Rosa Qualm gegen Diskriminierung
Viel Volk versammelt sich am Hang hinter der Ziegelhütte und vorn auf der Strasse. Darunter sind manche Frauen, die vor Jahrzehnten vergeblich für das Frauenstimmrecht auch in Innerrhoden gekämpft hatten – bekanntlich konnten sich die Innerrhoder Mannen nicht zu einem Ja an der Landsgemeinde durchringen und mussten vom Bundesgericht in den Senkel gestellt werden. Während Ausserrhoden ein Jahr zuvor im Ring von Trogen immerhin eine knappe eigene Mehrheit für die politische Gleichstellung der Frauen zustandegebracht hatte.
Jetzt aber klappt alles: Auf den Tag 30 Jahre nach dem Bundesgerichtsurteil, am 27. November kurz nach 14 Uhr lässt sich die Künstlerin Karin K. Bühler mit einem Kran an die Spitze des Hochkamins hieven. Dann steigt aus dem Wahrzeichen der Ziegelhütte dichter, rosaroter Qualm auf. Kein schwaches «Räuchli», sondern ein starkes Zeichen gegen Diskriminierung und für Gleichberechtigung.
Applaus brandet auf, dann ist die Aktion, die im Rahmen der Sammelausstellung App’n’cell now stattfand, wieder vorbei. Es bleibt eine gegen Osten abziehende, in der Höhe plötzlich wundersam sonnenbestrahlte rosa Rauchfahne. Diese zumindest werden ein paar Steinwürfe entfernt im Rathaus auch die Mitglieder der Standeskommission gesehen haben – am Ort selber liessen sich weder Landammann Roland Inauen noch ein anderes Mitglied der Regierung blicken. Mann trötzelt offenbar auch 30 Jahre später noch.
Das Buch zum Thema: Isabel Rohner, Irène Schäppi (Hrsg): 50 Jahre Frauenstimmrecht, Limmat Verlag Zürich 2020, Fr. 34.-