, 24. März 2022
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Saiten im April: Piff Paff Peace

Aus gegebenem Anlass: Ein Heft über Frieden, Bewegung, Doppelmoral und den Krieg der Emotionen. Ausserdem: Arbeitskampf in Dietfurt, Putzen & Politik und die Ausstellungen zu Orlando und Hans Krüsi.

Das Cover des Aprilhefts (hier ein Ausschnitt davon) ist von Maj Lisa Dörig.

Zerbombte Wohnhäuser, kaputte Spitäler, Kindergärten, Kirchen, verlorene Menschen vor ausgebrannten Häusern, dazwischen schwerbewaffnet patrouillierende Soldaten: Es sind Bilder, die kaum auszuhalten sind, die man nicht glauben will und doch glauben muss: Da wird im Frühling 2022 ein blühendes Land in Ruinen geschossen, Millionen Menschen sind zur Flucht gezwungen, Tausende sind gestorben, und der Krieg geht mit unverminderter Gewalt weiter – jetzt, bei Redaktionsschluss Mitte März, zieht sich die tödliche Schlinge um die Hauptstadt Kiew immer mehr zu.

Wie es dazu kam, wie dieser Krieg gegen die Ukraine verläuft, den man auf allen Kanälen (ausser in Russland selber) 24 Stunden lang verfolgen kann, was versäumt wurde, wie der Westen reagieren soll, was für die Geflüchteten zu tun ist: All das und vieles mehr ist erschöpfend analysiert, diskutiert, erhofft und erbangt worden in den Medien seit dem 24. Februar.

In diesem Heft versuchen wir, hilflos wie alle, dem Frieden die Stange hochzuhalten.

Saiten hat acht Zeichnerinnen und Zeichner gebeten, je ihre Assoziation zum Thema «Friedensappell» auf Papier zu bringen – entstanden ist eine vielfältige Bildstrecke, eine Art künstlerischer Demonstrationszug. Peter Müller blickt zurück auf die «grosse Zeit» der Friedensbewegung in der Ostschweiz, Grace Inauen berichtet über eine Friedenswerkstatt in St.Gallen, Corinne Riedener bringt kritische Überlegungen zum westlichen Rassismus im Umgang mit Geflüchteten ein. Und der Psychologe Urs Honauer gibt im Interview Auskunft zur Frage, wie friedliches Verhalten in sich selber beginnen könnte und wie es nach aussen wirkt. «Krieg wird immer von grossen Narzissten inszeniert. Selber nicht dem Narzissmus und damit dem Ego und Machtgelüsten zu verfallen, ist auch ein Beitrag zum Frieden», sagt Honauer.

Weitere Perspektiven zum alles dominierenden Thema eröffnen die Flaschenpost aus St.Petersburg und der «Redeplatz» im Heftauftakt, das Interview mit einem jungen Friedensaktivisten. Ausserdem im vom Krieg überschatteten April: «Wer putzt die Schweiz?» im Buch. Tilda Swinton, Hans Krüsi, Hans Schweizer in aufsehenerregenden Ausstellungen. Und die neue Saiten-Recherche zum Bührle-kontaminierten Mädchenheim in Dietfurt.

Gegen ein Virus Krieg zu führen, sei «genauso unsinnig wie die Ansicht, man könne Krieg durch Krieg besiegen», sagte der Filmemacher Alexander Kluge Anfang März in einem «Zeit»-Interview. «Man kann den Krieg nur beenden, wenn man den kleinen Möglichkeitsraum findet, in dem Frieden möglich wäre.» Kluges kluges Fazit: «Sieger ist nicht, wer die Schlachten gewinnt. Sieger ist, wer einen Frieden herstellt.»

Peter Surber

 

Der Inhalt:

Reaktionen
Viel geklickt
Bildfang
Position I – Menschen statt Häuser
Redeplatz mit Robin Eichmann
Nebenbei gay von Anna Rosenwasser
Warum? von Jan Rutishauser
Position II – Justiz statt Schmutz
Position III – Frauen statt Männer

Piff Paff Peace

Die Ostschweizer Friedensbewegung hat eine lange Geschichte. Ihre zentrale Botschaft: Kriege werden durch Abrüstung verhindert, durch Gerechtigkeit und Solidarität. Von Peter Müller

Solidarität mit den Geflüchteten aus der Ukraine ist jetzt wichtig. Aber nicht, weil es sich um «europäische Menschen mit blauen Augen und blonden Haaren» handelt. Von Corinne Riedener

Dozierende, das «Movetia»-Projektteam und die Studierendenorganisation SOSA haben an der Fachhochschule OST eine Solidaritäts- und Friedenswerkstatt eröffnet. Von Grace Inauen

Raus aus dem inneren Kriegszustand: Urs Honauer, Psychologe und Traumatherapeut, über den Umgang mit Emotionen und die Bedingungen für Friedfertigkeit und Gewaltfreiheit. Von Peter Surber

Illustrationen: Maj Dörig, Miriam Schöb, Herbert Weber, Lika Nüssli, Julia Trachsel, Dario Forlin, Armanda Asani und Nicolas Sourvinos

Illustration: Julia Trachsel

Perspektiven

Was lässt sich seit dem 24. Februar über Russland schreiben – und wie? Was ist noch sagbar? Und was kann man tun, um mit Russland in Beziehung zu bleiben? Die Flaschenpost aus St.Petersburg. Von Maren Schreier

Zwang und Opposition in Dietfurt: Wie die Gewerkschaften die Situation der Toggenburger Zwangsarbeiter:innen ignorierten. Und was das mit dem Streik 1931 zu tun hat. Von Roman Hertler

Kultur

Putzen ist intim. Putzen ist politisch. Das kann man aus dem Buch Wer putzt die Schweiz? von Marianne Pletscher und Marc Bachmann lernen. Von Gabriele Barbey

Paris-Strahlholz: Hans Schweizer, zeitlebens unterwegs zwischen Gegensätzen, bekommt zum 80. Geburtstag eine grosse Retrospektive im Kunst(Zeug)Haus. Von Kristin Schmidt

Queer, trans und dekolonial: Die von Tilda Swinton kuratierte Ausstellung «Orlando» im Fotomuseum Winterthur spinnt Virginia Woolf weiter. Von Corinne Riedener

«Onedöre gohts au»: Im Museum im Lagerhaus ist Hans Krüsi «am Zug», unter anderem mit seinem bemalten Velowagen der Appenzeller Bahnen. Von Peter Surber

Im Teig der Zeit: Die Performance-Künstlerin Andrea Vogel erhält den Konstanzer Kunstpreis 2022. Ihre Kunst begann auf dem «Laufsteg». Ein Porträt. Von Roman Hertler

Brautraub hat Tradition in Kirgistan – bis heute. Der Kurzfilm Ala Kachuu erzählt in bildstarken Aufnahmen von einer Frau, die sich dagegen auflehnt. Von Corinne Riedener

Hulda Zwingli in Schaffhausen, neue Töne vom Hämmerchen Klub, von Elio Ricca und Enrico Lenzin im Kulturparcours.

Abgesang

Kellers Geschichten
Pfahlbauer
Comic

 

 

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