Wiesental ist fürs erste gerettet

Die Villa Wiesental bleibt – vorerst – erhalten: Der St.Galler Stadtrat hat sich für ihre Schutzwürdigkeit ausgesprochen. Die Besitzerin HRS sucht jetzt einen Käufer.

Von  Peter Surber
Wird möglicherweise bald zum Literaturhaus: Die Villa Wiesental an der Rosenbergstrasse.

Ist die alte Villa Wiesental an der Rosenbergstrasse schutzwürdig, oder muss sie dem ästhetisch zweifelhaften Neubauprojekt namens „Stadtkrone“ weichen? Das Communiqué des Stadtrats vom Donnerstag ist unzweideutig: Er hat entschieden, dass die „Stadtkrone“ „zum heutigen Zeitpunkt die Voraussetzungen für einen Verzicht auf den Schutz der Villa Wiesental nicht erfüllt“. Diese Einschätzung sei mit HRS „in mehrfachen Gesprächen“ diskutiert worden; dabei habe die Stadt die Überzeugung vertreten, „dass nur eine Gesamtlösung mit Erhalt der Villa zielführend ist“. Eine solche habe HRS denn auch in Aussicht gestellt.

Alles bestens also? Auf den ersten Blick ja, sagt Gallus Hufenus, Sprecher und Kopf des Vereins, der für den Erhalt der Villa letztes Jahr immerhin über 5000 Unterschriften gesammelt hat. Und auf „Tagblatt online“ lautet ein Kommentar: „…und manchmal gewinnt die WutBürgerWehr!“

Auf den zweiten Blick sei die neue Situation aber diffus, meint Hufenus. Denn HRS schreibt in einer Stellungnahme, dass die Villa Wiesental bis Ende Jahr zum Kauf ausgeschrieben werde. Sollten Angebote eingehen, verzichte die Firma auf das Projekt „Stadtkrone“ und renoviere die Villa im Auftrag des Käufers. Nach den Sommerferien sollen diese Renovationsarbeiten budgetiert werden – bei einem Verkauf wolle HRS zudem auf dem Grundstück ein noch zu planendes, höheres Haus errichten. Finde sich kein Käufer, komme HRS auf das Projekt „Stadtkrone“ (Bild) zurück.

wiesental2

Darauf also laufe es hinaus, übersetzt Gallus Hufenus die Communiqués: „HRS sucht Käufer für renovierte Villa und will daneben bauen.“ Damit sei das Haus fürs erste zwar gerettet und habe der Stadtrat erfreulicherweise endlich Farbe bekannt – aber fraglich sei, ob sich Interessenten für die Villa allein finden lassen, ohne ein ertragreiches Neubauprojekt mitplanen zu können und damit die Villa querzufinanzieren.

„Damit ist erstmal nur eine Schlacht gewonnen, aber noch nicht der Krieg“, schreibt der Verein Villa Wiesental auf seiner Facebook-Seite. Er wolle sich jetzt an der Suche nach einer möglichen Käuferin beteiligen und dafür sorgen, dass der schleichende Zerfall der Villa nicht weitergehe.

Oder selber als Käufer auftreten? Gallus Hufenus erinnert zwar an den finanziellen Grosserfolg des Benefizkonzerts für die Villa letzten Sommer – „das war ein starkes Zeichen“. Aber ein Kauf würde ganz andere Mittel erfordern.