Siegerprojekt für Pioniersiedlung

Das Siegerprojekt für die neue genossenschaftliche Überbauung Remishueb 3 steht fest. Es berücksichtigt Themen wie Nachhaltigkeit, Stadtklima, Biodiversität und autoarmes Wohnen.
Von  David Gadze
Das Modell der dritten Bauetappe in der Remishueb. (Bild: David Gadze)

Am östlichen Rand der Stadt St.Gallen, entsteht eine neue Wohnüberbauung. Dort ist die dritte Etappe der Siedlung Remishueb geplant. Sie ist zum einen genossenschaftlich organsiert, was in der Kantonshauptstadt vergleichsweise selten ist, zum anderen soll sie Mehrgenerationenwohnen ermöglichen und damit auch eine Angebotslücke im Quartier schliessen. Am Donnerstag präsentierte die Genossenschaft im Hauptpost-Gebäude das Siegerprojekt aus dem Wettbewerb.

Genossenschaftspräsident Max Altherr, der in der Remishueb 1 aufgewachsen ist und dessen Eltern immer noch dort wohnen, sprach von einem «Meilenstein» in der Planung, die vor rund vier Jahren angefangen habe. Das ganze Projekt sei jedoch «keine One-Genossenschaft-Show», sondern eine kooperative Planung mit den Genossenschafter:innen der Remishueb 1 und 2 sowie der Stadtverwaltung.

Der Wettbewerb sei eine grosse Herausforderung gewesen, da er komplexe Aufgaben stelle: Man befinde sich am äusseren Siedlungsrand, das Gelände sei sehr steil, zudem müsse man für eine Genossenschaft planen und entsprechend viele verschiedene Vorstellungen des Zusammenlebens und des Wohnens an sich berücksichtigen.

Rund 70 Wohnungen

Aus fünf Beiträgen setzte sich das Projekt «Heicho» von Stauffer und Hasler Architekten aus Frauenfeld durch. Dieses sieht ein «Gemeinschaftshaus» an der Brauerstrasse vor, das nebst Wohnungen unter anderem ein Gemeinschaftsbüro, einen Veranstaltungsraum, einen Kinderhort, eine Quartierbeiz oder eine kleine Bibliothek enthalten soll. Abgewinkelt zum Gemeinschaftshaus fügen sich drei längliche, parallel zueinander angeordnete Wohnbauten in Holzbauweise in den Hang ein. Jede verfügt über eine gemeinsam genutzte Dachterrasse.

Insgesamt soll es rund 70 Wohnungen von zwei bis fünf Zimmern sowie zumietbare Zimmer geben. Die ganze Überbauung ist, bis auf die Erschliessung des Gemeinschaftshauses über die Brauerstrasse, verkehrsfrei und bietet zwischen den Bauten diverse Grünflächen für die Bewohner:innen.

Zwischen den Gebäuden sollen diverse Grünflächen entstehen. (Bild: PD)

Zwischen den Gebäuden sollen diverse Grünflächen entstehen. (Bild: PD)

Die Siedlung Remishueb 1, deren vier Genossenschaften übrigens auch Mitglieder der neuen Genossenschaft sind, habe über die Stadtgrenzen hinaus Wohngeschichte, Baugeschichte und Genossenschaftsgeschichte geschrieben, sagte der städtische Baudirektor Markus Buschor. Nun solle wiederum auf städtischem Boden eine weitere Überbauung entstehen.

Das Parlament habe an seiner Sitzung von Ende Februar «mit Überzeugung» der Abgabe des Grundstücks im Baurecht an die Genossenschaft Remishueb 3 zugestimmt. Deren Ansprüche an die Nachhaltigkeit in den Bereichen Ökologie, Ökonomie und Gesellschaft hätten die Parlamentarier:innen ebenso überzeugt wie das geplante Wohnkonzept.

Die Stadt vergebe ihren wertvollen und knappen Boden nicht bedingungslos im Baurecht, betonte Buschor. Sie habe im Vertrag auch die Durchführung eines Varianzverfahrens gefordert, also eines Architekturwettbewerbs. So könne sie im Sinn ihrer Vorbildrolle Einfluss nehmen auf die Baukultur. Ausserdem berücksichtige die geplante Überbauung mehrere städtische Strategien beziehungsweise deren Ziele, Handlungsfelder und Massnahmen: die Innenentwicklungs-, die Freiraum- und die Wohnraumstrategie. Nicht zuletzt nehme sich das Projekt auch den Themen Nachhaltigkeit, Stadtklima, Biodiversität und autoarmes Wohnen an. Alexander Weiss vom Stadtplanungsamt ergänzte, dass die Remishueb 3 das Manko behebe, aufgrund eines fehlenden Wohnungsangebots auch im Alter im Quartier bleiben zu können.

Fertigstellung frühestens Ende 2027

Dass nur vier Monate nach dem Entscheid des Stadtparlaments bereits das Siegerprojekt feststeht, sei auf die gute Vorbereitung bei der Erarbeitung des Wettbewerbsprogramms zurückzuführen, sagt Altherr. Die Architekturbüros seien vorinformiert gewesen, sodass sie gleich nach dem Entscheid des Parlaments mit der Planung hätten beginnen können. Da es sich um ein einstufiges Verfahren gehandelt habe – also ohne die Möglichkeit zur Nachbesserung bei Nichteinhalten der Wettbewerbsbedingungen –, seien die Beiträge entsprechend schnell vorgelegen. Vorprüfung und Jurierung seien dann ebenfalls sehr schnell über die Bühne gegangen.

Auf der Wiese entsteht bis frühestens Ende 2027 die dritte Etappe der Überbauung Remishueb. (Bild: pd)

Ganz so schnell wird es aber nicht gehen, bis die Wohnungen bezugsbereit sein werden. Das hängt nicht nur von der weiteren Planung, sondern insbesondere auch vom Baubewilligungsverfahren mit der öffentlichen Auflage ab. Läuft alles nach Plan, können Ende 2027 oder Anfang 2028 die ersten Mieter einziehen.