Partypolitik um den Kastanienhof

Bei der Stadtkanzlei sind rund 1700 Unterschriften für ein Referendum gegen die Vorlage Kastanienhof eingereicht worden, die nun noch überprüft werden müssen. Anzunehmen ist, dass das Referendum zustande gekommen ist und dass es voraussichtlich im Juni eine Abstimmung über den Kastanienhof geben wird. Aus der März-Nummer von «Saiten» Partypolitik um den Kastanienhof Bis zum 20. […]
Von  Andreas Kneubühler

Bei der Stadtkanzlei sind rund 1700 Unterschriften für ein Referendum gegen die Vorlage Kastanienhof eingereicht worden, die nun noch überprüft werden müssen. Anzunehmen ist, dass das Referendum zustande gekommen ist und dass es voraussichtlich im Juni eine Abstimmung über den Kastanienhof geben wird. Aus der März-Nummer von «Saiten»

Partypolitik um den Kastanienhof

Bis zum 20. Februar lief die Frist für das Referendum gegen des Beschluss des Stadtparlaments, den Kastanienhof für rund 6 Mio. Franken zu sanieren und dort ein breit abgestütztes Gastro-Konzept samt Hotelbetrieb zu ermöglichen. Hinter der Unterschriftensammlung steht hauptsächlich Simon Steingruber, der aktuelle Pächter des Kastanienhofs. Rund um die gescheiterte Zusammenarbeit zwischen ihm und der Stadt gibt es Ungereimtheiten und Gerüchte. Der Versuch einer Klärung muss allerdings zumindest halbwegs scheitern, weil Steingruber nach einem ersten Kontakt über drei Tage weder via Handy noch auf dem Festnetz zu erreichen war. Keine Lust oder keine Zeit für Auskünfte, dürften Erklärungen dafür sein. «Wir bedauern zutiefst, dass in Zukunft keine Partys mehr in dieser Form durchgeführt werden», heisst es in einem Statement des Kugl-Sprachrohrs «klartext-sg», das sich mit Steingrubers Referendum solidarisiert. Ist der Kastanienhof geeignet als Partylokal, gar als Ersatz für das Kugl? Lärmklagen sind bisher keine bekannt geworden, direkte Nachbarn gibt es nicht. Ob das so bleibt, sollten Partys und Hip-Hop-Konzerte nicht nur gelegentlich sondern regelmässig stattfinden, ist zu bezweifeln. Der Standort sei lärmmässig sicher nicht unproblematisch, sagt Bausekretär Fredi Kömme. Eine Schallisolierung ist nicht geplant. Kömme erinnert an die Grabenhalle, bei der es jahrelang Reklamationen gab – und zwar nicht nur von den nächsten Anwohnern -, bis sie isoliert wurde. Rund eine Million Franken investierte die Stadt dafür. Der Betrieb könnte aber auch im gleichen Stil wie bisher weitergehen. Dies zumindest suggeriert das Kastanienhof-Team in seinem Infotext zum Referendum. «Eine sanfte Renovation reicht durchaus aus», heisst es dort, um den Kastanienhof «noch bekannter und besser» zu machen. Allerdings beruhte der bisherige Betrieb auf einem jährlichen Pachtzins von lediglich rund 20’000 Franken pro Jahr. Das sei «sehr günstig», räumt Kömme ein. Man sei damals froh gewesen, als Steingruber den Betrieb rasch übernommen habe. Später hätten die Arbeiten an einem neuen Konzept begonnen, zuerst mit, später ohne den Pächter. Während der ganzen Zeit blieb es bei der tiefen Miete. Kömme hält dazu fest, dass Steingruber auch «viel selber gemacht» habe und günstige Mahlzeiten anbot. Trotzdem: Man kann für die letzten fünf Jahre durchaus von einem grosszügig subventionierten Party- und Gastrobetrieb im Kastanienhof reden. Zum Vergleich: Die künftigen Betreiber werden für den gesamten Gebäudekomplex einen jährlichen Mietzins von 192’000 Franken abliefern müssen – fast zehnmal mehr als Steingruber für die nicht sanierten Parterre sowie den ersten Stock. Ein weiterer Vergleich: Das Palace liefert pro Jahr 60’000 Franken Miete an die Stadt ab. Es gibt noch eine weitere Zahl, die kursiert. Simon Steingruber solle eine Abfindung erhalten, genannt werden Beträge in der Grössenordnung von 30’000 bis 50’000 Franken. «Es gibt eine Abgeltung», bestätigt Kömme. Sie sei mit Steingruber und dessen Anwalt ausgehandelt worden. Damit werde der Pächter für seine Mitarbeit an der Neukonzeption und die vielen Sitzungen entschädigt. Den Betrag wollte Kömme nicht nennen.