, 30. September 2021
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Saiten im Oktober: Energiestadt

Asap Netto Null: Was die Stadt und ihre Bewohner:innen zur Energiewende beitragen können. Ausserdem im Oktoberheft: 30 Jahre Waffenplatzprotest, die Flaschenpost aus Homs, neue Töne und die Rückkehr des Espenmoos.

Bilder zum Titelthema: Till Forrer

Es gibt diese Momente, wo einem beim Schreiben der Griffel stockt oder die Tastatur flimmert. Ein solcher Moment war der 17. September, fünf Tage vor Druckbeginn dieser Ausgabe: In Sachen Klima befinde sich die Welt auf einem «katastrophalen Weg», gab an dem Tag Uno-Generalsekretär Guterres zu Protokoll. Statt dem 2015 in Paris festgelegten Ziel einer Erderwärmung um «nur» 1,5 Grad näher zu kommen, drohe eine Erwärmung um 2,7 Grad. Null Chancen für Netto Null also. Und dies werde sich «am massiven Verlust von Menschenleben und Existenzgrundlagen messen lassen.»

Düstere Aussichten. Dabei steckten wir gerade in den letzten Zügen dieses Hefts, mitten im Energiekonzept 2050 der Stadt St.Gallen – und waren von vielem positiv beeindruckt. Zum Beispiel von den innovativen Anergie-Lösungen der Industrie im Westen der Stadt; Roman Hertler berichtet darüber. Emil Keller bilanziert den Stand der Förderung von Photovoltaik-Anlagen, Till Forrer fotografiert die Stadt aus der Sonnenperspektive. René Hornung stellt eine löbliche Wärmeverbund-Lösung vor, Kathrin Reimann interviewt den St.Galler Chef-Entsorger, Peter Surber besucht klima-engagierte Stadtbewohner:innen, und Corinne Riedener lädt zum Streitgespräch: Stadtrat Peter Jans und Klimaaktivistin Miriam Rizvi debattieren mit harten Bandagen über reale und fundamentale Klimapolitik.

Und dann, eben, die Alarm-Nachrichten – Unwetter in den USA, miserable CO2-Bilanz nach den Waldbränden des Sommers, Klimaziele weltweit in weiter Ferne, die Erde ein «globaler Notfall», die für November geplante Klimakonferenz der Uno in Glasgow gefährdet. Die Nationen müssten «ihre Klimaanstrengungen dringend verdoppeln», um das 1,5 Grad-Ziel noch zu erreichen, mahnt die Uno. Worte, die im Nichts verpuffen?

Hoffentlich nicht, und hoffentlich trägt diese Saiten-Ausgabe das ihre dazu bei. Das Heft entstand in Kooperation mit den St.Galler Stadtwerken und der Dienststelle Umwelt und Energie, die Saiten mit Knowhow und einem Förderbeitrag unterstützt haben. Der Tenor ist klar: Die städtischen Energiefachleute sind vorsichtig optimistisch und guten Mutes, die Klimawende zumindest lokal zu schaffen – einerseits mit «grüner» Technologie, andrerseits mit freiwilligen Verhaltensänderungen der Bevölkerung, wie sie die Kampagne «Watt bin ich» propagiert.

Denn dass es die Technik allein richten wird, glauben selbst grösste Optimist:innen nicht mehr. Unsere Wohlstandsgesellschaft brauche ein «Entzugsprogramm», schreiben etwa die Autoren des Buchs All you need is less und fordern eine «Gegenkultur», Stichwort Selbstbegrenzung. Tönt nach Verzicht, aber man kann das auch fröhlich und solidarisch sehen, so wie Miriam Rizvi im Interview auf Seite 34: «Verzichten ist auch ein Geben. Wenn wir unser Konsumverhalten in der Schweiz bewusst zurücknehmen, geben wir anderen Gesellschaften auf diesem Planeten mehr Freiheiten.»

Ausserdem in diesem Heft: die beklemmende Flaschenpost aus dem syrischen Homs, die tragische Geschichte des Seluners, neue Töne von Femi Luna, Nice Nine und Catalyst, neue Kunst und neuer Glanz fürs Espenmoos.

Peter Surber

 

Der Inhalt:

Reaktionen
Viel geklickt
Stadtgespräch
Nebenbei gay von Anna Rosenwasser
Warum? von Jan Rutishauser
Redeplatz mit Kaspar Surber
Theaterdebatte

Energiestadt

Netto Null bis 2050 – das ist der Plan. Doch es braucht Menschen, die die städtische Roadmap umsetzen. Besuch bei Judith und Ben Stokvis, Christian Huber, Toni Braun und Fredy Zaugg. Von Peter Surber

Gebündelte Sonne: Mit gemeinschaftlich gebauten Photovoltaik-Anlagen können auch Personen ohne Hauseigentum zur Energiewende beitragen. Von Emil Keller

St.Gallen hat als erste Gemeinde den Gebührensack eingeführt: Marco Sonderegger, Leiter der Entsorgung St.Gallen, im Interview. Von Kathrin Reimann

Wärme aus der Fleischfabrik: Wie das gemeindeübergreifende Anergie-Netz im Westen der Stadt industrielle Abwärme nutzt. Von Roman Hertler

Nachbarschaftliche Wärme: Eine Reihenhaussiedlung am St.Galler Hinterberg heizt neu mit einem gemeinsamen Erdsonden-Wärmeverbund. Von René Hornung

Sie fordert Klimagerechtigkeit, er setzt auf technische Lösungen: Aktivistin Miriam Rizvi und Stadtrat Peter Jans im Streitgespräch unter fast Gleichgesinnten. Von Corinne Riedener

Perspektiven

Das Knattern der Generatoren: Flaschenpost aus dem syrischen Homs, wo die Vögel erst langsam zurückkehren. Von Judika Peters

Tansania, Sri Lanka, Herisau: Die Buchhändlerin Franziska Tschumi und ihr Leben zwischen drei Kontinenten. Von Gabriele Barbey

In der Baggerschaufel: Vor 30 Jahren protestierten ARNA und GONA zusammen gegen den Waffenplatz Neuchlen-Anschwilen. Von Kaija Eigenmann, Flurina Lüchinger und Lia und Jael Allenspach

Selig unseliger Seluner: Der Leichnam des «taubstummen Findlings» aus dem Obertoggenburg hat endlich seine letzte Ruhe gefunden. Von Roman Hertler

Kultur

Drei Generationen, eine Obsession: Das Museum im Lagerhaus zeigt Werke von Robert, Miriam, Manuel und Gilda Müller. Von Wolfgang Steiger

Zwischen Ekel und Erotik: Manor-Preisträgerin Martina Morger zeigt «Lèche Vitrines» und putzt Skulpturen im St.Galler Kunstmuseum. Von Sandra Cubranovic

Szenen eines diversen, kämpferischen, liebenden und zerrissenen Istanbul: Der Film Hayaletler – Ghosts von Azra Deniz Okyay. Von Corinne Riedener

Der St.Galler Klosterplan und seine düsteren Geheimnisse: Pamela Dürr hat ein Hörspiel für Kinder geschrieben – Bockfuess und Rabeflügel. Von Roman Hertler

Mit viel B(a)uchgefühl: Hörtrip durch das Debütalbum Library der St.Galler Sängerin und Songwriterin Femi Luna. Von Viviane Sonderegger

Seine Bassdroge könnte süchtig machen: Nice Nine bringt nach Jahren auf den Tanzflächen und im Underground sein erstes Album heraus. Von Corinne Riedener

Das Wunder vom Espenmoos: Die Tribüne ist mustergültig renoviert worden, sogar die Sitze aus Holz sind dieselben wie das Original von 1969. Von Andreas Kneubühler

Neues Duo im Alpenhof, neue Container beim Lattich, neue Töne von Catalyst, neue Lyrik von Jochen Kelter: der Kulturparcours.

Abgesang

Kellers Geschichten
Pfahlbauer
Comic

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