Stéphane Nater: Der Chef
Auf dem Platz ist er der Kopf der Mannschaft– auch gegen Spartak Moskau. Doch Stéphane Nater hat erst vor zwei Jahren in der Super- League debütiert – mit 27 Jahren.

Manchmal macht es den Anschein, als würden die Späher und Scouts jedes Fussballtalent auch noch im hintersten Bergdorf entdecken. Und dann gibt es Karrieren wie diejenige von Stéphane Nater, Mittelfeldspieler im FC St.Gallen.
Seine Stationen: U14 des FC St.Gallen (mit Chiumiento und Barnetta), FC Vaduz, Chur 97, GC Biaschesi, FC Schaffhausen, Servette Genf, FC St.Gallen.
Stéphane Houcine Nater, 1984, geboren in Frankreich, Sohn einer Tunesierin und eines Korsen, aufgewachsen im Elsass und in der Ostschweiz (der zweite Mann der Mutter ist Schweizer) ist eindeutig ein Spätzünder. Oder er wurde stets übersehen.
Jeff Saibene versichert allerdings, dass er ihn schon in seiner Zeit bei Schaffhausen verpflichten wollte. Damals noch für den FC Aarau.
Mit 27 Jahren spielte Nater erstmals in der Super League. Inzwischen ist er 29jährige und sein Potenzial scheint noch nicht ausgeschöpft. Gegen Spartak Moskau agierte er auf dem Platz wie einer, der seit Jahren internationale Auftritte absolviert. Er war der Kopf der Mannschaft. Technisch stark, mit Übersicht, laufstark, durchsetzungsfähig in den Zweikämpfen.
Stéphane Nater wird am Donnerstag in Moskau der zentrale Spieler sein, wenn der FC St.Gallen dem Druck von Spartak widerstehen muss.
In Fussball-Arithmetik ausgedrückt, ist Nater eher ein Achter, denn ein Sechser. Er könnte von seinen Fähigkeiten her auch als Zehner eingesetzt werden – wenn seine Aufmerksamkeit nicht vor allem der Defensive gelten würde. Der Beweis dafür findet sich in der Statistik über die Tore/Assists der letzten Saison:
Stéphane Nater: 0/0.
Der Satz geht so: Wenn er auch noch Tore schiessen würde, wäre er nicht mehr lange beim FC St.Gallen.
Nater ist der intelligente Ankurbler, aber auch das defensive Gewissen der Mannschaft. Als Beleg dafür dient eine Szene aus dem FCZ-Match aus der zweiten Halbzeit: Ein Angriff des FC St.Gallen wird abgefangen, Nater steht auf der Höhe des Strafraums, ziemlich in der Mitte des Spielfelds. Er registriert, dass links Lenjani zwei FCZ-Spielern gegenübersteht, sieht voraus, dass sie den Verteidiger ausspielen werden und bis zur Grundlinie vorstossen könnten. Noch bevor die Zürcher zu einem erfolgreichen Doppelpass ansetzen, läuft Nater quer durch den Strafraum und steht an der Grundlinie bereit, um den Angriff zu stören. Der FCZ-Spieler kann nicht flanken und legt sich den Ball zu weit vor. Es ist schliesslich Besle, der die Situation klärt. Er spielt den Ball zu Nater, der aus dem Stand mit einem präzisen Pass auf Mathys einen Konterangriff lanciert.
Am Schluss des Spiels gegen den FCZ waren auf dem Rasen drei Tunesier zu sehen, die sich sehr freundschaftlich unterhielten: Chermiti, Nater, Chikaouhi.
Vielleicht spielen sie bald zusammen: Nater hat ein Aufgebot für die tunesischen Nationalmannschaft erhalten.