Tanze statt chegle

Seit 1985 brüllen in Wil die Löwen, 1989 haben sie sich mit der Remise einen Raum für Alternativkultur erkämpft. Für den Verein Kulturlöwen gab es damals viele Sticheleien von Wiler Medien und Meinungsträgern: Von einem «Lärmzentrum» war die Rede, von «unheimlicher Zustimmung» seitens der Kulturinteressierten. Und von «jugendlichen Vandalen», als Unruhen in der Stadt mit einer Besetzung endeten. (Der «Kampf» ist hier keine leere Kriegsmetapher.) Ein langer Dialog mit der Stadt, eine alte Remise, und unzählige Stunden Freiwilligenarbeit später zog Kultur in den heutigen Gare de Lion ein – in den Bahnhof der Löwen.
Dieses Wochenende brüllen die Löwen voller Stolz zum Vierteljahrhundertfest – mit einer Ausstellung in alten SBB-Wagen, die einen Blick auf die letzten dreissig Jahre Wiler Alternativkultur bietet. Und bei der man merkt: Die Hindernisse für Kulturlokale haben sich bis heute wenig verändert.
Gefeiert wird auch laut: Mit fröhlichem (Electro-)Pop von We Have Band und The Lanskies, mit verträumtem Folk von der irländischen Musikerin Wallis Bird. Und natürlich auch mit Freunden der Löwen: Mit den Offbeat-Liebhabern Drops, die ihr erstes Album in der Remise getauft haben, oder der Wiler Rockband Shelta Flares. Und noch vielen mehr.
Die Ostschweiz kann sich freuen, dass die Forderungen der Kulturlöwen erfüllt wurden, die sie 1985 von der Laderampe der Löwenbräu-Brauerei brüllten. Damals sang die Band der Löwen über den Klassiker von Marmor, Stein und Eisen bricht: «Au tanzä wömmer noch allne Regle / doch ohni Ort do gömmer go chegle / mer bruuched Platz zum Bei verrenke / dä chönd er üs doch wirklich schenke». Gut gebrüllt, ihr Löwen!
Freitag, 8. / Samstag, 9. August, Gare de Lion Wil.
Infos: garedelion.ch