Poesie im Kleinstzirkus

Der Minicirc heisst, wie er ist. Mit Holzwagen, Zelt, vier Tieren und drei Stücken touren Stephan Dietrich und Irmi Fiedler durch die Schweiz - bis Sonntag machen sie Station im St.Galler Stadtpark, nächste Woche auf Schloss Wartegg.
Von  Peter Surber
Der Minicirc ist nur eines von vielen Beispielen: Die Schweizer Zirkuslandschaft blüht.

Freies Theater, freier Zirkus: Wer sich für diese Bühnenform entscheidet, sagt auch Ja dazu, selber Hand anzulegen, nicht nur Künstler, sondern auch Handwerkerin und Manager zu sein. Von der Notwendigkeit und der Lust, alles selber zu machen, könnte Stephan Dietrich ein Lied singen.

Dietrich ist zusammen mit Irmi Fiedler seit 19 Jahren als Kleinsttheater unter dem Namen Minicirc unterwegs. Planwagen, kleine Bühne, 50 Zuschauerplätze und im Programm wechselnde Stücke für Kinder und Erwachsene: Damit tourt der Kleinzirkus in den Sommermonaten durch die Schweiz.

Von heute Mittwoch bis zum Sonntag gastiert er im St.Galler Stadtpark, die kommende Woche auf Schloss Wartegg im Rorschacherberg. Dort findet auch die Dernière der diesjährigen Tournee statt; Ende September wird es im Planwagen zu kalt.

Zum Bühnen-«Personal» gehören neben Dietrich und Fiedler drei Hühner mit dem vornehmen Namen Mesdemoiselles Poulettes sowie das Schwein Trüffel von Schnüffel. Gespielt wird ein Ausreisser-Stück nach dem Roman Avenue America von Silvio Blatter (gemäss Ankündigung für Kinder ab 8 Jahren und Erwachsene), das Familienprogramm Blumen für Louisiana und die Liebesgeschichte Karun & Amar (beide «für alle ab 5 Jahren»). Für letzteres Abenteuer liess sich der im Toggenburg aufgewachsene Schauspieler in Indien inspirieren. Ein Elefant spielt selbstverständlich mit, allerdings, im Gegensatz zu Schwein und Hühnern, kein leibhaftiger.

Minicirc
6. bis 10. September Stadtpark St.Gallen
13. bis 19. September Schloss Wartegg Rorschacherberg
minicirc.ch

Das Duo finanziert sich mit den Tournee-Einnahmen; mit Geldern der öffentlichen Hand können Regisseur oder Texter bezahlt werden, das Leben im Wagen spart die Miete; bescheiden zu leben sei ihre selbstgewählte Haltung, sagt Stephan Dietrich. Ihr Bühnenleben ist aber umso reicher – zumindest an Poesie und Einfällen.

Mehr zum freien Theater und Zirkus in der Ostschweiz im Septemberheft von Saiten.