Sonnenmusik mit Herzblut
Noumuso ist ein Projekt, das nicht nur zum Ziel hat, die Grenzen zwischen den Kulturen aufzulösen, sondern explizit auf sie verweisen, sie nebeneinander existieren und sich befruchten lassen möchte. Ein Teil des Projekts ist das Album Freequency of da Sun, das am Sonntag erscheint.

Noumuso steht für «nouvelle musique solar». Der St.Galler Musiker Emanuel Riederer ist Drummer, Produzent und Kopf der Band, deren nicht klar definiertes Genre er als Sonnenmusik bezeichnet; Sonne verstanden als Symbol für Liebe, Kraft und Hoffnung. In 17 Tracks vermischen sich traditionelle Musik aus West- und Südafrika mit Elementen aus Jazz, NeoSoul und Hip Hop-Beats.
In St.Gallen aufgewachsen, prägte Black Music Emanuels Jugendzeit. Neben anderen Musikprojekten spielte er bei der Sektion Kuchikästli Schlagzeug. «Hip Hop vermittelte unserer Generation ein Verständnis für die Schwarze Kultur», sagt er heute. Selbst mit einer Guineerin verheiratet, ist es ihm ein Anliegen, mit Noumuso zwischen afrikanischer und schweizerischer Kultur zu vermitteln und die Kulturen einander via Musik näherzubringen.
Noumuso: Frequency of da Sun, erscheint am 21. Februar. Als CD oder LP zu erwerben bei Comedia und Klang & Kleid in St.Gallen oder digital auf den gängigen Online-Plattformen, beispielsweise hier.
Der Drummer interessiert sich seit seiner Kindheit für afrikanische Kulturen. 2011 lernte er in St.Gallen Leute aus Guinea und dem Senegal kennen. Aus diesem Kontakt entstand ein offenes Musikprojekt. 2012 gründete Emanuel daraus zusammen mit Yamoussa Sylla, einem Djembéfola (Djembe-Spieler) aus Guinea, Noumuso. Auf ihrer Albumproduktion, die von der Kulturförderung von Kanton und Stadt unterstützt wurde, sind insgesamt 21 Musikerinnen und Musiker zu hören, darunter auch der südafrikanische Heiler und Blue-Note-Records-Artist Nduduzo Makhathini am Klavier.
Moderne durchfliesst Tradition
Einige Songs sind rein instrumental. Kora – die westafrikanische Harfe –, Balafon – ein besonders warm klingendes Xylophon –, Kalimba, Djembe, Doundoun und andere traditionelle afrikanische Percussionsinstrumente bilden gemeinsam mit Schlagzeug, Klavier und E-Bass die Basis. «Die Idee war, dass diese Ur-Instrumente nicht in den traditionellen Schemen stecken bleiben, sondern neu kombiniert werden», sagt der Musikpädagoge, der an der Musikschule Gaiserwald in Abtwil Schlagzeug unterrichtet.
Zur Stammband gehören neben Emanuel und Yamoussa Bassist David Mäder und der senegalesische Korist Sadio Cissokho. Dieser stammt aus einer bedeutenden Griot-Familie. Griots sind Musikerfamilien, die Urwissen weitertragen und an Festen und Riten spielen. Sein Grossvater wurde gar zum «König der Kora» ernannt. Auf einer grösseren Release-Tour, die wegen der aktuellen Situation noch kein fixes Datum hat, sollen ausserdem der kubanische Perkussionist Keisel Jimenez und Nduduzo Makhathini spielen.
Die Songs sind in westafrikanischen Sprachen, Englisch und Französisch gesungen. Der in St.Gallen lebende kreolische Pastor Reverend Scotty Williams liefert bei Kids in the Sun und The Spirit die Spoken Words. In Limaniyah, was auf Sousou, einer guineischen Sprache, Geduld bedeutet, singt Yamoussa Sylla. Neben folkloristischen Rhythmen und Tönen vermischen sich hier helle Pianoklänge zu einem sprudelnden Klangteppich.
Auch für nicht eingefleischte Fans sogenannter «Weltmusik» eignet sich das Album durch seine Unaufdringlichkeit, die an die malische Mandigue erinnert. Einige Lieder laden zum Tanzen ein, andere eher zum Lauschen.
Die Black-Lives-Matter-Bewegung veranlasste die Musikerinnen und Musiker, ihr Projekt noch stärker als Plattform zu betrachten, die vor allem afrikanisch-stämmige Menschen in der Schweiz verbindet und afrikanische Kultur vermittelt. Gegenseitige Unterstützung in der Diaspora sei nötig, meint Emanuel. «Für Menschen aus Afrika ist es hier nicht immer so einfach.»