Peer Pressure oben und unten

Anfang Mai findet das 53. St.Gallen Symposium statt. Das Bündnis Smash Little Wef lädt dieses Jahr gleich zu drei Gegen- und Protestveranstaltungen. Gestartet wird am Donnerstag mit einem Film in der Grabenhalle.
Von  Corinne Riedener

Confronting Scarcity, oder auf Deutsch: der Knappheit begegnen. So lautet das Motto des diesjährigen St.Gallen Symposiums an der Universität St.Gallen. Am 2. und 3. Mai treffen sich auf dem Rosenberg wieder die «Leaders von heute und morgen» aus Wirtschaft, Politik, Forschung und Gesellschaft zum internationalen Händeringen. Zu den Gästen gehören etwa Bundesrätin Karin Kelleher-Sutter, Montenegros Präsident Jakov Milatović, Rolls-Royce-Chef Torsten Müller-Ötvös, die Sonderberaterin des Saudischen Tourismusministeriums Gloria Guevara Manzo oder Alex Cornelissen von Sea Shepherd. Da wird der Gesprächsstoff so schnell nicht ausgehen.

Einiges zu sagen hat auch das Bündnis Smash Little Wef, das seit Jahren gegen das Symposium mobilisiert, nicht zuletzt aufgrund der teilweise doch sehr fragwürdigen Ideologien und Gäste da oben. Dieses Jahr lädt das linke Kollektiv gleich zu drei Veranstaltungen.

Den Auftakt macht am 25. April der kürzlich erschienene und viel diskutierte Film The Driven Ones. Er zeigt das Leben von Studierenden des HSG-Masterstudiengangs Strategy & International Management und wirft einen kritischen Blick auf die Leistungskultur dieser Kaderkreise (mehr dazu auf saiten.ch/die-getriebenen). Im Anschluss diskutiert Regisseur Piet Baumgartner in der Grabenhalle mit dem ehemaligen HSG-Studenten Moritz Haegi (aka MzumO) sowie weiteren Gästen.

Smash Little Wef 2024: 25. April sowie 2. und 4. Mai, diverse Orte in St.Gallen.

Weitere Infos auf Insta: @smash_little_wef

Am 2. Mai findet ebenfalls in der Grabenhalle die alljährliche Soli-Party statt, dieses Mal mit HC Baxxter und der Band Plagöri. Zuerst also Bielefelder DIY-Elektropunk mit trashigem Kirmestechno und wunderbaren Songnamen wir Ohnmachtsverhältnisse oder Von Bienchen und Peer Pressure, danach queerer Punk aus der ländlichen Schweiz. Auch die «queer Punx» von Plagöri wissen zu titeln. Ihre Songs heissen Bezogsgroppe Bluemechohl oder ganz schnörkellos wie ihr Sound: Bulle schloh.

Die Demo findet erst am Tag nach dem Symposium statt, am 4. Mai. Wir gehen selbstverständlich davon aus, dass die Stapo das extra so und nicht anders bewilligt hat, damit die Aktivist:innen nicht von den Edelkarossen gestört werden, die die Leader vom Rosenberg zum Flughafen kutschieren. Oder umgekehrt, wer weiss …

«Jährlich trifft sich die Wirtschaftselite auf dem Rosenberg zur Anbetung ihres geheiligten Neoliberalismus, um Segenswünsche für die Welt zu finden und die Gnade des freien Marktes zu erbitten», schreibt das Bündnis in der Ankündigung. Da die normalen Bürger:innen nie eingeladen sind, lädt es zum öffentlichen «Neoliberalen Gottesdienst» um 16 Uhr in der Altstadt ein, der genaue Ort wird noch bekannt gegeben. «Gemeinsam werden wir theatralisch zum heiligen freien Markt beten, auf dass er uns Proletariatier*innen mit materiellen Gütern und Glück segnen möge. Anschliessend lassen wir den Abend gemütlich bei einem Geländespiel ausklingen.»