Speedy Gonzales für Elektroautos

An der Schnell-Ladestation lässt sich der Akku des Elektroautos zehnmal schneller aufladen als über die Steckdose zu Hause. Eine erste Pfus-Zapfsäule ist jetzt in St. Gallen, bei der Empa, öffentlich zugänglich.
Von  Harry Rosenbaum

Der Speedy Gonzales für Elektroautos ist einfach in der Bedienung, hat aber derzeit noch ein kompliziertes Zugangsystem und ist in der Anschaffung auch nicht ganz billig. Projektleiter Romano Ingold von den Sankt Galler Stadtwerken sagt: «Das erste Aufladen eines E-Autos an der Schnell-Ladestation sollte man unter Anleitung machen. Danach kann man es ohne fremde Hilfe selber tun.»

Noch gebe es aber technische Probleme für die Ladestationen. Es herrsche ein grosser Kabelsalat und ein grosses Durcheinander bei den Steckerverbindungen. «Wir hoffen, dass sich die Hersteller von E-Autos hier baldmöglichst auf Standards einigen können. Das wäre ein wirklicher Gewinn für die E-Mobilität, und es würde die Investitionen für die Stationen merklich senken. Jetzt brauchen wir für eine Station drei Stecker, damit wir den unterschiedlichen Ladesystemen gerecht werden können.»

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Projektleiter Romano Ingold macht vor, wie die erste St. Galler Schnell-Ladestation für Elektroautos funktioniert.

100’000 Franken investiert

Die Schnell-Ladestation der Herstellerin ABB, wie sie auf dem Empa-Areal installiert worden ist, kostet laut Ingold rund 100’000 Franken. Auch der Betrieb sei nicht billig. Es brauche ein gutes Wartungssystem mit einer Hotline für Pannen. Das wiederum bedinge, dass ein Piketdienst für die Behebung von Funktionsproblemen unterhalten werden müsse. Ferner kämen eine Grundgebühr für das Zugangssystem, Netz-, Zähler- und Stromkosten hinzu. Die Sankt Galler Stadtwerke würden die Schnell-Ladestation selber betreiben und seien zugleich aber auch die Netzanbieter. In den nächsten Jahren werde die Schnell-Ladestation nicht kostendeckend arbeiten, sagt Ingold.

Hingegen profitiert der Endverbraucher. Das E-Auto kommt im Energieverbrauch günstiger als ein Fahrzeug mit Verbrennungsmotor. Die Station auf dem Empa-Areal hat zwei Ladessysteme: AC (Wechselstrom) mit maximal 22kW/h und DC (Gleichstrom) mit maximal 50kW/h.

Tarife

Der Grundpreis für den Lade-Start mit dem System AC beträgt 1 Franken und 3 Franken pro Stunde. Ein Ladevorgang von 30 Minuten kostet 4 Franken, bei 60 Minuten 6.50 Franken und bei 120 Minuten 11.50 Franken. Beim DC-System beträgt der Grundpreis für den Start 2.50 Franken. 7.20 Franken kostet das Laden pro Stunde, 14.50 Franken für 60 Minuten und 24.50 Franken für 120 Minuten.

Der Arbeitspreis für die Stadtwerke beläuft sich bei einer AC-Ladung pro Stunde auf 6.60 Franken und bei einer DC-Ladung auf 15.00 Franken.

Verschiedene Zugangs-Varianten

Für den Zugang zur Schnell-Ladestation gibt es verschiedene Varianten: Eine ist die Mitgliedschaft bei einem E-Mobility-Provider mit APP- oder RFID-Karten. Die Bezahlung erfolgt über ein Prepaidkonto. Eine andere Variante, ohne Mitgliedschaft, ist der Zugang über OQ-Codereader und eine weitere Möglichkeit ist eine RFID des Ladestationsbesitzers.

Die Sankt Galler Stadtwerke verrechnen dem Endverbraucher nicht Kilowattstunden, sondern einen Grundpreis und minutengenau eine Zeiteinheit. «Schweizweit sind wir die ersten, die dieses Verrechnungssystem einführen», sagt Ingold. «Der Grund ist, dass sich die meisten Bürger unter Kilowattstunden nichts vorstellen können. Da ist eine Grudgebühr mit Zeiteinheit fair, weil der Endverbraucher so genau ausrechnen kann, wie viel er für zwei Stunden aufladen bezahlen muss.»

Bis in fünf Jahren 1000 E-Mobile

Die Kooperation mit der Empa erfolgt aus gegenseitigem Interesse an der E-Mobility. «Die Empa lieferte den Standort und die Installation, die Sankt Galler Stadtwerke besorgten die Anlage und sind auch die Betreiberin», sagt Ingold. Bis zum Jahr 2020 rechnen die Stadtwerke mit rund 1’000 Elektro- und Plug-in-Hybridfahrzeugen in St. Gallen. Wie viel Ladestationen wird es bis zu diesem Zeitpunkt auf Stadtgebiet geben? «Wir haben eine Studie zur E-Mobility gemacht», sagt der Projektleiter. «Ob die Zahlen sich so entwickeln, wie wir das prognostiziert haben, wissen wir nicht. Schnell-Ladestationen wird es nur wenige, wahrscheinlich acht bis zehn, geben. Es werden aber sicher einige hundert private und öffentliche Ladestationen eingerichtet, vor allem auch im gewerblichen Bereich.»

Unterteilt werden die Strom-Zapfeinrichtungen in Heim-, Freizeit-, Arbeitsstätten- und Schnell-Ladestationen. Bei den Heim-Ladestationen wird es in Relation zu den Elektrofahrzeugen, die voraussichtlich bis 2020 in Verkehr gesetzt werden, mehrere Tausend geben. Im öffentlichen Bereich ist zusätzlich mit 400 bis 500 zu rechnen.