Neues aus St.Parkplatz II
Die Tiefgarage unter der Fachhochschule steht ziemlich leer. «Saiten» weiss, wie leer

Müsste man einem Aussenstehenden erklären, wie die Stadt St.Gallen denn so funktioniert, dann würde ein 30 Meter langer Spaziergang in der westlichen Bahnhofsunterführung reichen:
Da gibt es auf der einen Seite diese superperfekte, aber etwas leere Tiefgarage, garniert mit einem Lift und einer Rampe, so breit wie eine Autobahnzufahrt . Und dann könnte man die andere Seite der Unterführung zeigen, diejenige mit einer steilen Treppe und sonst gar nichts und der unmissverständlichen Botschaft:
Weg da, wenn du nicht zwei gesunde Beine hast.
Verschwinde, wenn du zu alt und gebrechlich bist, um einen schweren Koffer zu tragen.
Weitere Ausführungen könnte man sich danach sparen.
Doch zurück zum Versuch, mit Fakten gegen die Gläubigen des Parkplatzkatechismus anzukämpfen. Da hatte doch letzte Woche ein Verantwortlicher der City Parking AG gegenüber dem Regionaljournal ausgeplaudert, dass für die Tiefgarage unter der Fachhochschule das Ziel eine durchschnittliche Auslastung von 50 Prozent sei.
Gebaut wurde also eine Parkgarage, die im besten Fall halbleer sein wird. In allen anderen Fällen würde man von Überkapazitäten reden. Der Verantwortliche sagte weiter, der aktuelle Stand der Auslastung sei Geschäftsgeheimnis.
Nicht ohne Grund, wenn man die wirklichen Zahlen kennt.
Weil die Aufklärung auch vor abwegigen Gebieten nicht halt machen sollte, wertet «Saiten» seit einem halben Jahr die Daten des St.Galler Parkleitsystems aus. Die Resultate sehen so aus:
Im ganzen Monat März lag die Auslastung der neuen Tiefgarage unter der Fachhochschule in der Zeit zwischen morgens 7 und abends 19 Uhr bei durchschnittlich 26 Prozent.
26 Prozent!
Genau zweimal wurde bisher die Grenze von 50 Prozent überhaupt erreicht. Am 8. März waren während einer Stunde genau 50 Prozent der Parkplätze besetzt. Am 15. März, einem Freitag, lag die Auslastung zwischen 13 und 16.30 Uhr bei rund 51 Prozent.
Man könnte die Entwicklung auch so zusammenfassen: Der Markt hat sich gegen die Tiefgarage entschieden.
Man gebe noch etwas anderes zu bemerken: Wenn nur 10 Prozent der Sorgfalt, die für den Bau der überdimensionierten Tiefgarage aufgewendet wurden, für die andere Seite der Unterführung eingesetzt worden wäre, müssten Leute mit ihrer behinderten Tochter nicht irgendwelche Irrfahrten unternehmen. (Nachzulesen unter den Kommentaren zu Teil 1 dieses Textes.)