NZZ und Tagblatt für Jans

Sowohl die bürgerliche NZZ als auch ihre Tagblatt-Tochter empfehlen Peter Jans als Nachfolger für den freiwerdenden FDP-Sitz im St.Galler Stadtrat. Grund dafür: das momentane Kräfteverhältnis.
Von  Corinne Riedener

Die Stadt komme derzeit in den Genuss eines «animierten Wahlkamps», schreibt die NZZ in der Ausgabe vom Dienstag. Da This Bürge chancenlos sei, werde Frey Brunners Sitz an Barbara Frei (FDP) oder Peter Jans (SP) gehen. Damit stehe Frei, Ärztin, klar bürgerlich, seit 2005 im Stadtparlament und Ex-GPK-Präsidentin, einem linken ehemaligen Kantonsrat, VCS-Sekretär und derzeitigen Kreisgerichts-Präsidenten gegenüber.

Die Unterschiede seien gross, trotz beiderseitigem Bemühen, «wenig Konturen zu zeigen und sich für möglichst breite Schichten als wählbar zu präsentieren», schreibt Ostschweiz-Korrespondent Jörg Krummenacher weiter. Hält aber klar fest: «Peter Jans verfügt über einen grösseren politischen Erfahrungsschatz als Barbara Frei und hat sich als Konsenspolitiker einen Namen über die Parteigrenzen hinaus gemacht.»

Die Stimmfreigabe der CVP erklärt Krummenacher damit, dass sie sich schwer tue, die bürgerliche Kandidatin zu unterstützen. «Die Situation mit einer bürgerlichen Regierung und einer links-grünen Opposition ist für St.Gallen ungewohnt und auch für manche bürgerliche Kreise ungewollt. Sie tut der Stadt nicht gut und erschwert die Lösungsfindung.»

Ähnlich liest sich auch die Wahlempfehlung im Tagblatt vom Samstag. «Wer ist derzeit nicht vertreten in der Regierung der grössten Stadt der Ostschweiz?», fragt Daniel Wirth, Leiter der Stadtredaktion, und gibt sich die Antwort gleich selber: die SP als immerhin «stärkste politische Kraft in der Stadt St.Gallen». Es sei eine Personenwahl. Freis und Jans’ Profile seien sich so ähnlich, dass die «weichen Faktoren und der Blick fürs Ganze» ausschlaggebend sein müssten.

Konkret heisst auch das: Jans wählen. Dafür gebe es durchaus auch bürgerliche Gründe, schreibt Wirth und beruft sich auf dasselbe Argument wie sein Kollege vom Mutterhaus: «Mit seiner Wahl wären die SP und das linke Lager nach zwei Jahren Absenz wieder in die Stadtregierung eingebunden. Womöglich löste das Blockaden, schüfe Vertrauen, brächte Schwung.»

Womöglich. Womöglich rührt diese Argumentation auch schlicht daher, dass die links-grüne Fraktion mit ihren derzeit 29 von 63 Sitzen ohnehin nur die Zustimmung einer weiteren Fraktion braucht, um sich durchzusetzen. So gesehen ist eine Wahl von Jans in den Stadtrat durchaus im Interesse der bürgerlichen Seite – zumindest wenn sie nicht Gefahr laufen will, dass die Linke ihre starke Opposition weiter ausbaut.