Monopoly?!

Unser Kolumnist Jan Rutishauser fragt sich, warum er als Kind ständig Monopoly und «Rigretto» spielen musste. Dabei könnte er heute Schachmeister sein.
Von  Gastbeitrag

Ich schaue zurzeit die Netflixserie Queen’s Gambit, in der sich alles um ein Schachwunderkind dreht. Und während den Folgen kann ich nicht anders, als darüber nachzudenken, was meine Eltern mit mir in meiner Kindheit anstatt Schach gespielt haben.

Das wären:

  • Risiko (Mehr Plastikteile findet man sonst nur in einem Mittelmeerfisch.)
  • Tschau Sepp (Die einzige Konstante in meinem Leben, wo ich regelmässig alle Karten in der Hand habe.)
  • Scrabble (Ich hab zwar nie gewonnen, aber dabei sooo viele neue Worte gelernt wie zum Beispiel «Krutzqum».)
  • Ligretto (Es braucht nur eine Partie und ich weiss wieder, warum ich es auch Rigretto nenne.)
  • Memory (Wir hatten ursprünglich zwei Exemplare von Memory, aber beide sind verschwunden. Aber das ist nicht schlimm, denn als Erwachsener finde ich Memory nur als Trinkspiel erträglich. Die Regeln sind simpel: Jedes Mal, wenn man ein Kartenpaar findet, muss man einen Shot trinken. Das ist auch tatsächlich die einzige Möglichkeit, wie ich gegen meinen siebenjährigen Neffen gewinne.)
  • Mensch, ärgere dich nicht (Was ich auch tat. In dem ich was anderes gespielt hab.)

Wir hatten zwar schon ein Schachset, aber es war eine Reiseversion aus senfgelbem Plastik, bei dem die Figuren magnetisch auf dem Spielbrett hafteten. Also hätten haften sollen. Die Magnete hatten ungefähr so viel Anziehungskraft wie ich mit 14.

Und 15.

Und 16.

Was dazu führte, dass sowohl im Schachset wie in meinem Leben die Damen fehlten.

Jan Rutishauser, 1987, ist Kabarettist, Kolumnist und Koach für Rechtschreibung und Comedy Writing. (Illustration: Lukas Schneeberger)

Und zuletzt, wie könnte es anders sein: Monopoly. Das Spiel, das SP’lern beibringt, warum der Mieterinnen- und Mieterverband so wichtig ist. Und allen rechts im politischen Spektrum, dass beim Immobilienimperiumsaufbau ein Gefängnisaufenthalt einfach dazu gehört.

Ach ja, Monopoly. Das lateinische Wort für «Figg di!». Was passt, denn es wird ja auch von Hassbro vertrieben. Das Ziel des Spiels ist es, die Mitspieler in die Insolvenz zu treiben. Oder in den Wahnsinn. Denn eine Partie Monopoly dauert durchschnittlich länger als manche Hollywood-Ehe. Und trotzdem haben wir früher andauernd Monopoly gespielt. Warum?! Ich könnte heute ein Schachgenie sein!

Naja, immerhin ersparten mir meine Eltern wenigstens das nervigste Brettspiel aller Zeiten: das Hackbrett.

In diesem Sinne wünsche ich frohes Spielen und ein gutes Quaxzti!