Überraschende Rückkehr der Punkrock-Urtiere

Totgesagte leben bekanntlich länger. Das gilt offenbar auch für Tiere: The Masked Animals sind zurück, 17 Jahre nach ihrer Auflösung. Die St.Galler Punkrock-Gruppe spielt am Freitag, 27. Oktober, in der Grabenhalle am «Grabepunk Vol. 2», zusammen mit den Gastgebern Bear Pit, The Gamits, Mama Bites und Declined. Ausserdem hat sie kürzlich die Vinyl-LP Greatest Hits veröffentlicht, die zwölf Tracks von ihren vier Alben, zwei Liveaufnahmen und mit Where Did You Go? auch einen bisher unveröffentlichten Song von 2001 enthält (aus den Sessions zu ihrer dritten Platte Sideshow Pleasure). Insbesondere jene, die Musik gerne auf Tonträgern hören, dürften sich darüber freuen. Denn die alten Alben, die nur auf CD erschienen waren, sind längst vergriffen.
Mit ihrem schnellen, eingängigen und energiegeladenen Melodic-Punk – die Songs dauern selten länger als drei Minuten – etablierten sich The Masked Animals um die Jahrtausendwende an der Spitze der Schweizer Punkrock-Szene und feierten national wie international Erfolge: Sie veröffentlichten zwischen 1998 und 2004 vier Alben, spielten in Clubs und an grossen Openairs in der ganzen Schweiz, tourten durch Europa, durch Japan sowie zweimal durch die USA und nahmen in den Vereinigten Staaten auch ihre bisher letzten beiden Platten Sideshow Pleasure und The Simple Joys Of Life auf.
Würdig gealtert
Gegründet 1997 von Sänger und Gitarrist Marco Stieger, Bassist Samuel Spreiter und Schlagzeuger Dominik Kesseli (Stahlberger, Lord Kesseli & The Drums) – in der Schlussphase der Band stiess als viertes Mitglied Titus Thoma an der Gitarre dazu, der wenige Monate zuvor das Management übernommen hatte –, erlangten The Masked Animals gewissermassen Kultstatus. Sie hatten sich relativ schnell eine lokale Fanbasis aufgebaut. Diese wurde über die Jahre immer grösser – auch geografisch –, bis die Punkrock-Gruppe 2006 einen Schlussstrich zog.
Schon vor fünf Jahren, zum 20-Jahr-Jubiläum ihres ersten Albums Seize The World, sei die Idee einer Reunion aufgetaucht, erzählt Dominik Kesseli. Daraus wurde letztlich nichts. Nun feiern The Masked Animals eben den 25. Geburtstag ihres Debüts. Dieses ist übrigens ziemlich würdig gealtert, die jugendliche Unbekümmertheit hört man ihm aber immer noch in jedem Ton an. Vor allem Marco Stieger habe die Überlegung, aus Anlass des Jubiläums einen Ausschnitt ihres Musikschaffens neu herauszugeben, vorangetrieben.
Die Zukunft bleibt offen
Im Sommer probten die vier Musiker erstmals seit der Trennung wieder zusammen. «Es war, als hätte es die lange Pause nie gegeben», sagt Kesseli. Die Songs seien immer noch in den Fingern, auch zwischenmenschlich sei der Groove so gut wie eh und je. Freundschaft war bei The Masked Animals ohnehin immer ein zentraler Bestandteil. Daran änderte auch die Auflösung nichts, auch wenn jedes «masked animal» inzwischen an einem anderen Punkt im Leben ist.
Ob es sich nun um eine einmalige Reunion oder um ein «richtige» Rückkehr – also mit wiederkehrenden Auftritten und allenfalls auch neuer Musik – handelt, wird sich zeigen müssen. «Wir würden gerne ein paar Konzerte spielen», sagt Kesseli. Allerdings sei es nicht so einfach, Auftrittsmöglichkeiten zu bekommen und Termine zu finden, die allen passen. Selbst wenn es in irgendeiner Form mit der Gruppe weitergehe, sei klar, dass The Masked Animals nur ein Nebenprojekt bleiben werde. Doch es scheint, als hätten die einst totgesagten Tiere wieder Blut geleckt.
The Masked Animals – Greatest Hits: erhältlich auf Vinyl und digital
Live: 27. Oktober, 20 Uhr, Grabenhalle St.Gallen («Grabepunk Vol. 2» mit The Gamits, Bear Pit, Mamba Bites und Declined)