Viel zu tun an der Oststrasse

Die grosse Halle im Erdgeschoss. (Bilder: co)

Es kommt Leben ins neue St.Galler Kulturhaus. Derzeit läuft ein Crowdfunding für den Umbau, auch die Stadt und der Kanton haben je nochmals einen Beitrag gesprochen. 

Es riecht nicht mehr nach Öl, wenn man in die Hal­le kommt. Mitt­ler­wei­le wur­de hier fleis­sig ge­putzt und ge­schrubbt. Vom ehe­ma­li­gen Fa­brik­be­trieb an der Ost­stras­se 25 ist nicht mehr viel zu spü­ren. In der Ecke ste­hen et­wa hun­dert Stüh­le und Kis­ten mit Licht- und Ton­tech­nik. Im gros­sen Pro­be­raum ei­ne Eta­ge dar­über übt die Pan­aro­ma Dance Com­pa­ny für ihr Stück Songs About Us, das im April ur­auf­ge­führt wird. Auf der Ab­la­ge der im­pro­vi­sier­ten Kü­chen­zei­le war­ten Weih­nachts­schög­ge­li, Gip­fel und Man­da­ri­nen. 

Seit dem Ein­zug des Pro­jekt- und Pro­be­raums Pool An­fang Ok­to­ber hat sich ei­ni­ges ge­tan. Schritt für Schritt wird die al­te Werk­hal­le in ein Kul­tur­haus um­ge­rüs­tet. Pool­be­trei­be­rin Ann Kat­rin Coo­per und das Kern­team wer­fen der­zeit al­les in die Scha­le. Sie sam­meln Geld, bie­ten eh­ren­amt­li­che Hel­fer:in­nen auf und zap­fen ih­re pri­va­ten und an­de­ren Netz­wer­ke an. 

Das Panorama Dance Theater bei der Arbeit. Den Tanzboden hat die IG Tanz Ost gestiftet.

Stadt und Kan­ton spre­chen zu­sätz­li­ches Geld

Meh­re­re Hun­dert­tau­send Fran­ken kos­tet der Um­bau vor­aus­sicht­lich. Von rund 400'000 Fran­ken war ur­sprüng­lich die Re­de. Das hat­ten Ab­klä­run­gen mit dem Brand­schutz, den Ar­chi­tekt:in­nen, ei­nem Akus­ti­ker und an­de­ren Fach­leu­ten er­ge­ben. Jetzt, da die Stadt nicht wie er­hofft fi­nan­zi­ell ein­ge­stie­gen ist, schal­tet das Kul­tur­haus­team ei­nen Gang run­ter und nimmt sich Bro­cken um Bro­cken vor. Am Be­trag an sich hat sich da­durch we­nig ge­än­dert, nur an der Ge­schwin­dig­keit. 

Fest­ge­hal­ten hat die Stadt im­mer­hin am Be­triebs­bei­trag von 60'000 Fran­ken für die nächs­ten zwei Jah­re. Und die­se Wo­che hat der Stadt­rat ent­schie­den, noch­mals ein­ma­lig 20'000 Fran­ken zu­sätz­lich für das Kul­tur­haus zu spre­chen. «Das freut uns sehr», sagt Ann Kat­rin Coo­per, die ihr Ge­halt als Pool-Be­trei­be­rin zu­guns­ten der Raum­mie­te für die Ost­stras­se emp­find­lich ge­kürzt hat. Aber das ist ihr im Mo­ment egal. «Das Geld fliesst di­rekt in den Um­bau der Hal­le», sagt Coo­per. «Es gibt noch so viel zu tun.»

Dass die Stadt noch­mal ei­nen Bei­trag spricht, hat auch beim Kan­ton das Porte­mon­naie ge­lo­ckert. Das Amt für Kul­tur spricht vor­aus­sicht­lich eben­falls ei­nen Bei­trag im ähn­li­chen Rah­men. Die­se Gel­der sind ei­ne wich­ti­ge Ver­hand­lungs­ba­sis, wenn es um die wei­te­re Ak­qui­rie­rung von Gel­dern geht: Stif­tun­gen spre­chen oft nur ei­nen Be­trag, wenn sich auch die öf­fent­li­che Hand be­tei­ligt. Coo­per und das Kul­tur­haus­team wol­len bald die ers­ten An­fra­gen raus­las­sen. Ers­te po­si­ti­ve Si­gna­le ha­ben sie be­reits er­hal­ten. 

Crowd­fun­ding als wei­te­res Stand­bein

Ein wei­te­rer Bat­zen soll aus dem Crowd­fun­ding kom­men, das seit dem 5. De­zem­ber läuft. 60'000 Fran­ken sind das Ziel. Auch die­ses Geld fliesst in den Um­bau: Das Kul­tur­haus braucht un­ter an­de­rem noch brei­te­re Tü­ren für Büh­nen­bau und Bar­rie­re­frei­heit, Akus­tik-Pa­nele, ei­ne Ab­sturz­si­che­rung an den Trep­pen, ein Licht-Rigg, ei­ne Gas­tro­no­mie-Ecke und vie­les mehr. 

Be­kann­te Kul­tur­ge­sich­ter und In­sti­tu­tio­nen aus der Re­gi­on ge­ben dem Pro­jekt im Crowd­fun­ding-Vi­deo ih­re Stim­me, dar­un­ter Se­bas­ti­an Ry­ser mit sei­ner Pup­pe, Re­bec­ca C. Schny­der und Mi­cha­el Fin­ger mit Pau­la, Kom­po­nist Raoul A. Na­gel, La­di­na Thö­ny von der IG Kul­tur Ost, Ro­meo Oli­ve­ras von der IG Tanz Ost und wei­te­re Netz­wer­ker:in­nen wie Jac­ques Er­lan­ger, Gi­sa Frank oder Pe­ter Sur­ber. Das Crowd­fun­ding läuft noch bis 20. Ja­nu­ar

Die geplante Situation für den Vorstellungsbetrieb, Foyer, Bar, Technik im Erdgeschoss. (Pläne: Studio Romano Tiedje )

Das Obergeschoss bietet Platz für Ateliers, Fundus, Werkstätten und einen grosszügigen Probebereich.

Dass jetzt schon ge­probt wer­den kann, ist nur dank dem Ein­satz vie­ler mög­lich. Ann Kat­rin Coo­per er­rei­chen fast täg­lich Nach­rich­ten von Men­schen, «die das Pro­jekt cool fin­den und ih­re Diens­te an­bie­ten, et­wa beim Put­zen oder beim Schrei­nern». Auch lo­ka­le KMU un­ter­stüt­zen das Kul­tur­haus Pool: Mar­tell hat Wein spen­diert, Hälg ei­nen Hei­zungs­ser­vice und Ost Rei­ni­gung ei­ne Boh­ner­ma­schi­ne, das Stu­dio Ro­ma­no Tied­je hat die Bau­plä­ne ge­zeich­net, Jo­el Roth und Lou­is Hua ge­stal­te­ten das neue Pool-Pla­kat, Ex­tra Vir­gin die neue Web­site und Mon­key Pro­duc­tions lie­fert Licht und Ton. Die­ser Hel­fer:in­nen­lis­te kom­men ste­tig wei­te­re hin­zu. 

Coo­per ist dank­bar für die­se brei­te Un­ter­stüt­zung. «Es zeigt, dass die Men­schen die­ses Kul­tur­haus wol­len.» An­fang Jahr wird sie das Bau­ge­such ein­ge­ben. Das 2000 Qua­drat­me­ter gros­se Kul­tur­haus soll zu ei­nem Ver­an­stal­tungs­be­trieb für bis zu 300 Be­su­cher:in­nen um­ge­baut wer­den. Sie ist gu­ter Din­ge, dass das Ge­such rasch durch­kommt, denn sie ar­bei­tet eng mit den Ar­chi­tekt:in­nen und ver­schie­de­nen Fach­pla­ner:in­nen zu­sam­men. Die Ab­klä­run­gen in Sa­chen Bar­rie­re­frei­heit, Akus­tik und Brand­schutz, die Coo­per in den ver­gan­ge­nen Mo­na­ten be­reits hat ma­chen las­sen, flies­sen nun in das Ge­such ein. Auch da­für ha­ben vie­le Men­schen eh­ren­amt­lich oder zu ei­nem re­du­zier­ten Preis Stun­den in­ves­tiert. Un­ge­fäh­rer Wert: 30'000 Fran­ken.