Musig uf de Gass – und das Wetter spielte mit
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Es war ein Scheiss-Start in die Frühsommer-Tage. Wo früher im Wonnemonat Mai die Schlüsselblumen spriessten, gab es dieses Jahr nur Regen. Und meine Paprika aus der Landi ist erfroren.
Und dann, oh Wunder, hast du ein verlängertes letztes Mai-Wochenende und keine Lust, die Flimmerkiste einzuschalten. Und du musst nicht irgendwelchen Newsletters von Netflix Folge leisten. Wenn die Kulturstadt St.Gallen dazu noch ein wunderbares Pre-Festival zum baldigen Openair bietet, ist das Wochenende gerettet.
Sprungbrett für die lokale Szene
Das Musig uf De Gass ist mittlerweile zum Mekka der Alternativen und Newcomer-Szene geworden. Der Dank hierfür gebührt vor allem den BandXost-Leuten, die jedes Jahr junge Bands in den Vordergrund pushen und ihnen mittels Wettbewerb eine Plattform bieten. Bis am 15. September kann man sich noch für die nächste Austragung anmelden.
Ich bin seit sieben Jahren bei toxic.fm tätig und wollte schon immer die lokale Musik unterstützen. Dank BandXost bieten sich da immer mehr Bands an, die gehört werden müssen. Einige davon konnte man sich am Musig uf de Gass live zu Gemüte führen.
«Die Ost-Schweizer Musikszene? Ja kann die überhaupt was?», werde ich manchmal gefragt. Natürlich! Die Schwierigkeit liegt eher darin, diese Acts auch live zu sehen, denn wenige Auftritte prägen ihre Präsenz im Endeffekt. Gut zu wissen, dass am Samstag auch hiesige Bands wie Kaufmann und Fraine im Publikum standen und mitfeierten.
Die Band der Stunde: The Rule
The Rule, bestehend aus drei Brüdern, haben etwas Einzigartiges geboten: Musik für die Generationen, die Musik lieben, jedoch nichts mit den neuen Medien am Hut haben. Ich sah viele lachende Gesichter, hörte Sätze wie «Mit sottiger Musig hani mini Frau kenneglärnt!»
Auch am Marktplatz: Elyn & Wassily. Endlich hatte ich die Gelegenheit, die beiden zusammen auf einer Bühne zu sehen. Eliane Sutter (Elyn) überzeugte wie immer mit ihrem wunderschönen Gesang und Basil Kehl (Wassily, auch bekannt von Dachs) glänzte mit seinen elektronischen Arrangements. Eine sehr spannende Kollaboration, die den Abend für viele Besucher unvergesslich machte.
Wer diesen Sound mag, sollte sich spätestens jetzt die EP Thickest Waters anhören. Die sieben Songs eignen sich hervorragend, um an den heissen Abenden nach Sonnenuntergang draussen zu verweilen (und gegebenenfalls die Pflanzen zu giessen).
Die dreiköpfige Ostschweizer Band AVA durfte ihren Elektro-Pop zur besten Zeit vor viel Publikum präsentieren und wurde mit grossem Beifall belohnt. Solide spielten Kim, Andy und Nicola ihre Songs, die bald auf der ersten EP erscheinen werden. AVA spielen diesen Sommer an vielen Namhaften kleinen Festivals wie dem Rock am Weier, dem Quellrock oder dem Stars in Town.
Wie lange es wohl noch dauert, bis sich die Ostschweizer mit der gleichnamigen englischen Band um den Ruhm (und den Namen) streiten müssen?