Strukturen und Stoffe

Im Künstlerhaus Bregenz geht es in zwei Ausstellungen um Oberflächen und Textilien. Dabei werden Strukturen freigelegt und verschiedene Perspektiven diskutiert.

Das Werk Frozen Seascape von Aurel Dahlgrün (Bild: pd/Aurel Dahlgrün)

Ei­ne Ober­flä­che trennt und ver­bin­det zu­gleich. Sie ist Haut, Hül­le, Mem­bran. Sie kann glatt oder rau, weich oder hart, durch­sich­tig oder un­durch­dring­lich sein. Sie täuscht, re­flek­tiert, ver­birgt. Sie er­zählt Ge­schich­ten von Ab­nut­zung, von Be­rüh­rung, von Zeit. Manch­mal ist sie nur Fas­sa­de, manch­mal das, wor­auf es an­kommt. 

Das Künst­ler­haus Bre­genz zeigt zwei Aus­stel­lun­gen, die sich künst­le­risch mit der Be­schaf­fen­heit von Ober­flä­chen und de­ren Funk­tio­nen in der Ge­sell­schaft aus­ein­an­der­set­zen: «Bey­ond the Sur­face» und «Tex­ti­le Po­si­tio­nen». 

Aus­ein­an­der­set­zung mit Struk­tu­ren

In der Aus­stel­lung «Bey­ond the Sur­face» be­fas­sen sich vier Künst­ler:in­nen mit Struk­tu­ren und Ober­flä­chen aus der Na­tur. Or­ga­ni­sche For­men ste­hen im Mit­tel­punkt der Ar­bei­ten, die in un­ter­schied­li­chen Me­di­en um­ge­setzt wur­den: von Fo­to­gra­fie und Ma­le­rei über In­stal­la­tio­nen bis hin zu Ke­ra­mik und Tex­til. 

Der Künst­ler Au­rel Dah­l­grün (*1989) fängt, so das Mu­se­um, die Ma­gie des Was­sers ein – mal aus der Per­spek­ti­ve ei­nes Tau­chers, mal als abs­trak­te Farb- und Licht­re­fle­xi­on. In sei­nen neu­es­ten Ar­bei­ten ex­pe­ri­men­tiert er mit was­ser­ba­sier­ten Tech­ni­ken, die «über­ra­schen­de Mus­ter» ent­ste­hen las­sen. Auch die Ar­bei­ten der Künst­le­rin Le­na Kaap­ke (*1989) be­fas­sen sich mit Was­ser. Sie the­ma­ti­siert mit Ke­ra­mik und Far­be «den Kli­ma­wan­del, den Rück­gang von Glet­schern so­wie die Was­ser­ver­schmut­zung». 

Nicht mit Was­ser, son­dern mit Pflan­zen und Er­de be­schäf­tigt sich Ve­era Ko­mu­lai­nen (*1985). In ih­ren Tex­til- und Ob­jekt­ar­bei­ten sucht die Künst­le­rin nach Wur­zeln und der Ver­bin­dung zur Er­de. Es geht um Her­kunft und Zu­ge­hö­rig­keit. Die Künst­le­rin selbst ist «stän­dig auf der Su­che nach dem Ge­fühl von zu­hau­se – dort wo man sich am meis­ten sich-selbst fühlt».  

Mit frag­men­ta­ri­schen Ober­flä­chen, Struk­tu­ren und Tex­ten setzt sich Ve­ro­ni­ka Su­sch­nig (*1989) in ih­ren se­ri­el­len Ar­bei­ten aus­ein­an­der. Da­bei greift sie auf ver­schie­de­ne Me­tho­den zu­rück, un­ter an­de­rem auf Sieb­druck und Ma­le­rei, und bringt «be­son­de­re Struk­tu­ren zum Vor­schein». 

Tex­ti­li­en im Fo­kus

In den Kel­ler­räu­men des Hau­ses prä­sen­tiert die Klas­se Tex­til­de­sign der Staat­li­chen Aka­de­mie der Bil­den­den Küns­te Stutt­gart im For­mat «Zur Zeit» ei­nen Ein­blick in die Welt der Tex­til­kunst. Die in die­sem Kon­text ent­stan­de­ne Aus­stel­lung «Tex­ti­le Po­si­tio­nen» um­fasst ei­ne «kol­lek­ti­ve tex­ti­le Skulp­tur» so­wie sechs Ein­zel­ar­bei­ten.

Un­ter an­de­rem wird die Ar­beit Kopf und Kult von An­to­nia Gauss ge­zeigt, die sich mit der Wei­ter­ent­wick­lung von Kopf­be­de­ckun­gen be­fasst. Ei­ne haa­ri­ge An­ge­le­gen­heit ist die Ar­beit Bald Mensch, bald Tier von Na­ta­lie Ziel­ke. Hier geht es um «den wil­den, ten­den­zi­ell ar­chai­schen und vor al­lem emo­tio­na­len Cha­rak­ter von Haa­ren», wie das Mu­se­um schreibt. 

Von ge­web­ten und ge­strick­ten Skulp­tu­ren bis hin zu ex­pe­ri­men­tel­len Stoff­ar­bei­ten – die Aus­stel­lung «Tex­ti­le Po­si­tio­nen» zeigt, wie viel­sei­tig das Me­di­um Tex­til ist. Da­bei wer­den «for­ma­l­äs­the­ti­sche, ge­sell­schaft­li­che und per­sön­li­che Fra­ge­stel­lun­gen mit­tels un­ter­schied­li­cher tex­ti­ler Kon­struk­ti­ons­tech­ni­ken, Ma­te­ri­al­qua­li­tä­ten, Ver­ede­lungs­ar­ten, Far­ben und For­men im Stoff­li­chen dis­ku­tiert und auf an­mu­ti­ge Wei­se greif­bar ge­macht».  

 

«Bey­ond the Sur­face» und «Tex­ti­le Po­si­tio­nen»: 15. März bis 27. April, Künst­ler­haus Bre­genz

kuenst­ler­haus-bre­genz.at