Vom Museum auf die Strasse

Touch Sanitation Performance von Mierle Laderman Ukeles war eine Performance mit 8500 Reinigungskräften in New York City. (Bild: pd/Courtesy of the artist and Ronald Feldman Gallery/Deborah Freedman)

Die Ausstellung «Auf der Strasse» im Kunstmuseum Liechtenstein erkundet den öffentlichen Raum: als Bühne, Archiv und Widerstandsort. 

Was pas­siert, wenn die Kunst den Mu­se­ums­raum ver­lässt und sich auf die Stras­se be­gibt? Wenn das Fla­nie­ren zur künst­le­ri­schen Pra­xis wird und der Asphalt nicht nur Ver­kehrs­flä­che, son­dern Büh­ne, Ar­chiv und Wi­der­stand­sort ist? Die Aus­stel­lung «Auf der Stras­se» im Kunst­mu­se­um Liech­ten­stein lädt ge­nau da­zu ein: den öf­fent­li­chen Raum neu zu se­hen und zu spü­ren.

Bis zum 31. Au­gust ver­wan­deln sich die Sä­le des Kunst­mu­se­ums in klei­ne Stadt­räu­me und fra­gen laut dem Mu­se­um, «wie der öf­fent­li­che Raum un­ser Den­ken, Han­deln und Sein be­ein­flusst und wie wir ihn ak­tiv durch un­se­re Prä­senz mit­ge­stal­ten». Seit den 1960er-Jah­ren ha­ben Künst­ler:in­nen be­gon­nen, das Mu­se­um hin­ter sich zu las­sen, um draus­sen neue Be­deu­tungs­räu­me zu er­öff­nen. «Die­se Hal­tung hat nicht nur die Gren­zen von Kunst, son­dern auch das Ver­hält­nis von pri­va­tem und öf­fent­li­chem Raum neu de­fi­niert.»

Die­se un­ter­schied­li­chen Zu­gän­ge zum öf­fent­li­chen und ur­ba­nen Raum greift die Aus­stel­lung «Auf der Stras­se» auf. Da­bei set­zen Po­si­tio­nen aus den 1960er-Jah­ren je­weils den Aus­gangs­punkt in den vier the­ma­tisch ge­glie­der­ten Räu­men. 

Der ers­te Raum wid­met sich dem Sam­meln und Spu­ren­le­sen und ist laut Aus­stel­lungs­text ei­ne «poe­ti­sche Re­fle­xi­on exis­ten­zi­el­ler Hand­lun­gen im öf­fent­li­chen Raum». Im zwei­ten Raum steht das Ge­hen auf der Stras­se im Zen­trum. Das schnö­de Ge­hen wird zur «künst­le­ri­schen Stra­te­gie» und zur «Me­ta­pher mensch­li­cher Exis­tenz» er­ho­ben.

Ausstellungsansicht «Auf der Strasse» im Kunstmuseum Liechtenstein mit Werken von Rivane Neuenschwander, Salon Liz, Anna Jermolaewa (Bild: Courtesy of ProLitteris/Kunstmuseum Liechtenstein/the artists/Sandra Maier)

Ein wei­te­rer Raum rückt Tä­tig­kei­ten in den Fo­kus, die im All­tag oft über­se­hen wer­den und meist we­nig Wert­schät­zung er­hal­ten: War­tung, Für­sor­ge, In­stand­hal­tung. So­zu­sa­gen Ca­re-Ar­beit für die Stras­se. Von die­sen un­sicht­ba­ren Pro­zes­sen öff­net sich der Blick im letz­ten Raum auf die Stras­se als «Ort des Wi­der­stands, der Ge­füh­le, der Mi­gra­ti­on, des Über­le­bens und der ge­sell­schaft­li­chen Trans­for­ma­ti­on».

Be­spielt wer­den die­se vier Aus­stel­lungs­räu­me von gros­sen Na­men wie Jo­seph Beuys, Fran­cis Alÿs, Adri­an Pi­per oder Guy De­bord, aber auch span­nen­de zeit­ge­nös­si­sche Po­si­tio­nen, et­wa von Mar­ti­na Mor­ger, An­na Jer­mo­lae­wa oder dem Kol­lek­tiv Sa­lon Liz. 

Mit «Auf der Stras­se» un­ter­nimmt das Kunst­mu­se­um Liech­ten­stein den Ver­such, die oft un­spek­ta­ku­lä­ren, aber hoch auf­ge­la­de­nen Ebe­nen des öf­fent­li­chen Raums aus künst­le­ri­scher Sicht zu be­fra­gen. Der Zu­gang bleibt of­fen, die Per­spek­ti­ven viel­fäl­tig.

«Auf der Stras­se»: bis 31. Au­gust, Kunst­mu­se­um Liech­ten­stein, Va­duz

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