hocharbeiten in den Altersstufen bleibt aber eine Herausforderung. Die Sachen ab vier Jahren laufen immer gut, aber ab zehn wirds sofort schwierig. Da suchen wir immer auch die Zusammenarbeit mit Schulen.
Gleich gegenüber liegt die Kantonsschule. Könnte nicht gerade das ein potenziell interessiertes Jugendpublikum sein?
FJ: Ganz schwer. Das funktioniert höchstens über die Lehrer:innen, aber die orientieren sich in der Regel am Theater St.Gallen. Die gehen lieber in die Klassiker.
SZ: Das Schulangebot ist genauso wichtig wie das öffentliche. Wir bieten zu allen Stücken theaterpädagogisches Begleitmaterial an, die Schulen werden mit einem speziellen redaktionellen Newsletter informiert etc. Mit der Unterstufe konnten wir uns bereits einen guten Austausch erarbeiten. Das müsste uns jetzt auch in der Oberstufe gelingen. Doch mit 240 Stellenprozent auf fünf Personen verteilt wird das personell schnell knapp. Wir sind jetzt daran, in einem Pilotprojekt mit der Theaterpädagogin Edith Zwygart noch aktiver in die Schulen zu gehen.
Welche Stücke eignen sich denn für Jugendliche? Welche Botschaften wollen sie hören?
FJ: Beim Alter ab zehn haben wir mal mit dem kleinen Prinzen angefangen, auch bei den älteren ist mit Romeo und Julia ein Klassiker zum Zug gekommen. Für einen Anfang schienen uns bekannte Titel angebracht. Das hat auch gut funktioniert. Löwenherzen von Nino Haratischwili hat einen weniger bekannten Titel und wird in der neuen Spielzeit wieder aufgeführt. Es geht um Kinderprobleme auf der ganzen Welt. Es ist eigentlich ein politisches Stück, aber trotzdem aus einer kindlichen Perspektive. Am Ende vermittelt es Hoffnung, es handelt von mutigen Kindern, die etwas unternehmen.
SZ: Es gibt auch noch die Klassenzimmerstücke Petty Einweg oder Geteiltes Leid, die ausschliesslich an den Schulen gespielt werden.
FJ: Geteiltes Leid behandelt das Thema Krieg im Kontext des Nahostkonflikts. Bei Petty Einweg, einer Eigenproduktion von uns, gehts um das Thema Umwelt.
Ist das – bei aller Qualität, die die Stücke haben – nicht auch etwas gar pädagogisch, etwas viel Moral und wenig Leichtigkeit?
FJ: Wir wollen vor allem Geschichten erzählen, ohne moralischen Zeigefinger. Aber eine Aussage gibts natürlich immer.
Wohin entwickelt sich denn eurer Meinung nach das moderne Figurentheater? Ist das spartenübergreifende Experiment wichtig oder sind sogar Rückbesinnungen zum klassisch verdeckten Puppenspiel wieder denkbar?
FJ: Im Grunde ist alles denkbar. Am 14. September zum Saisonstart-Fest zu unserer 11. Spielzeit spielen wir die Premiere von Rotkäppchen, ein Stück ohne Worte mit zwei Musikerinnen. Es ist eine Art musikalisches Rollkino auf Papier, bei dem die Kinder ohne Sprachbarriere die Geschichte sehen können. Also mal was ganz anderes. Bei Oh wie schön ist Panama von Janosch, das wir in dieser Spielzeit mit neuer Besetzung wieder aufnehmen, ist ein Teil ja auch verdeckt und also fast ein bisschen klassisch. Bei Eigenproduktionen wird immer der Bezug zum Material und zu den Figuren da sein.
Ist das Figurentheaterpublikum heute ein anderes als vor zehn Jahren – abgesehen von der Post-Corona-Spontaneität?
FJ: Ich habe den Eindruck, das Publikum ist trotz aller Entwicklungen offener geworden. Das mache ich zum Beispiel an den Rückmeldungen fest, die früher sicher öfter kritisch waren. Ich weiss jetzt aber gar nicht, ob das ein gutes oder ein schlechtes Zeichen ist. Sind wir am Ende doch wieder zu seicht und zu lieb geworden?
Wo gabs denn besonders viel Kritik?
FJ: Es gab bestimmte Stücke wie zum Beispiel Eins, zwei, drei, vorbei, das das ganze Leben von der Geburt bis zum Tod umfasste. Dass wir gezeigt haben, wie Knetfiguren gestorben sind, ging wohl vielen zu weit – vor allem den Eltern.
SZ: Die Kinder hatten kein Problem damit. Der Publikumsrückgang seit Corona ist kein Figurentheaterproblem, das spüren alle. Ich merke, dass die Leute etwas sehen möchten, das sie danach mit einem positiven Gefühl entlässt. Ein Bedürfnis, das ich angesichts der aktuellen Weltlage sehr gut nachvollziehen kann.
FJ: Geschichten, die gut ausgehen, wie in Märchen oder in der Fantasy-Literatur, kommen gut an, und sie lassen sich trotzdem mit unserer Welt verbinden.
Um mit dem jungen Publikum in Austausch zu bleiben, habt ihr den Jungen Theaterrat etabliert. Wie funktioniert der?
FJ: Das sind um die acht oder neun Kinder von sieben bis 15 oder 16 Jahren, mit denen ich mich immer mal wieder treffe, sei es, um Themen zu besprechen oder um gemeinsam ein Stück anzuschauen und dieses zu diskutieren. Auch mit Schulklassen organisieren wir Hauptprobenbesuche. Da kommen immer wertvolle Rückmeldungen, die in die Inszenierungen einfliessen. Auch lassen wir uns gern bei der Themenauswahl für künftige Produktionen inspirieren.
Wie steht es heute um die Vernetzung der Figurentheaterszene in der Schweiz?
FJ: Es gibt zum Beispiel das Jungspund-Festival. Darin sind aber alles Sparten für ein junges Publikum vertreten. Figurentheaterfestivals gibt es alle zwei Jahre in Basel und Baden.
SZ: Die ganze Figurentheaterszene hat sich auch ganz unterschiedlich weiterentwickelt. Das Theater Stadelhofen in Zürich ist mit seinem «Theater der Dinge» mittlerweile etwas weiter weg vom Figurentheater. Winterthur und Wettingen sind anspruchsvolle Gastspielbetriebe. Die Amateurbetriebe Bern und Basel funktionieren noch wie vor 50 Jahren.
Wie steht es um die freie Szene?
FJ: In der Ostschweiz gibt es zum Beispiel Sebastian Ryser, Rahel Wohlgensinger und Kathrin Bosshard die an der Ernst Busch studiert haben. Auch schweizweit gibt es wieder jüngere Puppenspieler:innen, die die Szene beleben. Seit diesem Sommer trifft sich die freie Deutschschweizer Figurentheaterszene etwa fünf Mal pro Jahr zum Austausch. Das erste Treffen war an der Figura in Baden, das nächste findet in Biel statt. Nach einem Generationenwechsel in den Verbänden ist in jüngster Zeit wieder eine Art Aufbruchstimmung zu spüren. Da geht etwas!
Und welche mittel- bis längerfristigen Pläne hegt das Figurentheater St.Gallen?
SZ: Persönlich spüre ich manchmal, dass ich – ohne es zu wollen – nach zehn Jahren vielleicht etwas in eine Art Betriebsblindheit verfallen bin. Aber dagegen lässt sich natürlich etwas unternehmen. Wir wollen sicher unsere Kooperationen mit anderen Leuten und Institutionen intensivieren. Das Figurentheater soll auch die nächsten zehn Jahre nicht einfach ein Jacobi-Zbinden-Ding sein.
FJ: In der letzten Spielzeit haben wir unseren neuen grafischen Auftritt präsentiert. Das war eine ziemliche Kiste. Für die Zukunft haben wir noch einige Pläne, die nicht nur das Programm betreffen. Abgesehen vom theaterpädagogischen Pilotprojekt an den regionalen Oberstufen ist das meiste aber noch nicht spruchreif. Ausserdem stecken wir bereits in den Vorbereitungen für das 70-Jahr-Jubiläum 2026. Da wollen wir aber noch nicht zu viel verraten.
Frauke Jacobi, 1971, ist in Weimar geboren und aufgewachsen und hat nach einer Ausbildung zur Krankenpflegerin an der Hochschule für Schauspiel Ernst Busch in Berlin zeitgenössisches Puppenspiel studiert. Danach spielte sie als freie Spielerin und an diversen Theatern im deutschsprachigen Raum fest angestellt. Seit 2013 leitet sie – zusammen mit ihrem Partner Stephan Zbinden – als künstlerische Leiterin das Figurentheater St.Gallen.
Stephan Zbinden, 1968, ist in Biel aufgewachsen und hat bis 45 auf seinem Erstberuf Wirtschaftsinformatiker gearbeitet. Nebenbei spielte er intensiv Unihockey, trainierte Jugendliche und wandte sich erst später der Kultur zu, als er die Puppenspielerin Frauke Jacobi kennenlernte und mit ihr in Zürich zusammenzog. Was als Gelegenheitschauffeur und -techniker begann, mündete in einer Kulturmanagementausbildung im Stapferhaus in Lenzburg. Seit 2013 leitet er – zusammen mit seiner Partnerin – als kaufmännischer und technischer Leiter das Figurentheater St.Gallen.