Neuer Jazz sucht neue Räume

Es war eine Idee, die im ersten Lockdown reifte: Sandro Heule, Patrick Kessler und Claude Bühler teilen ihre Leidenschaft für experimentelle und improvisierte Musik. Sie sind öfters zusammengesessen, haben gehirnt und spintisiert.
Ein neuer Raum muss her, waren sie sich bald einig. Ein Raum für zeitgenössischen Jazz, für elektronische Musik und darüber hinaus. So haben sie den Verein Amboss & Steigbügel gegründet, Konzepte verfasst und das Projekt lanciert. Vorerst noch ohne eigenen Raum.
Wegen Corona mussten erste Pläne vertagt werden. Aktuell auf dem Programm steht am 21. Januar im Palace St.Gallen eine Kooperation mit Suisse Diagonales Jazz, einer Plattform für modernes Jazzschaffen in der Schweiz. Hier ist die Raumfrage also geklärt. Der Veranstaltungsort für das zweite Konzert vom 10. Februar mit dem Duo David Meier (Schnellertollermeier) und Ramon Landolt (Trio Heinz Herbert) wird erst noch bekannt gegeben.
«Eigentlich suchen wir nach einem fixen Raum in St.Gallen, der Platz für maximal 60 bis 80 Leute hat», sagt Bassist Sandro Heule. Ein Raum, der aber auch klein genug ist, dass er nicht leer wirkt, wenn einmal nicht so viel Publikum da ist. Es soll explizit ein Raum in St.Gallen sein, damit Interessierte vom Rheintal oder aus Wil für solche Sachen nicht immer gleich nach Zürich fahren müssen.
Suisse Diagonales Jazz Night:
Sc’ööf, Mareille Merck – Larus:
21. Januar, 20 Uhr Palace St.Gallen
Trio Mork & Mythen: 23. Januar,
16 Uhr, kleinaberfein St.Gallen, centrum dkms
Patrick Kessler, ebenfalls Bassist und Klangkünstler, organisiert alle zwei Jahre die KlangMoorSchopfe, wo Künstlerinnen und Künstler teils aus der ganzen Welt in alten Riedgras-Scheunen bei Gais audiovisuelle Installationen ein- richten. Von progressiven Einzelveranstaltungen auf dem Land lässt er mittlerweile die Finger. Die fünf oder sechs Nasen, die sich jeweils dafür interessierten, würden grösstenteils ohnehin aus der Stadt anreisen.
In der heutigen Situation geht es dem Verein auch um harte realökonomische Fragen: Wie gross ist Nachfrage nach einem solchen Musikangebot in der Stadt überhaupt? Die Experimentierphase mit dem Bespielen verschiedener Räume ist insofern auch eine Chance. Vom Fernziel eines eigenen Raums darf aber weiterhin geträumt werden.