Solarkino auf Rädern: «Sibel» und «Rafiki»

Das «Cinema Sud» tourt auch diesen Sommer wieder durch alle Landesteile und ist eine äusserst einladende Angelegenheit. Und auch äusserst klimaschonend.
Von  Corinne Riedener
Mutig und nötig: Rafiki von Wanuri Kahiu. (Bild: pd)

Die Idee dahinter ist so simpel wie konsequent: Am Morgen wird das Material mit zwei Velos auf Anhängern zum Veranstaltungsort gefugt, tagsüber speichern mobile Solarpanels Energie für den Kinobetrieb und am Abend wird eine Leinwand zwischen zwei Bäumen oder Strassenlaternen aufgespannt – ruckzuck steht das umweltfreundliche Freiluftkino mit Filmen aus dem Globalen Süden. Stühle, Bänke, Kissen oder anderweitige Sitzgelegenheiten bringen die Besucherinnen und Besucher selber mit. Am dritten Tag geht die Reise weiter.

Im August und im September sind Aufführungen an insgesamt 14 Orten in der Deutschschweiz geplant, im Osten in Rapperswil-Jona, Weesen, St.Gallen und Frauenfeld. Auf gut frequentierten Plätzen und in Parks (bei Schlechtwetter in einem Saal) – die Infos werden auf cinemasud.ch laufend aktualisiert.

16. und 17. August: Rappi-Jona
20. und 21. August: Weesen
25. und 26. August: St.Gallen
27. und 28. August: Frauenfeld

cinemasud.ch

Das von Helvetas getragene Projekt will das Publikum für ökologisches und solidarisches Handeln sensibilisieren, Lebenswelten der Menschen im Süden zeigen und die Bevölkerung mit globalen Themen in Kontakt bringen. Die Botschaft: «One World – Wir sitzen alle im selben Boot und müssen die ökologischen und sozialen Herausforderungen auf unserm Globus gemeinsam anpacken, im Süden wie im Norden.»

Dieses Jahr werden zwei ganz bezaubernde Filme gezeigt: Rafiki (2018, Kenia) und Sibel (2018, Türkei). Rafiki handelt von Kena und Ziki, zwei jungen Frauen aus Nairobi. Ihre Familien stammen aus verschiedenen politischen Lagern und gesellschaftlichen Schichten, ihre Väter sind Konkurrenten im Wahlkampf.

 

Die Freundinnen merken bald, dass sie grosse Gefühle füreinander entwickeln, was absolut tabu ist in der homophoben, von Männern dominierten kenianischen Gesellschaft. Sie müssen ihre Liebe geheim halten, was ihnen nur bedingt gelingt – trotz aller Widrigkeiten eine ansteckende, hoffnungs- und farbenfrohe Liebesgeschichte!

Sibel erzählt die Geschichte einer jungen Frau, die zusammen mit ihrem Vater und ihrer Schwester in einem türkischen Bergdorf bei Kusköy am Schwarzen Meer lebt. Sie ist seit ihrer Kindheit stumm, kommuniziert aber in einer in der Region verbreiteten, uralten Pfeifsprache.

Sibel widersetzt sich den patriarchalen Strukturen der Dorfgemeinschaft und verbringt als «Enfant sauvage» viel Zeit allein in den Wäldern auf der Suche nach einem Wolf, der dort den Gerüchten nach umherstreift. Dabei trifft sie auf einen Fremden, der sich in den Wäldern versteckt – und lernt, dass es auch Menschen gibt, die ihr ohne Vorurteile begegnen.

Dieser Beitrag erschien im Sommerheft von Saiten.