Oben drüber über den Unteren Graben

In rund drei Jahren soll das riesige Parkhaus am Unteren Graben in St.Gallen fertig sein. Sechs Stockwerke geht es unter den Boden. In die Innenstadt soll dann eine Brücke führen, die den Unteren Graben überquert und in einem Bogen neben der St.Mangen Kirche endet.
Von  René Hornung
Bilder: pd

Auf den Renderings sieht sie elegant aus, die drei Meter breite Fussgängerbrücke, die gleich neben der St.Mangen-Kirche oben an der Kirchgasse durch den Park führt und den Unteren Graben auf der Ostseite des Parkhauses überquert.

Es soll eine reine Fussgängerbrücke werden, denn wenn hier auch noch Velos fahren dürften, brauche es eine viereinhalb Meter breite Fahrspur und das sei im sensiblen Gebiet des Mangen-Pärklis ein zu brutaler Eingriff, erläuterte Stadtrat Markus Buschor an der Medienkonferenz die Beschränkung auf einen Fussgängersteg. Den Umweg via Metzgergasse und dem neu zu gestalteten «Stutz» neben der Grabenhalle sei den Velos zumutbar.

Von der Unter- zur Überführung

Der «Erfinder» der Brücke ist der St.Galler Architekt Iso Senn, der sich seit Jahren für den Ausbau des Parkhauses am Unteren Graben stark macht – ein architektonisch interessanter Bau von Ernest Brantschen. Iso Senn initiierte die Aufstockung mit Räumen für die Universität und prüfte seit mehrere Jahren Fussgängerverbindungen in die Stadt, ohne den viel befahrenen Unteren Graben überqueren zu müssen.

Das Modell des Siegerprojekts.

Zuerst habe er eine unterirdische Verbindung in die Metzgergasse geprüft, sagt er. Doch mit dem Entscheid, den neuen Uni-Campus am Platztor zu bauen und die Parkgarage Unterer Graben in dieses Projekt einzubeziehen, habe sich die Ausgangslage verändert.

Und tatsächlich scheinen mehrere Probleme mit der Fussgängerbrücke lösbar: Das Parkhaus bekommt eine direkte Verbindung in die Innenstadt. Weil die neue Brücke nicht am Parkhaus endet, sondern bis zur Müller Friedbergstrasse weiter geführt wird, ergibt sich auch eine Verbindung zum Rosenberg.

Der Ausgang zur Müller-Friedberg-Strasse.

Diese wird nicht zuletzt den Studierenden zugute kommen. Sie können künftig – hindernisfrei – vom Campus bis zum Liftturm an der Ostseite des Parkhauses gelangen, fahren oder steigen dort ins 3. Obergeschoss auf das Niveau der Brücke hinauf, und gehen weiter Richtung Müller-Friedberg-Strasse, wo eine zusätzliche Bushaltestelle eingerichtet werden soll.

Ein «Trog» mit Seitenwagen

Am Projektwettbewerb haben sich neun Teams beteiligt. Gewonnen haben ihn die Ingenieure von Basler & Hofmann, zusammen mit dem Landschaftsarchitekten Daniel Jauslin und dem Architekturbüro Nau2, alle aus Zürich.

Sie schlagen im Park eine filigrane Brücke vor, die auf schlanken, V-förmigen Pfeilern steht. Fünfeinhalb Meter hoch führt sie dann über den Unteren Graben als «Trog» mit 1,3 Meter hohen geschlossenen Seitenwangen. Konstruiert wird sie aus Stahl und soll im Park als silbrig-spiegelnde Skulptur erscheinen.

Die Sicht von St.Mangen Richtung UG25.

Wer die zwischen 2 und 2,5 Millionen teure Brücke zahlen wird, muss noch ausgehandelt werden. Sicher werde sich die Stadt beteiligen, so Stadtrat Markus Buschor. Aber auch der Kanton gilt als Mitfinanzierer, weil die Brücke die bisher ungelöste Erschliessung und Verbindung des Campus Platztor mit der Uni auf dem Rosenberg löse.

Das Siegerprojekt und die anderen Wettbewerbseingaben für das Projekt «Brücke über den Graben» sind noch bis Ende Woche im Kirchgemeindehaus St.Mangen ausgestellt:

6. Oktober (16 bis 18 Uhr), 7. und 8. Oktober (11 bis 13 Uhr sowie 16 bis 18 Uhr,) und 9. Oktober (11 bis 13 Uhr).

Mehr zum Projekt: stadt.sg.ch

Und schliesslich wird auch die städtische Pensionskasse mitzahlen, denn sie finanziert die sechs neuen Untergeschosse der Parkgarage mit ihren 530 Plätzen. Das Planungs- und Entwicklungsbüro Senn hat die bisherigen Planungen vorfinanziert.

Als nächstes wird das Projekt weiterentwickelt, denn noch ist nicht ganz klar, wo die Brücke platziert werden kann, ohne dass Bäume beeinträchtigt werden – und das wolle man verhindern, betonen die Ingenieure. Eine Tanne am Strassenrand wird aber wohl weichen müssen.

Wenn alles gut geht, wird die Brücke zusammen mit dem Parkhaus 2024 eröffnet. Stadtrat Markus Buschor, der sich selbst auch als «Flâneur» bezeichnet, sagt an der Medienkonferenz, er freue sich auf diese neue Verbindung.

Der zweite Preis ging an ZPF Strucuture (Ingenieure), Byrum (Landschaftsarchitektur) und Jessenvollenweider (Architektur) aus Basel.

Auch Fachleute aus St.Gallen haben sich am Wettbewerb für das Projekt «Brücke über den Graben» beteiligt:

Der 5. Platz ging an Borgogno Eggenberger + Parter (Ingenieure), Kollektiv Nordost (Landschaftsarchitektur) und Tom Munz (Architektur) aus St.Gallen.

Ebenfalls dabei: Gruner Wepf aus St.Gallen (Ingenieure), Westpol aus Basel (Landschaftsarchitektur) und das Atelier Jordan aus Zürich (Architektur).