Von Grotten und Goldgruben

Ein Märchen aus der Sammlung der Gebrüder Grimmig. Gefunden im Nachlass von Ida List.

Von  Corinne Riedener
Danke, Google

Da war einmal ein Quartier hinter dem Bahnhof, das irgendwie nach Berlin roch. So erzählt man es sich. Dann mussten die kleinen grossen Häusern weichen. Und dort, unter dem höchsten aller Häuser, hatten die Baumeister eine Grotte für die Autos ausgehöhlt.

Die Grotte war angeblich nicht allzu bekannt, denn selten war sie voll. Viele Autos standen lieber nebenan, auf dem Platz zwischen Hochhaus, Club- und Lichtspielhaus.

Eines Tages war der Himmel voller Zorn und die Autos flüchteten unter die Erde. Dort war es sicher, dort sind sie geblieben. Der Platz inmitten der Stadt wurde frei. Doch was sollte mit ihm geschehen?

Die Baumeister wollten einen Park, doch sie fürchteten sich vor dem Gesindel, das ihn in Anspruch nehmen könnte.

Dann planten sie eine Konzerthalle für die Städter und jene aus den umliegenden Weilern. Doch das Geld war knapp. Weil andere Dinge wichtiger waren.

Einige hatten die Idee eines grossen Stadtgartens, in dem sich alle bedienen könnten – am Gemüse und der frischen Luft. Andere jedoch fanden, es reiche, wenn jeder sein eigen Gärtchen bestellte.

Die Jungen forderten einen freien Raum. Für Spiele, Feste, Kunst und Musik. Da bekamen es die Alten mit der Angst zu tun. Sie sahen zu viel Freiheit und überflüssige Freizeit.

Und vergeudetes Potenzial. Darum wurde der Platz kurzerhand verkauft, um neben der Grotte eine Goldgrube zu bauen. Um mit dem Gold weitere Grotten zu bauen.

So endet diese Erfolgsgeschichte. Denn ohne dieses Ende wäre es eben – nur eine schöne Geschichte.