Was wäre der Faschismus ohne seine Bilder? Ikonisch sind die Führer- und Duce-Fotografien bis heute, alle haben sofort ein Bild vor dem inneren Auge, wenn von Hitler oder Mussolini die Rede ist. Und auch der neu aufkeimende Faschismus hat seine eigenen Bildikonen: Trump mit blutendem Ohr, Milei mit Kettensäge usw.
Manche dieser Bilder entstehen zufällig, meist aber sind sie gewollte Inszenierungen. Propagandafotografie ist so alt wie die Fototechnologie selber. Das Vorarlbergmuseum in Bregenz widmet seine erste Sonderausstellung 2025 in Zusammenarbeit mit der Landesbibliothek Vorarlberg diesem leider wieder hochaktuellen Thema. Im Fokus stehen die Fotos des Bregenzer Nationalsozialisten Werner Schlegel (1908–1945), der fasziniert war von der antidemokratischen Brutalität, mit der das Hitlerregime die völkische Neuordnung der Rassenreinheit anstrebte und vorantrieb.
Auch modernste Technik kam bei der Verbreitung der politischen Ideen und Ziele zum Einsatz. Hitler war zum Beispiel der erste Politiker, der Flugzeuge für seinen Wahlkampf einsetzte. Fotograf Schlegel hielt all das fest. Zum Beispiel auch den Einmarsch der Nazis in Vorarlberg kurz nach dem Anschluss Österreichs ans Dritte Reich 1938, wo die Massen euphorisch die Hakenkreuzfähnchen wedelten.
«Wir waren begeistert. Warum?» heisst denn auch passenderweise die Ausstellung im Atrium des Vorarlbergmuseums. Man hätte auch die Frage «Wie lange?» hinzustellen können. Und fände angesichts der aktuellen FPÖ-Dominanz vielleicht gar keine abschliessende Antwort. Österreich hatte bekanntlich schon immer weit grössere Mühe mit ihrer Geschichtsaufarbeitung als Deutschland. (Die Schweiz steht ihrem östlichen Nachbarn hier in nichts nach.) Das Vorarlbergmuseum muss sich diesen Vorwurf definitiv nicht gefallen lassen.
«Wir waren begeistert. Warum?» – Ausstellung mit Fotos des Bregenzer Nationalsozialisten Werner Schlegel von 1938–1941: bis 6. April, Vorarlbergmuseum, Bregenz