, 30. Mai 2024
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Saiten im Juni: überfällige Inklusion

Ein Heft zehn Jahre nach der Ratifizierung der UNO-Behindertenrechtskonvention durch die Schweiz: Wo stehen wir in Sachen Inklusion? Ausserdem im knackigen Juni: Crack auf dem Vormarsch, das Potenzial von St.Galles Strassen, zwei Biografien, ein Nachruf und neue Kolumnen.

Die Illustrationen zum Inklusions-Schwerpunkt im Juniheft hat Yolanda Zingg gemacht.

Mehrere Schweizer Städte schlagen Alarm: Der Konsum von Crack nimmt teilweise stark zu. Das führt dazu, dass sich vielerorts offene Drogenszenen gebildet haben. Auch in der Kokainhochburg St.Gallen spitzt sich die Lage zu, im Vergleich zu anderen Städten ist sie aber nicht dramatisch. Der «St.Galler Weg», der auf eine Kombination von Prävention und Repression setzt, trägt sicher dazu bei. Doch die Stiftung Suchthilfe und die Polizei warnen vor einem weiteren Anstieg. Sollte die Zahl der Suchtkranken zunehmen, bräuchte es zusätzliches Geld, um das Problem in den Griff zu bekommen – und zwar für ganz unterschiedliche Bereiche.

Suchtkrankheiten gehen uns alle etwas an. Und die Stadt hat eine Verantwortung gegenüber allen Menschen, die hier leben – ob süchtig oder nicht. Dessen sollten sich auch jene Kräfte bewusst sein, die «süchtig» oft mit «selber schuld» oder «willensschwach» gleichsetzen. In Genf, wo das Problem am akutesten ist, hat der Stadtrat im Oktober ein Massnahmenpaket mit Kosten von 6 Millionen Franken jährlich beschlossen. Dafür gibt es Konsumplätze für Crack, mehr Schlafstellen und mehr Personal für präventive und betreuerische Massnahmen, aber auch für die Erhöhung der Polizeipräsenz. Natürlich will niemand, dass sich auch hier eine offene Drogenszene bildet. Doch das Problem wird auch nicht gelöst, indem man die Süchtigen aus der Öffentlichkeit verbannt.

In diesem Heft widmen wir uns auch der Inklusion. Zehn Jahre nach der Ratifizierung der UNO-Behindertenrechtskonvention durch die Schweiz erörtert Andi Giger im Interview mit der Aktivistin Sina Eggimann, wie sich die Situation für die Betroffenen präsentiert und was noch alles zu tun wäre. Zudem werfen wir einen Blick auf die Aktionstage Behindertenrechte: Bianca Schellander berichtet vom inklusiven Schreibwettbewerb in deren Rahmen, an dem sich Saiten beteiligt. Und wir haben zehn Veranstaltungstipps aus der Region zusammengetragen – ein kleiner Teil des reichen Programms im Rahmen dieses Aktionsmonats, der noch bis 15. Juni dauert.

Und wo wären wir ohne den täglichen Blechsalat, der munter wächst und immer mehr Raum frisst. Der Soziologe Niklaus Reiche zeigt in einem Essay auf, wie der Strassenraum im Lauf der Jahrzehnte einen Funktionswandel hin zum Salatförderband und Abstellplatz durchgemacht hat – und was es bräuchte, damit er wieder zum Lebensraum werden könnte. Spoiler: Begegnungszonen allein reichen nicht.

Ausserdem im knackigen Juni-Heft: ein Gespräch mit OASG-Chef Christof Huber über seinen Besuch in der Ukraine, Biografien über Steff Signer und Jakob Rudolf Forster, ein Nachruf auf Nane Geel, neue Musik von Mamari und die Flaschenpost aus Paris.

Wir freuen uns, in dieser Ausgabe gleich zwei neue Kolumnistinnen begrüssen zu dürfen: Liliia Matviiv, die bereits in unserem Ukraine-Schwerpunkt im Februarheft mitgearbeitet hat, schreibt von jetzt an die Stimmrecht-Kolumne. Und Nathalie Grand begleitet uns bis zur Frauen-EM 2025 in der Schweiz mit der «Saitenlinie». Wir heissen beide herzlich willkommen – und wünschen euch viel Spass bei der Lektüre!

David Gadze

 

 

Der Inhalt:

Positionen/ Reaktionen

In eigener Sache – Saiten since 1994: Unsere Pläne im Jubeljahr

Stimmrecht: Teresa, Maria und Nemo. von Liliia Matviiv

Saitenlinie: Frauen, Fussball und flammender Protest. von Nathalie Grand

Bildfang: Der Abräumer

Redeplatz mit Christof Huber

24/7 Traumacore: I go hard in my Ed Hardy. von Mia Nägeli

 

Perspektiven

Inklusion

2014 hat die Schweiz die UNO-Behindertenrechtskonvention ratifiziert. Mit der Umsetzung des Behindertengleichstellungsgesetzes hapert es aber noch. Noch bis Mitte Juni finden die Aktionstage Behindertenrechte statt – auch in der Ostschweiz. Saiten hat mit der Behindertenrechtsaktivistin Sina Eggimann gesprochen, beteiligt sich an einem inklusiven Schreibwettbewerb und hat für die verbleibenden Aktionstage ein paar Veranstaltungstipps.

Das Interview mit Sina Eggimann

von Andi Giger

Der Schreibwettbewerb von VALEO

von Bianca Schellander

Die Veranstaltungstipps der Region

von Andi Giger, Bianca Schellander und der Saiten-Redaktion

 

Crack auf dem Vormarsch

Mit der Kokainlawine, die seit ein paar Jahren die Schweiz überrollt, hat auch der Konsum von Crack und Freebase zugenommen. In mehreren Schweizer Städten sind offene Drogenszenen entstanden. Die Kokainhochburg St. Gallen ist bisher verschont geblieben, aber auch hier stossen Fachleute und Polizei an die Grenze – der Report und die Geschichte eines Crack-Süchtigen. von David Gadze

Bild: Kim Zeidler

 

Strassen als Lebensräume

Während in der Stadt St. Gallen Begegnungszonen aus dem Boden spriessen, wird Tempo 30 auf nationaler Ebene zum Feindbild. Die Debatte droht sich auf das Tempo und damit auf die Verkehrsfrage zu verkürzen. Dabei sind Strassen vor allem auch ein zentraler Lebensraum. Ein Essay. von Niklaus Reichle

Crossroads Community (The Farm), initiiert von Bonnie Ora Sherk, 1974-1980

 

Das Zillertaler Tagblatt

Ein rotes Bähnchen, ein reaktionärer Strippenzieher, Stadler Rail und das «Tagblatt»: ein unappetitliches Gebräu aus der Ostschweizer Medienlandschaft. von Markus Rohner

 

Paris/Spoken History
Flaschenpost aus Paris von Harlis Schweizer Hadjidj und Hans Schweizer

 

Kultur

Nichts Halbes, immer Vollgas

Nane Geel gehörte zu den treibenden Kräften in der 1980er- Alternativszene St.Gallens. Sie setzte sich für eine gerechtere Welt ein. Im März ist Nane verstorben. von Wolfgang Steiger

 

Im Infraversum

Die Biografie über Steff Signer erzählt nicht nur vom visionären Musikschaffen des Ausserrhoders, sondern auch von der Ostschweizer Nachkriegsgesellschaft. von Corinne Riedener

 

Musik über das Mutterdasein

Natasha Waters, Davide Rizzitelli alias Kaltehand und Atilla Schweizer veröffentlichen als Mamari Ende Mai ihre erste EP. von David Gadze

 

Umtriebig, getrieben und unterdrückt

Jakob Rudolf Forster war vermutlich der erste Schweizer, der offen für die Rechte Homosexueller kämpfte. Jetzt erscheint eine ausführliche Biografie über ihn. von Roman Hertler

 

Kollaborationen in Appenzell

Das Kunstmuseum Appenzell zeigt «Allianzen», die Kunsthalle Appenzell «Möglichkeit Architektur». Zwei Ausstellungen mit Fokus auf produktive Zusammenarbeit. von Kristin Schmidt

 

Am Wegesrand ein Gegenstand

Wieviel Sehnsucht steckt in einem Aschenbecher? Ganz schön viel. Zumindest, wenn wir durch die St. Galler Mülenenschlucht zur Klause aufsteigen. von Ursula Badrutt

 

Kulturparcours: Platzpark, Podcast, Jubeltag und Gruppenschau

 

Gutes Bauen Ostschweiz: Sensible Fügung

von Nele Rickmann

 

Plattentipps: Analog im Juni

 

Abgesang

Kellers Geschichten: Darwins Würme

Comic von Julia Kubik: Neues aus der kantonalen Festivalszene

 

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