Signalraketen aus der Staatsanwaltschaft

Thomas Hansjakob, Erster Staatsanwalt des Kantons St.Gallen, fällt immer wieder damit auf, dass er beim Thema Randale und Fussball stark die Öffentlichkeit sucht. Er ähnelte dabei seiner früheren Chefin Karin Keller Sutter, der es mit den beiden Themen «Hooligans» und «Asylanten» regelmässig gelang, in der Sonntagspresse interviewt zu werden.
Von  Andreas Kneubühler

Auch wenn es bei der Gewalt rund um Fussballspiele letztlich fast immer um Bagatelldelikte geht, sind diese offensichtlich trotzdem von derart grosser Bedeutung, dass sich der Leiter der St.Galler Staatsanwaltschaft persönlich darum kümmern muss.

Ein Beispiel für die stets in leicht alarmistischen Stil verfassten Communiqués von Thomas Hansjakob wurde am Freitag den Medien verschickt. Es trägt den Titel : «Neue Spirale der Gewalt bei radikalen ‹Fussball-Fans›». Es geht darum um die Ausschreitungen vor dem Match St.Gallen – Basel, bei denen im Gästesektor einige Zehntausend Franken Schaden verursacht wurden. Darüber hatte unter anderem das «Tagblatt» schon am Montag ausführlich berichtet.

Offenbar sind dem Ersten Staatsanwalt unter der Woche Äusserungen des Basler Fanarbeiters Thomas Gander sauer aufgestossen. Dieser setzt sich in einem sehr anwaltschaftlichen Stil für die Basler Ultras ein und vertritt laut Communiqué der Staatsanwaltschaft die  Ansicht, «dass Ausschreitungen bei den Eingangskontrollen gefährlicher sind als das Abbrennen von bengalischen Fackeln.»

Thomas Hansjakob hält dieser – nicht unbedingt abwegigen – Ansicht nun die erwähnte  «Neue Spirale der Gewalt bei radikalen Fussball-Fans» entgegen. Er veröffentlicht als Beleg zwei Beispiele: Offenbar wurde irgendwo bei irgendwem das Auto kontrolliert. Im Kofferraum fanden sich Pfefferspray, Elektroschockgerät, Schlagring, und Teleskop-Schlagstock.  Jemand anders hat irgendwann im Ausland einen Gürtel bestellt,  in dessen Schnalle zwei Messer eingearbeitet sind. Die Bestellung flog am Zoll auf.

Was haben die beiden Ermittlungen mit Fussball und der angeblichen neuen Spirale der Gewalt zu tun?

Der eine  sei «ein bekannter St.Galler Fan» schreibt Thomas Hansjakob, der andere «ein bereits vorbestrafter St.Galler Ultra».  Folgt man dieser Logik, lässt dies nur den Schluss zu, dass alle Delikte, die jemand als Privatperson begeht, der daneben auch noch Fussballfan ist, automatisch im Zusammenhang Fussballgewalt gesehen werden müssen.

Das ist natürlich Unsinn.

Nun gibt es zwei Möglichkeiten:

Es gibt handfeste Beweise, dass die Utensilien im Kofferraum – die auch zur klassischen Ausrüstung eines Security-Angestellten gehören könnten – gekauft wurden, um sie in oder um ein Fussballstadion einzusetzen. Weiter ist nachgewiesen, dass die Messer gekauft wurden, um vor, während oder nach einem Fussballspiel gegnerische Fans, das Sicherheitspersonal oder die Polizei anzugreifen.

Oder das Communiqué ist nichts weiter als billiger Populismus.