Verdichten – und zusammen leben

Verdichten – aber wie? Heute abend wird in St.Gallen über neues Bauen diskutiert, das Ökologie mit sozialer Nachhaltigkeit verbindet. Und in Teufen geht die Debatte um den Ortsbildschutz weiter.
Von  Peter Surber

Verdichten, nachhaltig bauen, sozial wohnen – das sind Stichworte, die im Moment auf den verschiedensten politischen «Baustellen» verhandelt werden.  Der Kanton St.Gallen streitet um die Richtplanung, Ausserrhoden über den Ortsbildschutz (mehr dazu hier). Herisau, ein kommunales Beispiel unter vielen, ringt um einen Migros-Neubau im Konflikt mit dem Erhalt eines Bürgerhauses. Auf nationaler Ebene haben die Jungen Grünen soeben die Unterschriftensammlung für ihre Initiative «Zersiedelung stoppen» gestartet. Das Thema brennt.

Bauen mit Sozial-Standard

«Verdichtetes Bauen» heisst auch das Jahresthema 2015 der Interessengemeinschaft Baubiologie und Bauökologie SIB. Heute abend findet der zweite von sechs Anlässen statt: Im Architekturforum Ostschweiz geht es um «Soziale Nachhaltigkeit beim baulichen Verdichten», neben der SIB laden der Hausverein Ostschweiz und die Haus-Analyse Appenzell Ausserrhoden dazu ein.

Bauen, so die Überzeugung im Hintergrund, ist nicht nur ein wirtschaftliches und technisches, sondern auch ein soziales Tun. Dafür ist SNBS geschaffen worden, der «Standard Nachhaltig Bauen Schweiz». Die Planerin Joëlle Zimmerli stellt ihn anhand  konkreter Ostschweizer Projekte vor, die das etwas spröde klingende Kürzel leibhaftig und fassbar machen – anschliessend diskutieren Vertreterinnen und Vertreter dieser Initiativen.

mgp1Zum Beispiel Trogen

Eine lebendige Mischung von Kindern und älteren Personen, Familien, Paaren und Singles, Männern und Frauen unterschiedlicher Nationalität: Das ist das Ideal des Fördervereins Mehrgenerationen-Ost. Er sucht seit mehreren Jahren einschlägige Gebäude. Ein erstes Projekt in Horn TG stagniert – jetzt ist die Alte Drogerie Trogen im Fokus des Vereins.

Der auffällige siebengeschossige Holz-Strickbau etwas unterhalb des Dorfkerns stammt aus dem 17. Jahrhundert. Er ist gut imstande, aber mit den damaligen kleinen Raumhöhen und der «ringhörigen» Bauweise eine Herausforderung, wenn es um eine zeitgemässe Neunutzung geht. Diese ist jedoch gemäss architektonischen Studien des Vereins möglich – unter anderem soll ein Lift die Erschliessung erleichtern, zugleich soll von der bauhistorisch wertvollen Substanz so viel wie möglich erhalten bleiben, und man plant baubiologisch.

Unterschiedlich grosse Wohnungen sollen die Durchmischung sichern, zudem gibt es Gemeinschaftsräume wie eine Werkstatt oder einen Mehrzweckraum. «Gemeinsam nutzen statt einsam besitzen oder verzichten» heisst die Devise der Initiantinnen – und gewohnt werden kann dank öV-Anschluss autofrei.

Neben der Alten Drogerie Trogen werden noch weitere Projekte vorgestellt und diskutiert: das Mehrfamilienhaus Kräzernstrasse, der Verein Selewie Herisau (für seine integrative Quartierarbeit mit dem Nachhaltigkeitspreis 2014 ausgezeichnet), und das Schulhaus Tschudiwies St.Gallen.

 

Soziale Nachhaltigkeit beim baulichen Verdichten: heute Montag, 27. April, 19.30 Uhr, Architektur Forum Ostschweiz, Davidstrasse 40, St.Gallen, mit Peter Wenig (SIB), Joëlle Zimmerli (Zimraum), Lucie Sauter (Mehrgenerationen-Projekt), Sabrina Jaggi (Verein Selewie), Dölf Biasotto (Hausanalyse AR), Leitung: Silvia Gemperli

Öffentliche Diskussion um die Ausserrhoder Ortsbildschutzzonen: heute Montag, 27. April, 19 Uhr, Zeughaus Teufen. mit Katrin Hilber (Präsidentin Heimatschutz SG/AI), Heinz Naef (Präsident Heimatschutz AR), Nik Sturzenegger (Gemeindepräsident Trogen), Jakob Brunnschweiler (Baudirektor AR), Moderation: Michael Genova.