This Town is coming like a Bünzli Town
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Die Drei Weieren sind ungemein einladend zurzeit. Es geht auf die Sommerferien zu, die Nachmittage sind heiss, die Abende lau, der Kiosk verkauft Zimtfladen, der Bäderbus fugt wieder fleissig Kind und Kegel auf den Hügel – und der Quartierverein begrüsst die fröhlichen Bädeler und Chillerinnen mit dem gewohnten Mahnfinger, unterstützt von der Stiftung Suchthilfe:
«3weieren. gemeinsam erleben – geniessen – erhalten. ohne komatrinken und cannabis. ohne littering. ohne lärm. mit respekt für mensch und umwelt.»
So lauten die plakatierten Spielregeln rund um Drei Weieren, extra in Kleinschrift gesetzt, damit die adoleszente, grammatikalisch flexible Zielgruppe nicht vergisst, dass es um sie geht und nicht etwa um schreiende Kleinkinder oder rasenmähende Anwohner. (Stilistische Anmerkung am Rande: Es heisst Komasaufen.) – Ach, du charmante Hügelstadt!
Auswärtige sind immer ganz baff, wenn sie das hiesige Naherholungsgebiet besuchen: Die Einheimischen grüssen sich wahnsinnig respektvoll. Ständig. Alle. Auch die Bäume und Enten. Aber nur im Flüsterton. Der Lärmpegel auf Drei Weieren ist nämlich rund um die Uhr gleich null, nicht erst ab 22 Uhr. Man hört es nicht einmal, wenn jemand eine Glasflasche im Kübel entsorgt, was die St.Gallerinnen und St.Galler nonstop tun. Allgemein ist dieses Völklein sehr reinlich – ausser die Sauerei ist von oben genehmigt, an den drei O’s Olma, Offa und Openair und am Gassenfest.
Die Touristinnen und Gäste von anderswo sind dann jeweils ganz beruhigt, wenn sie merken, dass die Leute in St.Gallen doch nicht ganz so überkorrekt sind. Sie trinken nämlich auch recht gern. Aber höchstens vier Schüga oder zwei Dezi Bernecker, weil sie sonst ins Koma fallen könnten. Nur gekifft wird hier nicht, auch nicht am legalen CBD-Gras genuckelt, wegen der Geruchsemissionen. Dafür werden allerlei Spasspülverchen und sonstige illegalisierte Substanzen kredenzt, darum steht davon auch nichts auf dem Plakat.
Ja, so ist St.Gallen: vornedüre reinlich, gesittet und über alle Massen dem Respekt verpflichtet – und wenn niemand hinschaut, wird im Gegenzug ausgerufen, abgerissen, rumgeprollt.
Wir hätten da noch einige Inputs für das nächste Quartierplakat: «3weieren. gemeinsam geniessen. ohne laubbläser. ohne bullen und bünzlis. ohne unnötige vorschriften. mit vertrauen und respekt für die jugend.»
Dazu passt Ghost Town von den Specials (auch in der Interpretation von Göldin und Bit-Tuner hörenswert!):