Schubert ist himmlisch, Gott ist weiblich

Ein sommerlicher Besuch in Hohenems lohnt sich: Die Schubertiade wartet, die «weibliche Seite Gottes» und die Opernbühne. von Bettina Kugler
Von  Gastbeitrag

Sechs kleine Museen im «Schubertiade»­-Quartier, dazu nur ein paar Schritte davon entfernt mit dem Jüdischen Museum in der Villa Rosenthal ein grösseres, das international einen guten Ruf geniesst: Das macht Hohenems zu einer Kleinstadt mit enormer Ausstellungsdichte.

Kommt hinzu, dass sie seit mehr als vierzig Jahren ein inniges Verhältnis zu Franz Schubert pflegt; gerade hat die Schubertiade Hohenems ein Doppeljubiläum gefeiert. Es gehört zum Selbstverständnis des weltweit renommierten Lied­ und Kammermusikfestivals, dass es 2017 auf gleichbleibendem Niveau fortgesetzt wird.

Schubertiade Hohenems:
13. bis 16. Juli
schubertiade.at

Wer sich an heissen Hochsommertagen gern im Konzertsaal kühlt, etwa mit Robert Schumanns Waldszenen oder Schuberts Forellenquintett, wird sich also die Tage zwischen dem 13. und 16. Juli schon in der Agenda angestrichen und Tickets gebucht haben.

Gäste sind in diesem Sommer der Pianist David Fray, die Geigerin Julia Fischer im Klaviertrio mit Daniel Müller­-Schott und Herbert Schuch, das Quatuor Ebène mit der Pianistin Akiko Yamamoto und der Kontrabassistin Laurène Durantel, die Pianistin Shani Diluka und das Modigliani Quartett, erweitert zum Quintett durch den Bratschisten Gérard Caussé.

Die weibliche Seite Gottes:
bis 8. Oktober, Jüdisches Museum Hohenems
jm-hohenems.at

Vor dem Konzert lohnt sich ein Rundgang durch die aktuelle Sonderausstellung des Jüdischen Museums. Um «Die weibliche Seite Gottes» geht es da und um die provokative Frage an die monotheistischen Religionen: Kann der nach jüdischer, christlicher und muslimischer Tradition «einzige Gott» auch anders als männlich verstanden werden?

Die Schau kombiniert Arbeiten zeitgenössischer Künstlerinnen mit Exponaten und Dokumenten, die zeigen, woher die Vorstellung von Gott «dem Herrn» kommt – und welche alternativen Konzepte daneben weiterhin bestanden und bestehen.

Ein Seitenblick auf die Opernbühne darf nicht fehlen: An einer audiovisuellen Station kann man Ausschnitte aus David Pountneys Bregenzer Inszenierung der Zauberflöte anschauen. Oder einer jüdischen Tora­-Schreiberin bei ihrer stillen, konzentrierten Arbeit zusehen.

Dieser Beitrag erschien im Sommerheft von Saiten.