Velolaterne II: 44 Bussen in zwei Stunden

Zwei Tage nachdem Stadt und Region St.Gallen bekannt gegeben haben, dass sie den Veloverkehr massiv fördern wollen, fährt die Stadtpolizei mit Bussen und Einsammel-Drohungen auf.
Von  René Hornung

St.Gallen solle urbaner werden und zur Urbanität gehöre mehr Veloverkehr, das sagte Rolf Geiger, der Geschäftsleiter der Region Appenzell Ausserrhoden-St.Gallen-Bodensee und stellte zusammen mit Stadträtin Patrizia Adam und dem städtischen Velobeauftragten Stefan Pfiffner dieser Tage Ausbauprojekte für den Langsamverkehr über 50 Millionen Franken vor. So wolle man die rote Laterne bei der Velonutzung abgeben. St.Gallen bringt es nur auf 3 Prozent Veloanteil im Stadtverkehr, Winterthur auf 17 Prozent. Und im Veloklima-Test der Städte kommt St.Gallen regelmässig ganz schlecht weg.

Gute Vorsätze, viele schöne Worte – und zwei Tage danach der Hammer der St.Galler Stadtpolizei: Man werde ab sofort wieder vermehrt Velokontrollen durchführen und Falschfahrer büssen. In der Fussgängerzone der Multergasse und der Neugasse wurden praktisch gleichzeitig mit der Ankündigung der Veloförderung an einem frühen Morgen – lange bevor überhaupt dort ein Laden geöffnet hat – zwischen 6.30 Uhr und 8.15 Uhr insgesamt 44 Velofahrer gebüsst. Velofahrer(!) – die Stadtpolizei hat offensichtlich nur Männer erwischt.

Damit nicht genug: In der Polizeimeldung wird auch angekündigt, dass künftig falsch parkierte Velos mit Bussenzettel versehen oder eingesammelt werden.

Dass St.Gallen im Veloklima-Test derart miese Noten bekommt liegt eben auch daran, dass man in den einen Verwaltungsbüros offensichtlich nicht weiss, was man in den andern tut.