Wie weiter mit dem historischen Bahnhof in Trogen? 

Die Bahnhofstrasse Trogen Anfang des 20. Jahrhunderts. (Foto: Kantonsbibliothek AR)

Das Bundesgericht hat eine Beschwerde des Heimatschutzes abgelehnt, die den Bahnhof Trogen unter Denkmalschutz stellen wollte. Es liefert aber auch einen Hinweis, wie das Gebäude im Chalet-Stil doch noch gerettet werden könnte.

Seit über 20 Jah­ren be­mü­hen sich Denk­mal­pfle­ge, Hei­mat­schutz und der ei­gens ge­grün­de­te Ver­ein Al­ter Bahn­hof Tro­gen dar­um, dass das letz­te er­hal­te­ne Sta­ti­ons­ge­bäu­de der da­ma­li­gen Tro­gen­erbahn (heu­te Ap­pen­zel­ler Bah­nen) ste­hen blei­ben darf. Im­mer­hin ist der Bahn­hof im In­ven­tar der schüt­zens­wer­ter Orts­bil­der Schweiz (ISOS) als Ein­zel­ob­jekt mit dem Er­hal­tungs­ziel A auf­ge­führt. Er liegt in der Kern­zo­ne und wird durch die kom­mu­na­le Orts­bild­schutz­zo­ne über­la­gert. Ei­gen­tü­me­rin sind die Ap­pen­zel­ler Bah­nen (AB). 

Doch die AB wol­len dort neu bau­en und da­bei die jetzt er­höht über der Stras­se lie­gen­den Glei­se ab­sen­ken, da­mit ein Dorf­platz ent­steht. 2017 hat das Vor­arl­ber­ger Ar­chi­tek­tur­bü­ro von Ber­nar­do Ba­der ei­nen Stu­di­en­wett­be­werb ge­won­nen und ei­nen Neu­bau mit La­den­ge­schäft vor­ge­schla­gen. Dar­über könn­te ein Holz­bau ent­ste­hen.

Das Projekt von Bernardo Bader für den Neubau des Bahnhofs Trogen (Rendering: Architekturbüro Bader)

Die Ge­mein­de lehnt ei­nen Schutz ab

Ein Neu­bau steht aber im Wi­der­spruch zu den Er­kennt­nis­sen der Fach­gre­mi­en: Auf Er­su­chen der Aus­ser­rho­der Denk­mal­pfle­ge er­stell­ten die Eid­ge­nös­si­sche Na­tur- und Hei­mat­schutz­kom­mis­si­on (ENHK) und die Eid­ge­nös­si­sche Kom­mis­si­on für Denk­mal­pfle­ge (EKD) im Som­mer 2018 ein ge­mein­sa­mes Gut­ach­ten. Sie ka­men zum glei­chen Schluss, den die EKD schon frü­her, 2001, ge­zo­gen hat­te: Der Ab­bruch des his­to­ri­schen Bahn­hofs wä­re «ei­ne schwer­wie­gen­de Be­ein­träch­ti­gung des Orts­bil­des». Das Gut­ach­ten emp­fahl auf ei­nen Neu­bau zu ver­zich­ten und den his­to­ri­schen Bahn­hof als wich­ti­gen Zeit­zeu­gen der Tech­nik­ge­schich­te so­wie prä­gen­den iden­ti­täts­stif­ten­den Bau im Orts­bild von Tro­gen zu er­hal­ten. 

Trotz die­ses Gut­ach­tens lehn­te der Ge­mein­de­rat Tro­gen im De­zem­ber 2018 die Un­ter­schutz­stel­lung ab. Da­ge­gen re­kur­rier­te der Hei­mat­schutz durch al­le In­stan­zen bis zum Bun­des­ge­richt und wies dar­auf hin, dass in­zwi­schen selbst der Ge­mein­de­rat Tro­gen ein­räu­me, dass das Bahn­hofs­ge­bäu­de grund­sätz­lich schutz­wür­dig wä­re, dass aber Bar­rie­re­frei­heit, öf­fent­li­cher Ver­kehr und die Stras­sen­ge­setz­ge­bung hö­her zu ge­wich­ten sei­en. 

Der Bahnhof Trogen 2017. (Bild: Verein Alter Bahnhof Trogen)

Der Bahnhof 2018. (Bild: Heimatschutz)

Das Bun­des­ge­richt gibt ei­nen Tipp

Die Ge­mein­de lehn­te ei­ne Schutz­ver­fü­gung des­halb ab, denn sie wä­re ein «un­ver­hält­nis­mäs­si­ger Ein­griff in die pri­va­te Ei­gen­tums­frei­heit» der Ap­pen­zel­ler Bah­nen. Das Bun­des­ge­richt sagt nun, dass der Hei­mat­schutz auf die­sem ju­ris­ti­schen Weg kei­nen Schutz für den Bahn­hof er­rei­chen kön­ne, denn ein Ein­trag im ISOS be­deu­te noch kei­nen au­to­ma­ti­schen Schutz. 

Da­mit ist das Schick­sal des his­to­ri­schen Bahn­hofs aber noch nicht be­sie­gelt, denn das Bun­des­ge­richt gibt in sei­nem Ur­teil dem Hei­mat­schutz ei­nen Tipp, wie er den Ab­bruch des Bahn­hofs doch noch ver­hin­dern kön­ne: Wenn ein Er­satz­neu­bau als Teil ei­ner Bahn­an­la­ge und als Post­au­to-Um­stei­ge­punkt mit Gel­dern aus Bern mit­fi­nan­ziert wer­de, hand­le es sich um ei­ne Bun­des­auf­ga­be. Und ge­gen ein Neu­bau­ge­such ist der Hei­mat­schutz ein­spruchs­be­rech­tigt. Dann kön­ne sich die Or­ga­ni­sa­ti­on auf das Eid­ge­nös­si­sche Na­tur- und Hei­mat­schutz­ge­setz be­ru­fen, heisst es im Ent­scheid des Bun­des­ge­richts – qua­si als Re­zept. Samt dem Hin­weis auf ein ana­lo­ges Ver­fah­ren mit dem der Zür­cher Gü­ter­bahn­hof un­ter Schutz ge­stellt wur­de. 

Für den Hei­mat­schutz ist die Aus­gangs­la­ge klar: Soll­ten die Ap­pen­zel­ler Bah­nen an ih­rem Neu­bau­pro­jekt fest­hal­ten, wer­de man ei­ne neue Ein­spra­che si­cher prü­fen, sagt Sek­ti­ons­prä­si­den­tin Ire­ne Hoch­reu­te­ner. Schliess­lich hät­ten al­le Fach­gre­mi­en und auch das Bun­des­ge­richt selbst den Bahn­hof als er­hal­tens­wert be­zeich­net. 

Ob die Ap­pen­zel­ler Bah­nen an ih­ren Neu­bau­plä­nen fest­hal­ten wer­den oder ei­ne neue Lö­sung für die End­sta­ti­on in Tro­gen su­chen wer­den ist laut der AB-Me­di­en­spre­che­rin Ma­ja Bert­scher noch of­fen. Man ha­be lan­ge auf die­sen Ent­scheid aus Lau­sanne ge­war­tet, wer­de ihn nun ana­ly­sie­ren und dann ent­schei­den, wie es in Tro­gen wei­ter ge­hen könn­te.