Schwarz-humoristisches Katerfrühstück
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Jerry’s D.I.N.K.S. aus Tsüri spielten erst lauteste Boston Hardcore Covers, wobei zwei Dutzend Punks pogten, was der Sonntagnachmittag-Abend hergab. Ein fröhliches Jumpen, Headbangen, Treten und Getreten-werden versüsste einem auf Anhieb die Laune. Nach einer knappen Stunde ist Schluss: «Na, wir können nicht mehr!», meint der Sänger – das glaubt man gerne, krachender Extremsport macht müde.
Auch das Publikum spürt den Sonntag: Eben noch kochte der Laden, liegen nun alle in Sofas und auf dem Boden, lethargisch Farmer-Lager trinkend oder ein paar Konversationsfetzen hin und her werfend. «Das war voll scheisse!» meint ein Jungpunk zum Sänger lachend, worauf dieser nonchalant antwortet: «Darauf ist wenigstens noch Verlass. Es war, ist, und bleibt scheisse».
Fliehende Bassdrum
Auch die zweite Band des Abends spielt Hardcore, «F.E.J.L.F.I.X» aus Odense, Dänemark wecken die Gemüter wieder auf. Nur haben sie ein Problem mit der Bassdrum: dauernd flieht die vor den schnellen Schlägen des Pedals. «Die Kunst heisst Speed-Drumming, und der Trick dabei ist, perfekt zu sein» erklärt einer der Jerry’s. Zwei Betonplatten lösen dann das Problem halbwegs, dazu muss sich aber noch jemand auf einen Stuhl davor hocken um mit dem Fuss dagegen zu halten.
Zur Überbrückung gibts einen Drogenwitz: «Steht einer doof in der Disco rum und will sich zudröhnen. Also spricht er einen Typen an, wo’s denn hier Hasch zu kaufen gäbe. Dabei hat er Glück und kriegt von diesem was zu Rauchen. Als er dann aber nach einer halben Stunde noch immer nichts spürt, geht er wieder auf den zu, ob er denn nichts Härteres habe. Trips hat dieser noch. Gesagt, getan. Wieder spürt er nichts. Dasselbe mit dem Crack, das ihm dieser daraufhin andreht. Also rennt er ihm hinterher. Er verfolgt ihn im Auto – eine wilde Fahrt, aus der Stadt raus, übers Land mit 130 Sachen. Der Verfolgte verfehlt eine Rechtskurve und landet auf einem Acker. Der Verfolger sofort dahin, haut ihm dreimal derbe in die Fresse. ‘Dein Stoff kann nichts’ ruft er und hat nach gelöstem Problem das dringende Bedürfnis zu scheissen. Er lässt die Hosen runter, geht in die Knie, worauf ihm von hinten jemand auf die Schulter tippt und sagt: ‘Überall, aber nicht auf der Tanzfläche!’».
Der einzige Laden weit und breit, wo man Sonntags auf Kollekte internationalen Punk zu hören kriegt und für wenig Geld eins trinken kann, überlässt einen mit guter Laune der anbrechenden Woche. Szenen für die Götter im Gedächtnis, einen wiedergeborenen Körper nach kathartischer Reinigung, was besseres hätte man Sonntags nicht machen können. Gut gibts das Rümp.
Bilder: Sayan Dutta