, 31. Januar 2014
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Saiten im Februar: Hier die Welt

Zum Beispiel Kevser, Andjela, Maria Rosa, Sissi und Aysha – ein Heft zum Einwandern. Ausserdem: Museumsdebatte, Margadant & Burroughs.

Ein Drittel der Weltbevölkerung ist in Bewegung. Zum Beispiel in Liu Gong Li. Vor zwanzig Jahren ein Dorf mit ein paar hundert Einwohnern, heute Teil eines Ballungsraums rund um die chinesische Stadt Chongqing, die «sehr wahrscheinlich die am schnellsten wachsende Stadt der Welt» ist.

In seinem Buch Die neue Völkerwanderung – Arrival City besucht der amerikanische Journalist Doug Sanders Liu Gong Li und zwanzig andere Megalocities. Er beschreibt sie als «Ankunftsstädte», schildert die Hoffnungen und die Überlebensnot ihrer Bewohnerinnen und Bewohner. Die Ankunftsstadt trägt viele Namen, sie heisst Slum, Favela, Bustee, Bidonville, Ashwaiyyat, Shantytown, Kampsong, Urban Village, Banlieue Difficile oder Plattenbau, sie ist ein Problemhaufen, aber auch ein Versprechen: «Die Ankunftsstadt ist, wenn man sie gedeihen lässt, das Instrument, das eine nachhaltig lebende und wirtschaftende Welt hervorbringt.»

Wer Sanders’ Reportagen liest, sieht die Einwanderungsschweiz mit anderen Augen. Augen, denen es plötzlich gschämig vorkommt, dass wir am 9. Februar einmal mehr über eine Ausgrenzungs-Initiative abstimmen müssen, mit dem Argument, der Platz hierzulande sei zu knapp.

Gewiss: Die globale Migration wirft Fragen auf, die sich nicht mit einem Ja oder Nein auf dem Stimmzettel beantworten lassen, die sich überhaupt weder lokal noch national ganz beantworten lassen. Worauf es im Lokalen ankommt, hat aber der Interkultur-Forscher Mark Terkessidis klar umschrieben: «Es ist egal, woher die Menschen, die sich zu einem bestimmten Zeitpunkt in der Polis aufhalten, kommen und wie lange sie sich dort aufhalten. Wenn erst einmal die Zukunft im Vordergrund steht, dann kommt es nur noch drauf an, dass sie jetzt, in diesem Moment anwesend sind und zur gemeinsamen Zukunft beitragen. »

Das bedeutet mit Terkessidis zum einen: vom Begriff der Integration Abschied zu nehmen, nicht ein imaginäres einheimisches «Wir» zu behaupten, sondern Vielfalt zu akzeptieren und zu üben. Und zum andern: Partizipation, möglichst für alle.

Wie das gehen könnte? Saiten macht die Probe aufs Exempel: Urs Fitze lässt Rorschacher Schülerinnen erzählen, Ladina Bischof hat sie fotografiert. Felix Mätzler berichtet von den SC-Brühl-Junioren, Harry Rosenbaum besucht das Migrationsamt in Frauenfeld. Schliesslich die Politik: Kaspar Surber denkt die Schweiz und Europa zusammen, Corinne Riedener durchleuchtet das St.Galler Stadtparlament auf seinen Migrationshintergrund und befragt Nino Cozzio, den Secondo im Stadtrat.

Ein Fazit? Vielleicht dies: Es ist Zeit für das Ausländerstimm- und Wahlrecht. Damit wir das Denken in Nationen und Grenzen endlich über den Haufen werfen können.

 

DER INHALT:

Reaktionen

Positionen
Blickwinkel von Michael Bodenmann
Bruno Margadant von Ralph Hug
Stadtlärm von Andreas Kneubühler
Klartext: Grüninger, Winterthur, Trogen
Redeplatz mit Stefan Tittmann und Andreas Koller
Einspruch von Zunder

 

Hier die Welt.

Das fremde Rad am Wagen.
Die Politik hinkt der Einwanderungsrealität hintennach.
von Corinne Riedener

Im Klassenzimmer sind alle gleich.
Zusammenleben im Schulhaus Mühletobel Rorschach.
von Urs Fitze

Den echten Schweizer erkennt man am Velohelm.
Multikulti am Ball: Die Junioren des SC Brühl.
von Felix Mätzler

Wo die Teutonen wohnen.
Der Thurgau und seine Zuwanderer – ein Besuch auf dem Migrationsamt.
von Harry Rosenbaum

Den Kopf auf den Kontinent legen.
Ein Plädoyer für Gelassenheit und Zuversicht in der Migrationspolitik.
von Kaspar Surber

 

Perspektiven
Flaschenpost. Die jüdische Diaspora in Tunesien. von David Loher
Thurgau
Rapperswil-Jona
Schaffhausen
Vorarlberg
Stimmrecht von Gyatso Drongpatsang

 

Kultur

Kunst: Erinnerung an Bruno Steiger. von Kristin Schmidt

Theater: Das Theater St.Gallen spielt Mal was Afrika. von Sebastian Ryser

Matthias Noger zeichnet den Februar-Comic.

Report aus dem Museum
Das Historische und Völkerkundemuseum in St.Gallen vor der Wiedereröffnung:
Fragen zum postkolonialen Erbe und eine Besichtigung der Archäologie-Schau.
von Wolfgang Steiger und Peter Surber

Literatur: William S. Burroughs zum Hundertsten.
Ein Essay von Jürgen Ploog

Film: Das Haus Tugendhat in Brünn. Und in St.Gallen.
von René Hornung

Musik: Baby Jail meldet sich zurück – aus dem Grab.
von Etrit Hasler

Weiss auf Schwarz
vom Kollektiv der Grabenhalle

 

Abgesang
Kellers Geschichten
Bureau Elmiger
Charles Pfahlbauer jr.
Boulevard

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