St.Galler Jahnstrasse entnazifiziert

Der St.Galler Stadtrat sorgt für Political correctness. Eine Strasse in St.Georgen wird umgedeutet.

Von  Harry Rosenbaum

Trotzdem, der Name bleibt der gleiche: Jahnstrasse. Nur die Person, an die erinnert werden soll, ist jetzt eine andere: Friedrich Gottlieb Jahn (1811 – 1872), Gründer und erster Dirigent der Stadtmusik St.Gallen.

Vorher war es der deutsche «Turnvater» Friedrich Ludwig Jahn (1778 – 1852), dem die Quartierstrasse unten an der Beckenhalde seit 1909 gewidmet war. Der deutsche Jahn war Wegbereiter des Volksturnens und Erfinder von Pauschenpferd, Reck und Sprossenwand. Er war aber auch Vorturner für den Geist im Dritten Reich. Adolf Hitler brüllte ihn 1933 am Deutschen Turnertag zum Nationalsozialisten der ersten Stunde hoch.

Die Nazi-Verehrung verdiente sich der «Turnvater» mit seiner Schrift «Deutsches Volksthum», die er dem revolutionären Frankreich entgegenschleuderte. Darin betitelte er Afrikaner als «Neger ohne völkischen Bezug», Franzosen als «welsches Missgezücht» und «Zigeuner und Schacherjuden» als «Luderzeug».

Wie St.Gallen zur seltsamen Ehre kam, Friedrich Ludwig Jahn zu ehren, lässt sich nicht mehr eruieren. Der St.Galler Stadtrat hat jetzt aber die Sache beherzt aus der Welt geschafft, mit dem plausiblen Hinweis: «Jahns Schaffen fand bei den deutschen Nationalsozialisten grosse Beachtung».