Velopiste ums Athletikzentrum

Die Stadt St.Gallen sei in Sachen Veloförderung alles andere als untätig. Das sagte Stadtrat Markus Buschor an der Präsentation des neusten Projekts: Eine Velobrücke über die Steinachstrasse samt neuem Weg ums Athletikzentrum. Die Passerelle ist Teil der Ost-West Achse durch die Stadt.
Von  René Hornung
Die neue Velopasserelle über die Splügenstrasse. Links das Kantonsspitalareal, rechts das Athletikzentrum. (Bild: pd)

Velovorzugsrouten oder Velobahnen, auf denen die Zweiräder Vortritt haben und rasch vorwärtskommen, gibt es landauf, landab erst wenige. Doch die St.Galler Lindenstrasse gehört dazu. Wer auf dieser Achse vom Westen ins Stadtzentrum fährt, landet allerdings beim Athletikzentrum an der Steinachstrasse und damit am vielbefahrenen Autobahnzubringer. Hier endet die zügige Velofahrt. Und wer die Strecke in umgekehrter Richtung fährt, muss sich die Höhenmeter vom Athletikzentrum die Lindenstrasse aufwärts zur Kreuzung mit der Splügenstrasse ziemlich hart erstrampeln.

Dieser Abschnitt soll nun nach dem Willen der Planer mit geradezu kopenhagen’scher Velo-Eleganz verbessert werden: Mit einer geschwungenen Velobrücke, die über die Steinachstrasse führt. Fährt man aus dem Westen auf der Lindenstrasse Richtung Zentrum und hat das – nicht gerade komfortabel organisierte – Lichtsignal zur Überquerung der Kreuzung mit der Splügenstrasse hinter sich, biegt man nach wenigen Metern links in die Spitalstrasse ein und erreicht – wiederum links abbiegend – den Anfang der künftigen Velopasserelle.

Diese soll sich in sanften Kurven über den Autobahnzubringer (die Steinachstrasse) hinweg schwingen, folgt anschliessend der schmalen Westseite des Athletikzentrums und erreicht dort, vor dem Gelände der Feuerwehr, den Boden. Weiter führt die Veloroute dann ebenerdig in einem Bogen auf die «Rückseite» des Athletikzentrums und mündet Höhe Museumstrasse in die Parkstrasse. Auf der Museumsstrasse gehts dann weiter bis zur Waaghauskreuzung.

Hinter oder vor dem Athletikzentrum durch?

Für die kritische Stelle dieser Veloroute beim Athletikzentrum hatte die Stadt einen offenen Wettbewerb ausgeschrieben. 13 Teams, jeweils zusammengesetzt aus Ingenieur:innen, Architekt:innen und Landschaftsarchitekt:innen, hatten sich beteiligt. Der Churer Brücken-Ingenieur Jürg Conzett leitete die Jury, die zwischen zwei Hauptvarianten zu entscheiden hatte: Hinter dem Athletikzentrum durch oder vorne? Die Projekte hätten gezeigt, dass der Weg hinter der Halle zu weniger Konfliktstellen führe, so Conzett an der Präsentation des siegreichen Projekts. Denn vor der Halle sind Tiefbauarbeiten schwierig. An dieser Stelle verläuft der Steinachkanal und der Untergrund ist im ganzen Gebiet sehr sumpfig. Wir erinnern uns: Beim Aushub fürs Athletikzentrum blieb ein Bagger hoffnungslos im Schlamm stecken.

Die Brücke werde als filigrane Stahlkonstruktion elegant wirken, lobte die Jury. Die Brückenpfeiler sind als nach oben offene V gezeichnet, die Fahrbahn ruht also auf einer Dreieck-Konstruktion, deren Spitze nach unten zeigt. Die Beleuchtung soll ins Geländer integriert werden. Damit das prämierte Projekt für den reibungslosen Verkehr funktioniert, ist ein «Tausch» der bestehenden Spuren der Feuerwehrzufahrt und zur Parkgarage an der Steinachstrasse nötig. Und es braucht Warnblinker, die Velos und Garagenzufahrt stoppen, wenn die Feuerwehr losbraust.

Kosten noch unbekannt

Was das alles ungefähr kosten wird, war an der Präsentation der Projekte kein Thema. Das Preisschild wird dann in der Vorlage ans Stadtparlament mit dabei sein – es werden ein paar Millionen sein, in ähnlicher Grössenordnung wie für den Velotunnel bei der Reithalle, der  8,6 Millionen Franken kosten soll. Das Projekt ist als Teilstück der Velovorzugsroute Ost-West im Agglomerationsprogramm aufgeführt. So zahlen voraussichtlich Bund und vielleicht auch Kanton einen Anteil. Beim Tunnel Reithalle zahlt die Stadt nur 2,7 der budgetierten 8,6 Millionen Gesamtkosten selber.

Sitterviadukt wird eröffnet

Am Samstag, 6. Mai, wird der verbreiterte seitliche Steg des Sitter-Bahnviadukts mit einem Velocorso ab dem Güterbahnhof und einem Fest eröffnet. Damit bekommen die Quartiere im Westen der Stadt eine bessere Verbindung. Auf dem früher schmalen Steg, der von zwei auf vier Meter verbreitert wurde, können Velos künftig im Gegenverkehr mühelos kreuzen.
Alle Infos zum Eröffnungsfest gibt es hier.

Ob schliesslich die Durchfahrt durchs Spitalareal mit seinen Parkplätzen und den vielen Passanten und der anschliessenden Kurverei ums Athletikzentrum eine schnellere Verbindung sein wird als der Velostreifen auf der Rorschacher Strasse, bleibt offen. Es brauche künftig Veloverbindungen für unterschiedliche Tempi, für Zweiräder mit und ohne Motor, für Alltags- und Freizeitfahrer:innen, so das Argument für dieses Brückeprojekt. So oder so: Noch existiert die Lösung erst in den Plänen.

 

Wettbewerb Velobrücke über die Steinachstrasse
Siegerprojekt «Spurwechsel»
Ingenieur: Bänziger Partner, St.Gallen
Architektur: Forma Architekten, St.Gallen
Landschaftasarchitektur: Kollektiv Nordost, St.Gallen

Alle Projekte sind bis zum 12. Mai im 1. Stock des Amtshauses ausgehängt.