, 8. März 2017
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Organisierte Schönheit

Zum Internationalen Frauentag: Saiten-Kolumnistin Gülistan Aslan über den weltweit grassierenden patriarchalen Macho-Faschismus und den dringend nötigen universellen Freiheitskampf.

Gülistan Aslan, fotografiert von Ladina Bischof.

Der dominante patriarchale Faschismus entwickelt sich nicht nur an unserer Seite weiter, sondern auf der ganzen Welt. Eigentlich ist uns diese Situation durch einen Faschisten wie Erdogan, der die Politik im Lande kontinuierlich über den weiblichen Körper und über die Sexualität erklärt, nicht fremd. Wenn wir uns nun noch ein bisschen mehr aus dem Fenster lehnen, sehen wir da viele weitere Männer im ähnlichen Geiste: von Amerika bis Gambia, von der Türkei bis nach Saudi Arabien. Sie alle haben gemeinsame Nenner: den Hass auf Frauen, die Verherrlichung von Männlichkeit, Nationalismus und einen sexistischen Jargon.

Wenn das alles noch aus Trumps Mund kommt, aus einem Land wie den USA, das die ganze Weltpolitik direkt beeinflusst, können wir sicher sein, dass die Geschichte des Machotums neu verfasst werden möchte. Während seines ganzen Wahlkampfes hat er Frauen erniedrigt, sich über verschiedene Formen von Sexualität lustig gemacht und seinen Sexismus reproduziert. Durch Äusserungen wie: «Grab them by the pussy», «Du kannst eine Frau küssen, auch wenn sie das nicht will» oder «Frauen, die abtreiben, sollten bestraft werden» ist klar, dass wir diese Situation nicht nur als persönlichen Diskurs beschreiben. Ok, Trump denkt so, aber was ist mit den Millionen, die ihm Beifall klatschen? Wo ist die Frauenfeindlichkeit dieser Millionen hinzustecken?

Man muss unbedingt auf die Massenpsychologie, die steigende Aufmerksamkeit und auf die gefährliche Tendenz dieser Neigungen hinweisen, denn sie betreffen die ganze Welt: Es ist nicht nur Trump, auch Putin oder Erdogan transportieren das Bild des faschistischen Mannes, der Kraft und Macht mit Machotum gleichsetzt. Mit dem Brexit und dem Aufstieg der ultra-nationalistischen rechten Parteien in Europa, können wir die Parallelen deutlich sehen. Das bestehende System und die Krisen dieser Welt stehen in direkter Verbindung zum faschistischen, patriarchalen System.

Wir stehen also einem weltweit organisierten patriarchalen Macho-Faschismus gegenüber. Was setzen wir dem entgegen? Die Anti-Trump-Demonstrationen in Amerika und im Rest der Welt sind vielversprechend. Millionen waren auf den Strassen. Vanessa Wruble, eine Aktivistin, Frauenrechtlerin und Mitorganisatorin dieser Demonstrationen, erklärte: «Ja, es geht um Feminismus, aber es ist viel mehr, es geht um die Gleichheit der Menschen. Denn Rassismus und Frauenfeindlichkeit sind nicht etwas, das Trump alleine verkörpert. Trump an der Spitze weckt den schlafenden Riesen.» «Ich bin es satt, gegen Dinge zu protestieren, gegen die die Generation vor mir bereits protestiert hat», sagte eine andere Aktivistin. «Amerika hat mich als Frau aufgegeben, aber ich gebe mich nicht auf».

Diese Äusserungen zeigen uns, wohin der Freiheitskampf der Frauen führen muss: Es braucht globale Bewegungen mit universellem Charakter. Während der aktuellen Chaos-Phase wird entweder die Barbarei oder die Menschlichkeit gewinnen. Eines ist aber sicher: In einer Welt, in der die Frauen aufstehen und sich gegen das organisierte Böse wehren, gegen das Patriarchat, gegen Rassismus und Fundamentalismus, sind sie die organisierte Schönheit.

 

Gülistan Aslan, 1979, ist vor eineinhalb Jahren aus Bitlis (Kurdistan) in die Schweiz gekommen, lebt in Herisau und ist Co-Präsidentin des Demokratischen Kurdischen Gesellschaftszentrum St.Gallen und Teil des kurdischen Frauenbüros für Frieden e.V.. Sie schreibt seit Januar die Stimmrecht-Kolumne in Saiten, die Texte werden aus dem Kurdischen übersetzt.

Dieser Beitrag erschien im Märzheft von Saiten.

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