Regionale Grenzverbundenheit

Riesenschlange aus Fichtenholzschindeln: Untitled Creep von Luka Berchtold. (Bild: pd)

Das Aus­stel­lungs­for­mat Heim­spiel schafft al­le drei Jah­re ei­ne Platt­form für re­gio­na­le Kunst­schaf­fen­de aus den Kan­to­nen Ap­pen­zell In­ner­rho­den, Ap­pen­zell Aus­ser­rho­den, Gla­rus, St.Gal­len und Thur­gau so­wie dem Fürs­ten­tum Liech­ten­stein und Vor­arl­berg. Heim­spiel rückt die­se Kunst­schaf­fen­den ins Ram­pen­licht und er­mög­licht ih­nen, ih­re Ar­bei­ten in re­nom­mier­ten Kunst­häu­sern aus­zu­stel­len. Für vie­le wä­re das oh­ne die­ses For­mat nicht mög­lich.

Nach drei Jah­ren ist es im De­zem­ber wie­der so­weit: Es ist Heim­spiel-Sai­son. Das Aus­stel­lungs­for­mat zeigt an fünf Aus­stel­lungs­or­ten die Ar­bei­ten von Kunst­schaf­fen­den aus sie­ben Län­dern und Kan­to­nen.

Heimspiel 2024/2025

Heim­spiel: 14. De­zem­ber bis 2. März, Werk2 Ar­bon, Kunst­raum Dorn­birn, Kunst­haus Gla­rus, Kunst­hal­le St.Gal­len, Kunst­mu­se­um St.Gal­len

Haupt­ver­nis­sa­ge: 13. De­zem­ber, 19 Uhr, Kunst­mu­se­um St.Gal­len

heim­spiel.tv

Auch für die Kunst­häu­ser ist Heim­spiel in mehr­fa­cher Hin­sicht pro­duk­tiv und grenz­über­schrei­tend. Es för­dert den Aus­tausch zwi­schen den In­sti­tu­tio­nen so­wie die Zu­sam­men­ar­beit der Häu­ser mit ver­schie­de­nen Kunst­schaf­fen­den. Die­se grenz­über­schrei­ten­de Zu­sam­men­ar­beit sei ge­ra­de in Zei­ten auf­kei­men­der Na­tio­na­lis­men wich­tig, be­tont Ste­fa­nie Hoch vom Kunst­mu­se­um Thur­gau.

Ins­ge­samt ha­ben sich 476 Kunst­schaf­fen­de für das Heim­spiel be­wor­ben. Die Dos­siers wur­den sorg­fäl­tig ge­prüft, 75 Po­si­tio­nen aus­ge­wählt. Die­se wer­den in fünf in­di­vi­du­ell ku­ra­tier­ten Aus­stel­lun­gen in Ar­bon, Dorn­birn, Gla­rus und St.Gal­len ge­zeigt.

In­dus­trie und White Cu­be

In der ehe­ma­li­gen Web­ma­schi­nen­hal­le im Werk2 zeigt das Kunst­mu­se­um Thur­gau die Aus­stel­lung «Der Stoff, aus dem die Ge­gen­wart be­steht». Ver­wo­ben mit der Ar­chi­tek­tur der Hal­le the­ma­ti­siert die von Ste­fa­nie Hoch ku­ra­tier­te Aus­stel­lung, was Kunst­schaf­fen­de als Teil un­se­rer Ge­sell­schaft be­wegt: Krieg, Was­ser, Kli­ma­wan­del, Iden­ti­tät.

Eben­falls in ei­ner al­ten In­dus­trie­hal­le an­ge­sie­delt ist der Kunst­raum Dorn­birn. «Ort und Raum» lau­tet der Ti­tel der Aus­stel­lung, die der Ku­ra­tor Tho­mas Häus­le in der 11 Me­ter ho­hen, licht­durch­flu­te­ten Hal­le prä­sen­tiert. Die Wer­ke von vier Kunst­schaf­fen­den tre­ten hier in ei­nen pro­duk­ti­ven Dia­log mit dem Aus­stel­lungs­raum und ver­han­deln die Be­zie­hung und Funk­tio­na­li­tät von Räum­lich­keit.

Im Kunst­haus Gla­rus re­du­ziert Me­la­nie Oh­ne­mus die räum­li­che In­ter­ven­ti­on mit der Kunst und be­spielt ei­nen White Cu­be. Die Aus­stel­lung «Ge­stalt» lässt das Pu­bli­kum in ei­nen sphä­ri­schen Zwi­schen­raum ein­tau­chen, in dem Rea­li­tät und Fik­ti­on os­zil­lie­ren.

Riesenschlange aus Fichtenholzschindeln: Untitled Creep von Luka Berchtold. (Bild: pd)

Über­fluss und Sam­mel­be­cken

Die Kunst­hal­le St.Gal­len ze­le­briert in «Un­can­ny Un­chai­ned: The Power of Weird» das Ab­son­der­li­che, Selt­sa­me, Wun­der­li­che und Bi­zar­re. Ein in­sze­nier­ter Über­fluss von ent­fes­sel­ten Ku­rio­si­tä­ten, der ir­ri­tie­ren und gleich­zei­tig an­re­gen soll, das Kon­zept von Nor­ma­li­tät zu hin­ter­fra­gen. Weird wird in der von Bar­ba­ra Ki­ol­bassa ku­ra­tier­ten Aus­stel­lung zur Selbst­be­zeich­nung und ge­winnt da­durch ei­ne re­bel­li­sche Kraft.

Nicht Über­fluss, son­dern ein Sam­mel­be­cken er­schafft die Aus­stel­lung «La Re­ser­voir» im Kunst­mu­se­um St.Gal­len, so Ku­ra­tor Lo­renz Wie­der­kehr. Die Aus­stel­lung ver­steht sich als im­mersi­ver Raum für Ideen und Im­pul­se, die Nor­men hin­ter­fra­gen und zum Nach­den­ken an­re­gen. Da­bei ver­weist be­reits der be­wusst fal­sche Ar­ti­kel im Aus­stel­lungs­ti­tel auf die Re­la­ti­vi­tät von Be­deu­tun­gen.

Ver­bin­dung – In­klu­si­on – Trans­pa­renz – Viel­falt

In die­ser Heim­spiel-Sai­son gibt es laut Phil­ipp Kuhn, Lei­ter des Kul­tur­am­tes des Kan­tons Thur­gau, ei­ni­ge Neue­run­gen. Um den de­zen­tra­len Cha­rak­ter des Aus­stel­lungs­for­mats zu über­win­den, schla­gen zwei Bus­tou­ren Brü­cken zwi­schen den Aus­stel­lungs­or­ten und ani­mie­ren das Pu­bli­kum ver­schie­de­ne Häu­ser zu be­su­chen. An­sät­ze ge­leb­ter In­klu­si­on sind zwei Tan­dem-Füh­run­gen mit dem Ver­ein «Kul­tur für al­le», der sich für die Zu­gäng­lich­keit von Kul­tur für Men­schen mit Be­hin­de­rung ein­setzt.

An zwei Wo­chen­en­den öff­nen über 150 Kunst­schaf­fen­de ih­re Ate­liers und ge­ben per­sön­li­che Ein­bli­cke in ihr Schaf­fen. Zu­dem kön­nen im Aus­stel­lungs­raum AU­TO in St.Gal­len die ein­ge­reich­ten Dos­siers über ein in­ter­ak­ti­ves Schau­fens­ter rund um die Uhr durch­ge­blät­tert, ver­gli­chen und dis­ku­tiert wer­den. Be­glei­tet wird Heim­spiel von ei­nem viel­fäl­ti­gen Rah­men­pro­gramm mit rund 50 Ver­an­stal­tun­gen. Im Fo­kus steht im­mer die Ver­mitt­lung und der Dia­log zwi­schen den Kunst­schaf­fen­den und dem Pu­bli­kum.