, 13. April 2016
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Drei Wölfe für Ausserrhoden

Ist Isegrim nur auf der Durchreise oder schon mit der Rudelbildung beschäftigt? Die Ausserrhoder Jagdverwaltung weiss es noch nicht. Aber sie kann zumindest seit 2014 den dritten Auftritt eines Wolfes auf ihrem Kantonsgebiet nachweisen.

«Ob es sich um ein Einzeltier und immer um dasselbe handelt oder ob es mehrere sind, können wir derzeit nicht sagen», erklärt der Ausserrhoder Jagdverwalter Heinz Nigg. «Auch die Identität des Wolfes steht noch nicht fest. Ob er aus dem Calanda-Rudel stammt oder ob seine Herkunft eine andere ist, muss erst noch abgeklärt werden.»

Eine Autofahrerin hatte in der Nacht vom 17. auf den 18. März 2016 im Gebiet der Wissegg in Trogen ein «wolfsähnliches Tier» beobachtet und gemeldet. Die Wildhut entdeckte darauf beim nahegelegenen Nistelbühl ein frisch gerissenes Reh.

Das Rissbild ergab zunächst keine eindeutigen Hinweis auf das Raubtier. Es wurden DNA-Proben genommen und zur Untersuchung dem Laboratoire de Biologie de la Conservation an der Universität Lausanne geschickt. Nun liegt der wissenschaftliche Nachweis vor, dass die Proben von einem Wolf stammen. Geschlecht und Abstammung des Tieres müssen noch mit weiteren Analysen bestimmt werden.

Noch kein Voralpen-Rudel

Frühere Wolfsnachweise in Appenzell Ausserrhoden gibt es für Heiden und Urnäsch. Im Kanton St.Gallen sind die Grossraubtiere bereits im Rheintal und im Toggenburg sowie vor den Toren der Stadt St.Gallen, in Untereggen, aufgetaucht.

Nachweise Wolf KarteSG_AR

Wolfnachweise in St.Gallen und Appenzell (Bild: Jagdverwaltung AR, Klick zum Vergrössern)

Wölfe seien bis jetzt im Voralpengebiet immer nur Ende März und Anfang April erschienen und nachher wieder verschwunden, sagt Nigg. Es gebe noch keine Erfahrungen über ihr Verhalten im Voralpenraum. Auch wisse man nicht, ob sie in diesen Gebieten Rudel bilden würden. Ihm sei noch keines bekannt. «Im Frühjahr stellt sich jeweils das Calanda-Rudel um», sagt der Jagdverwalter. «Die Jungtiere ziehen aus und suchen neue Reviere.»

Wölfe sind in der Schweiz als nicht jagdbare Tiere geschützt und keine Gefahr für die Menschen, aber für Nutztiere. Nach mehrmaligem Nachweis des Grossraubtieres auf Kantonsgebiet empfiehlt das Amt für Landwirtschaft von Appenzell Ausserrhoden den Haltern von Schafen und Kleinvieh Schutmassnahmen für ihre Tiere zu treffen. Hier gibt es ein Merkblatt dazu.

Grossraubtiere wurden früher erbarmungslos ausgerottet

Viele Jahrhunderte lang war der dämonisierte Wolf das bestgehasste Wildtier, auch in Appenzell Ausserrhoden. Davon zeugt in der «Wolfsgrueb» im Steineggerwald zwischen Teufen und Speicher eine Inschrift, die 1882 bei der Waldvermessung auf dem sogenannten Wolfsstein angebracht worden ist. Sie besagt, dass an jener Stelle 1695 der letzte Isegrim im Kanton gefangen und erschlagen worden ist.

Wolfsgrueb Teufen

Die «Wolfsgrueb» in Teufen (Bild: Jagdverwaltung AR)

Die Behörden bezahlten jeweils satte Prämien für die Tötung eines «schädlich Wildthiers». Den letzten Ausserrhoder Bären, das Wappentier des Kantons, erlegten 1673 Wildschützen in Urnäsch. 1747 musste auf der Hundwiler Höhe der letzte Luchs dran glauben und 1833 gab es auf dem Kamor die letzte Sichtung eines Lämmergeiers.

Nun sind sie alle wieder da und bevölkern allmählich auch das Alpenvorland. Zuerst waren es die Gämsen, die es aus dem Hochgebirge sogar bis an den Untersee geschafft haben und im Gebiet Salenstein/Ermattingen inzwischen eine 30-köpfige Kolonie etablieren konnten. Das weiss anscheinend auch der Luchs. Angeblich ist in dem Gebiet bereits ein Pinselohr auf Nahrungssuche aufgetaucht. Möglich, dass bald auch die Wölfe heulen, im Thurgau.

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