Treffpunkt der Schwarzkünstler

Die Frauenfelder Buch- und Druckkunstmesse findet dieses Wochenende bereits zum 14. Mal statt. Ehrengast dieses Jahr: die Katzengraben-Presse. von Gallus Frei-Tomic
Von  Gastbeitrag

«Das erste Buch, das vom Verlag herausgegeben wurde, war zugleich das letzte Buch der DDR: Ostberliner Treppengespräche von Jan Silberschuh. Es wurde in 999 Ex. gedruckt und am 2. Oktober 1990 um 23.59 Uhr ausgeliefert; es wurde eines der schönsten deutschen Bücher 1990
und erhielt den Preis der Stiftung Buchkunst in Frankfurt/Main.»

So erzählt es die Verlagsgeschichte der Katzengraben-Presse. Seither gibt der Verlag jährlich zwei Werke (im Frühjahr und Herbst) in limitierter Auflage von 999 Exemplaren heraus. Dieses Jahr ist die Katzengraben-Presse und ihr Gründer Christian Ewald, Jahrgang 1949, Ehrengast an der Frauenfelder Buch- und Druckkunstmesse.

Beat Brechbühl, Verleger des Waldgut-Verlags und Doyen der Messe, sagt dazu: «Für mich ist Christian Ewald in Sachen Bücher, Gestaltung und Präsentation seiner Werke einer der einfallsreichsten Menschen.»

Buch- und Druckkunstmesse:
2. bis 4. November, Eisenwerk Frauenfeld
waldgut.ch

Die Frauenfelder Buch- und Druckkunstmesse ist eine einzigartige Werkschau von Büchern, Gestaltung, Drucken, Einbänden und Papieren. Veranstaltet
wird sie alle zwei Jahre, 2018 bereits zum 14. Mal. Auf der Messe, die in zwei Hallen im historischen Eisenwerk in Frauenfeld stattfindet, präsentieren sich alte Handwerke im Bereich Druck und Papier und zeigen zeitgenössische, künstlerische Anwendungsmöglichkeiten von Bleisatz, Handpressendruck, Kupfertiefdruck, Handbuchbinderei, Holz- und Linolschnitt, Typografie, Papierschöpfen, Papierkunst, Druckkunst und Künstlerbuch.

Viele der Aussteller führen ihre Kunst sogar live am Stand vor, wozu zuvor mitunter tonnenschwere Maschinen in
die Werkhalle manövriert werden. Die Besucher und Besucherinnen sind eingeladen, den Arbeiten zuzusehen, zu staunen, zu riechen, zu fühlen und mit den Künstlern ins Gespräch zu kommen. Und natürlich können sie alles, woran sie Gefallen finden, käuflich erwerben: alte und neue Bücher, Handpressendrucke, Einblattdrucke, Alben und Kassetten, Marmor- und Künstlerpapiere, hand- und maschinengeschöpftes Bütten, Kunst und Kleinkunst, Karten und Geschenke.

Die Austeller und Ausstellerinnen kommen aus Deutschland, Österreich, Frankreich, Irland, Liechtenstein und der Schweiz zur Messe nach Frauenfeld,
und dies teilweise seit Jahren und Jahrzehnten. Andere junge Kollegen sind erstmalig mit dabei. Denn die «Schwarze Kunst» – so nennen die Handpressendrucker ihr Gewerk – findet beständig neue Adepten, die mit frischen Gestaltungs- und Anwendungsideen das alte Handwerk lebendig halten.

Dieser Beitrag erschien im Novemberheft von Saiten.