Mobilitätskonzept 2040: Legt doch jetzt gleich los!

Die Stadt St.Gallen plant den Verkehr bis auf 2040 voraus. Hier ein paar Dinge, die man heute sofort und mit einem Topf Farbe verbessern könnte.
Von  Urs-Peter Zwingli
Noch steht die Ampel für Velos an vielen Ecken der Stadt auf Rot. Unten unsere Liste, was man schnell und einfach besser machen könnte. (Bild: upz)

Mehr Platz für Fussgänger und Velos, nicht noch mehr Autos, dafür mehr ÖV: So etwa kann man das Mobilitätskonzept 2040 zusammenfassen, das der Stadtrat dieser Tage vorgestellt hat. Dabei wurde viel von Visionen und Zielen geredet. Weitblick schadet nie und die angestrebten Veränderungen sind zukunftsträchtig.

Aber 2040 ist doch etwas gar weit weg.

Darum hier ein paar Punkte, bei denen die Verwalter der Strassen und Wege sofort etwas für Velofahrer und Fussgänger tun könnten. Meistens braucht es dafür weder einen Millionenkredit noch eine Volksabstimmung – ein Topf Farbe, etwas Improvisation und ein paar wenige Werkzeuge würden genügen.

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St. Leonhardstrasse: Hier wurde in den letzte Monaten gebaut, um die Verkehrssituation übersichtlicher zu machen. An dieser Ecke wurde eine echte Todesfalle geschaffen: Das unspektakuläre Mäuerchen im Bild nimmt den Autofahrern, die von der Autobahn kommen und hier Richtung Bogen-/Fürstenlandstrasse abbiegen, die Sicht auf den Fussgängerstreifen. Und den Fussgängern die Sicht auf die Strasse. Wenn die Stadt derzeit an der St.Josefenstrasse für 300’000 Franken einen Hügel wegbaggert (stand so im Tagblatt-Print), kann sie hier auch gleich mit einem Schlagbohrer vorbeikommen.

 

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St.Leonhardbrücke: Diese Veloführung wurde offensichtlich von Menschen geplant, die selber nicht (hier) velofahren. Besser den Veloweg nur auf dem im Bild gezeigten Trottoir führen, dafür in zwei richtungsgetrennten Spuren. Oder die heutige, verwirrende Situation aufheben und die Strasse auf der Brücke wieder freigeben, inklusive Velo-Symbolen auf den Busspuren.

fhs

Bahnhof Nord: Bitte endlich dieses oberirdische Parkverbot für Velos aufheben. Es hält sich eh niemand dran (siehe Bild). Und auch der Stadtpolizei ist es wohl zu blöd geworden, dort Bussen zu verteilen. Und wenn wir gerade dort sind, brechen wir auch mal eine Lanze für die Autofahrer: Die Bahnhofvorfahrt, die keine ist, muss wieder eine werden. Halteverbot aufheben, denn Platz hat es genug: Taxis warten dort nämlich kaum.

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Fürstenlandstrasse bergab: Nirgendwo ist man als Velofahrer härter im Sandwich zwischen Autos, Lastwagen, 7er-Bus und Randstein als hier. Klar, der Platz auf der Strasse ist knapp – aber ein einfacher Velostreifen auch bergab würde bereits etwas mehr Respekt (und damit Abstand) von den motorisierten Verkehrsteilnehmern bringen.

Gut geklappt hat das ja schon an anderen Orten: Etwa auf der Gottfried-Keller-Strasse, wo sich im Sommer bergauf jeweils die Velofahrer zu den Weieren stauen – und dabei bis vor zwei Jahren zwischen Autos und dem Strassenrand eingeklemmt waren. Heute ist dort ein Velostreifen und die Situation hat sich spürbar entspannt.

Teufener Strasse bergauf: Wer als Velofahrer von der Kreuzung Teufener Strasse/Oberstrasse bergauf fährt, wird ebenfalls bös an den Rand gedrängt. Und weils dort bergauf geht, hängt man umso länger in dieser unangenehmen Situation fest. Auch hier: Der Platz auf der Strasse ist sauknapp, aber ein Velostreifen würde nur schon als optischer Stopper etwas nützen.

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Fussgängerstreifen zwischen Neumarkt und Bahnhof: Ohne Zweifel der nervigste Fussgängerstreifen St.Gallens (auch für Autos). Ein unschöner Bremsklotz für Pendler, die auf dem Weg zum Bahnhof sind. Was wir hier brauchen, ist eine Passarelle. Optional mit einem Abgang auf die Strasse und einem Eingang direkt in den 1. Stock der Bibliothek Hauptpost. Dass eine solche Fussgängerbrücke nicht viel Zeit und Geld kostet, sieht man etwa an der provisorischen Passarelle im Riethüsli.

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Kreuzung Oberer Graben/Vadianstrasse: Sicher einer der geschäftigsten Verkehrsorte, wo sich ständig Autos, Fussgänger und Velofahrer kreuzen. Trotzdem ist die Signalisation für Velofahrer, die Richtung Altstadt fahren, unklar. Das führt regelmässig zu einer Art Kleinkrieg mit den Fussgängern vor dem Globus. Auch hier: Ein wenig Farbe auf die Pflasterstrasse würde klare Verhältnisse schaffen.

…und sonst

Freies Rechtsabbiegen bei roten Ampeln muss national eingeführt werden. Nach Pilotversuchen in Basel gibts ähnliche Ideen auch in Zürich und Luzern, der Bund will sich vor 2017 aber nicht dazu äussern. Eine Chance für St.Gallen, das Experiment auch jetzt schon zu wagen.

In St.Gallen dürfen die meisten Busspuren mittlerweile auch mit dem Velo befahren werden. Auch die restlichen sollten freigegeben werden, denn: Auf viel befahrenen Strassen wie etwa der Rorschacher Strasse ist die Lage für Velofahrer damit deutlich entspannter geworden.