Stadt kauft Spanier – Quartier soll mitreden dürfen

Die Stadt kauft das Spanische Klubhaus und die angrenzenden Gebäude. Sie plant auf dem Gebiet eine Neuüberbauung. Bis klar ist, was dort entsteht, sollen die Spanier im Klubhaus bleiben können.
Von  Urs-Peter Zwingli

Endlich wieder ein konkretes Kapitel in der von Gerüchten umrankten Geschichte um das Spanisches Klubhaus: Die Stadt kauft das Klubhaus, wie sie am Donnerstag mitteilte. Gleichzeitig hat sie auch die beiden Wohnhäuser neben dem «Spanier» erworben. Nun gehört der öffentlichen Hand die ganze Häuserzeile nördlich der Lagerstrasse zwischen Fachhochschule und SBB-Parkplatz.

Die Wohnhäuser bleiben stehen und im Klubhaus kann weiter gewirtet werden – zumindest vorerst. In der Planung, die nun anläuft, stehen die drei Gebäude aber zur Diskussion für eine neue Überbauung.

Auch über die Parkplätze hinter dem Bahnhof diskutiert die Stadt mit dem Kanton, dem der entsprechende Boden gehört. «Wir möchten die Plätze vom Kanton übernehmen. Es gab auch bereits Gespräche mit der Kantonsregierung deswegen», sagte Stadträtin Patrizia Adam vor den Medien. Konkrete Ergebnisse daraus könne sie aber nicht nennen.

FHS analysiert das Quartier

Bei der Planung wird die Stadt die Menschen einbeziehen, «die im Areal Bahnhof Nord arbeiten und leben», sagte Adam. In einem ersten Schritt wird die Fachhochschule St.Gallen (FHS) eine Sozialraumanalyse des gesamten Areal Bahnhof Nord – also bis zur St.Leonhardstrasse hin – erarbeiten. Diese soll bis Ende 2015 vorliegen. Ausserdem werden die Grundeigentümer befragt.

«Es geht darum zu beschreiben, wie dieser Ort funktioniert», sagte Florian Kessler, Leiter des Stadtplanungsamtes. «Und was es aus Sicht der Nutzer braucht.» Die FHS-Forscher – sie sind selber unmittelbar von der Situation hinter dem Bahnhof betroffen – werden für ihre Analyse Bewohnerinnen und Bewohner, Gewerbetreibende, Studierende, aber auch Passanten befragen.

Damit wird offiziell weitergeführt, was unter anderem in der Keimzelle am Tisch hinter den Gleisen seinen Anfang nahm. Dort entstand auch eine schöne Ideensammlung, was es hinter dem Bahnhof so alles geben könnte.

Nach der Analyse sollen in einem partizipativen Verfahren mit externen Fachleuten «Lösungen zur Aufwertung des öffentlichen Raumes» erarbeitet werden. Was das konkret heisst, blieb am Donnerstag noch unklar. «Es geht darum, das ganze Areal zu entwickeln, das durch die neuen Nutzungen in den letzten Jahren an Bedeutung gewonnen hat», sagte Adam.

Nach diesem Verfahren folgt schliesslich ein Architekturwettbewerb. Bis daraus ein konkretes Projekt ausgewählt und umsetzungsfähig ist, wird es mindestens 2017, wie Kessler schätzte. Die Häuserzeile will die Stadt einem Investor im Baurecht abgeben. Eine neue Überbauung soll im Erdgeschoss für «publikumsorientierte Nutzungen» offen sein. Das bedeutet etwa Läden oder Restaurants, im Obergeschoss könnte ein Hotel Platz finden.

Vor den Medien sprach Stadträtin Adam, die rund um das Thema Bahnhof Nord auch öffentlich schon massive Kritik einstecken musste, davon, das Gebiet solle ein «lebendiger, teils sogar pulsierender Ort» für Kultur, Bildung, Arbeit und Mobilität sein.

Der Preis bleibt geheim

Dem Kauf des Klubhauses und des angrenzenden Gebäudes Lagerstrasse 10 waren mehrmonatige Verhandlungen vorausgegangen. Das Verkaufsangebot der bisherigen Eigentümerin, der Familienausgleichskassen, lag schon seit November auf dem Tisch. Die Kassen hatten die Gebäude 2013 für 1,5 Millionen Franken gekauft und bereits erste Planungsskizzen für ein ursprünglich vorgesehenes Bürogebäude ausgeführt.

Wie viel die Stadt nun bezahlt hat, bleibt geheim. «Nur soviel: Die Kasse hat beim Verkauf nichts verdient», sagte Adam. Das dritte Haus in der Zeile, das private Wohnhaus Lagerstrasse 8, konnte die Stadt gegen eine Immobilie im Feldli-Quartier (Rosenfeldweg 12) eintauschen.

Der nächste Tisch hinter den Gleisen wird am kommenden Mittwoch, 25. März, gedeckt. Geplant ist eine «Expedition» durchs Quartier unter der Anleitung von zwei Stadtforschern. Treffpunkt ist um 19 Uhr bei den Kiss & Ride-Parkplätzen.