Punkrock für den guten Zweck

Pay What you Want, Prix libre – es gibt verschiedene Begriffe für die Idee, die am Sing & Play Festival dieses Wochenende gelebt wird: Die Besucher zahlen fürs Benefiz-Festival so viel Eintritt, wie sie wollen und können. «Es geht uns dabei um den Solidaritätsgedanken», erklärt Andy Vogler, der das Sing & Play auch nach der Erstausgabe von 2015 organisiert.
Auf Solidarität kann Vogler von Seiten der insgesamt 16 Bands zählen, die am Freitag und Samstag im Flon auftreten: Sie spielen ohne Gage, erhalten nur gerade etwas für ihre Fahrspesen.
Vogler, der seit Jahren Punkrock-Konzerte in der Ostschweiz veranstaltet, konnte dabei auf sein Netzwerk an Bands und Veranstaltern zurückgreifen. Ausserdem arbeitet er eng mit den Organisatoren des Zürcher Punkrockfestivals «Obenuse» zusammen: Einige Bands, die 2015 am «Obenuse» spielten, treten dieses Jahr im Flon auf – und umgekehrt.
Einnahmen gehen an Flüchtlingsprojekt
Wie bereits 2015 werden die Einnahmen des Festivals gespendet: Damals gingen rund 2000 Franken an ein Hilfswerk im Bereich Wasserversorgung. Die Einnahmen 2016 sind für das Projekt wegeleben vorgesehen. Dieses vermittelt WG-Zimmer als Unterkünfte an Flüchtlinge. Diese sollen so einfacher Deutsch lernen und Leute kennenlernen.
Einen Gewinn hat das Festival im letzten Jahr auch abgeworfen, weil alle Helfer ehrenamtlich mitarbeiteten. «Ausserdem hat sich gezeigt, dass das Konzept mit einem frei wählbaren Preis gut funktioniert: Pro Besucher haben wir 2015 im Schnitt etwa 15 Franken erhalten», sagt Vogler.
«Fast vergessen»: Punkrock und Hardcore
Aber neben dem guten Zweck soll man sich natürlich vom stilistisch breiten Programm des Festivals anlocken lassen: Die 16 Bands spannen den Bogen von Singer-Songwriter-Pop über Melodic Punk bis hin zu Tough Guy-Hardcore. Im Kern könnte man aber alle Bands dem weiten Feld «Punkrock» zuordnen.
Die Organisatoren schreiben denn auch, dass sie auf die «fast vergessenen Musikrichtungen» Punkrock und Hardcore aufmerksam machen wollen. Wer diese Musikrichtungen mag, ist in St.Gallen mit Konzerten tatsächlich nicht gerade verwöhnt.
Wobei der zweitägige Konzert-Marathon von der Weinfelder Alternative-Metal Band Craigh gerade nicht mit einem klassischen Punk-Act eröffnet wird:
Danach geht es am Freitag Schlag auf Schlag. Erster Höhepunkt des Abends dürfte der Songwriter Brian Marquis aus Boston sein. Der Ex-Sänger der Post-Punk Band Therefore I Am spielt in den USA jährlich auf der Vans Warped Tour und macht Schrammelpop mit grossem Mitgröl-Faktor.
Wer es härter mag ist am Freitag mit den Schweizer Hardcore-Trupen Hunted Like Thieves oder Keep Talking besser bedient. Ganz böse wird es dann beim Auftritt der HC-Combo Vale Tudo. Die Zürcher machen Old School Hardcore à la Madball und gelten als Veteranen der Schweizer Szene.
Den Schlusspunkt am Freitag setzten dann – wieder untypisch – die Trash-Metal-Musiker namens Red Eyes. (Ein Schelm, wer da ans Kiffen denkt.) Vergleiche zu Szenegrössen wie Slayer werden gezogen, man darf gespannt sein.
Neben lokalen Punkrockbands treten dann am Samstag auch Resolutions auf, die bereits am Sing & Play 2015 dabei waren. Der Abend bietet sonst eine ganze Batterie an Bands aus dem Bereich Melodic- und Funpunk. Hervorzuheben sind sicher die bühnenerfahrenen Holländer Antillectual. Der Schlusspunkt gehört dann bordeaux lip. Die Altstätter Band hat soeben ein Album veröffentlicht, das vor Düsternis nur so trieft. Der perfekte Downer also nach zwei energiegeladenen Abenden voller gutem altem Punkrock und Hardcore? Vielleicht. Allerdings sollen die Jungs live auch ziemlich abgehen. So oder so: Hingehen, anhören.
Sing & Play Festival. 1./2. April Flon St.Gallen. Konzerte jeweils ab 19 Uhr.