Rebecca Meier kommt aus einem politischen Haushalt. Ihr Vater politisierte in der FDP, die beiden diskutieren am Küchentisch gerne ihre Projekte und anstehende Abstimmungen. «Er ist mein grösster Fan und unterstützt mich in dem, was ich mache.» Oft teile man die Sicht auf die Dinge. Man gewichte die Argumente nur anders. Genau das interessiert die Arneggerin auch im Jugendparlament. «Der Austausch zwischen unterschiedlichen Positionen inspiriert mich.» Ausserdem stehe das Jugendparlament selbst für Partizipation und politische Bildung. Es sind Themen, die Meier bewegen und antreiben.
Spass haben
Simon Gründler von der Juso, mit dem sie das Jugendparlament präsidiert, kennt sie seit der Schule. Er nahm sie 2018 mit ins Jugendparlament, seither ist sie dabei. Erst später trat sie den Jungen Grünen bei. Der Klimastreik hat sie zu dieser Zeit zusätzlich politisiert. «Obwohl ich eigentlich nicht besonders gerne auf Demos gehe.» Natürlich sei Politik auf der Strasse wichtig, es ist aber nicht der Ort, an dem sie am liebsten politisiere.
Ist das überparteiliche Kompromissefinden denn spassiger? «Nicht immer, doch der Switch in die Realpolitik ist wichtig, wenn wir die Gesellschaft weiterbringen wollen», sagt Meier. Spass hat sie aber durchaus: Diskutieren könne lustvoll sein, das Ringen um das beste Argument sei oft ein aufschlussreicher Prozess. Am meisten Freude hat sie jedoch, wenn Lösungen gefunden werden. «Wenn ich mit jemandem aus einem anderen politischen Lager Kompromisse finde, gibt mir das ein gutes Gefühl.»
Doch manchmal fordert das auch, eigene Positionen zu revidieren. Immer noch spassig? «Ja, denn dann lerne ich ja was! Auch das ist ein Weiterkommen.» Und Kritik aushalten zu können, sei ein Stück weit auch einfach Übungssache.
Grüne Politik in der Schweiz, neue Lösungen für mehr Klimaschutz und Fortschritte in der Energiepolitik: Meier gesteht, dass bei den aktuellen politischen Mehrheiten natürlich vieles nicht möglich ist. Es sei deswegen zentral, auch kleine Erfolge zu feiern: verhindern oder Mini-Schritte in die richtige Richtung machen. Auch das Einbringen von neuen Themen gehört zu Erfolgen dazu, wie in der Stadt St.Gallen zum Beispiel mit der «Sex? Aber safe»-Initiative. Diese fordert, dass Tests für sexuell übertragbare Krankheiten für Junge gratis sein sollen. «Schon bei der Unterschriftensammlung konnten wir der Bevölkerung ein wichtiges Thema näherbringen», sagt Meier. «Das ist bereits ein Erfolg.»
Gegen veraltete Denkweisen
Politik wird vor allem von älteren Menschen gemacht. Meier sieht hingegen die Jungen in der Verantwortung. Aber nicht nur. «Gewisse Strukturen in der Gesellschaft machen es den Jungen auch nicht gerade leicht, sich politisch zu engagieren. Die Altersgrenze beim Stimm- und Wahlrecht zum Beispiel.» Bei politischen Entscheiden würden die Jungen nur selten gefragt. Oft höre man auch, Junge hätten gerne Tendenzen zu radikalen Positionen. Meier erklärt sich diesen Vorwurf so: «Junge fragen sich, was sie genau wollen und wie sie dahin kommen. Ältere fragen sich halt lieber, was sie mit den vorhandenen Möglichkeiten tun können.»
«Ältere tun junge Ideen gerne als Experimente ab.» Eine Behhauptung, die Meier nicht gerne hört: «Niemand muss mir sagen, dass der Status quo funktioniert.» Es sollte um die Probleme und Lösungen gehen. Dass die Jungen teils mehr Vorstellungskraft und neue Ideen hätten, könnte auch für die Realpolitik interessant sein. «Ich sage nicht, dass die Forderungen von jungen Menschen immer gut umsetzbar sind. Das Problem ist aber, dass sie oft nicht einmal gehört werden.»