Mitreden beim neuen Doppelbahnhof

Die neue Passerelle zwischen dem Bahnhof Haggen und dem neuen Bahnhof Bruggen mit den beiden Türmen. (Bilder: pd/Stadt St.Gallen) 

Ende 2030 soll der neue Bahnhof Bruggen eröffnet werden. Seine Verschiebung zum Bahnhof Haggen hin soll einen Impuls für die Entwicklung des ganzen Areals setzen. Jetzt kann sich die Bevölkerung im Mitwirkungsverfahren zum Projekt äussern. 

Stadt­pla­ner Flo­ri­an Kess­ler ha­be mal zu ihm ge­sagt, ei­ne Stadt kön­ne nur al­le 100 Jah­re ei­nen neu­en Bahn­hof bau­en. «Da ist es fan­tas­tisch, dass wir das ma­chen dür­fen». Mit die­sen Wor­ten be­schloss Stadt­rat Mar­kus Busch­or am Mitt­woch­abend die öf­fent­li­che In­for­ma­ti­ons­ver­an­stal­tung im Bü­ro­ge­bäu­de der Fir­ma Sig­va­ris – al­so dort, wo der neue Bahn­hof Brug­gen in den kom­men­den Jah­ren ent­ste­hen soll. Es ist ein The­ma, das die (Quar­tier-)Be­völ­ke­rung be­wegt: Rund 150 Per­so­nen wa­ren ge­kom­men, um sich über den Stand des Pro­jekts und die öf­fent­li­che Mit­wir­kung zu in­for­mie­ren. 

Da­bei wird ge­mäss Stadt­in­ge­nieur Beat Riet­mann un­ter­schie­den zwi­schen dem «funk­tio­na­len Bahn­hof» – al­so den rei­nen «Zweck­bau­ten» mit den bei­den Per­rons und der Un­ter­füh­rung, die die SBB er­stel­len – und dem «in­te­gra­len Bahn­hof», der die di­rek­te Um­ge­bung und die neue Pas­se­rel­le be­inhal­tet. Nur letz­te­rer ist Teil der Mit­wir­kung. Sie be­inhal­tet die Pas­se­rel­le, die bei­den Bahn­hofs­vor­plät­ze auf der un­te­ren Ebe­ne an der Hag­gen­stras­se beim Feu­er­wehr­de­pot und der mitt­le­ren Ebe­ne an der Gröb­listras­se so­wie die Per­ron­dä­cher, die ar­chi­tek­to­nisch auf die Pas­se­rel­le ab­ge­stimmt sind. 

Zu die­sen Be­stand­tei­len kann sich die Be­völ­ke­rung ab 17. Fe­bru­ar auf der elek­tro­ni­schen Platt­form der Stadt St.Gal­len rund ei­nen Mo­nat lang äus­sern (An­mel­dung un­ter die­sem Link; «Quar­tier Brug­gen» an­kreu­zen). Die Ein­ga­ben wird die Stadt an­schlies­send aus­wer­ten, al­len­falls ins Pro­jekt ein­flies­sen las­sen und in ei­nem Mit­wir­kungs­be­richt ver­öf­fent­li­chen. Die­ser soll im Früh­ling vor­lie­gen. 

Ein Im­puls für die Ent­wick­lung des Are­als 

Durch die Ver­schie­bung des Bahn­hofs Brug­gen er­hofft sich die Stadt ge­mäss Busch­or ei­nen «Im­puls» für die wei­te­re Ent­wick­lung des Ge­biets bis zum Ler­chen­feld, wo sich der In­no­va­ti­ons­park Ost und die EM­PA be­fin­den. Auf Nach­fra­ge aus dem Pu­bli­kum er­gänz­te Bau­di­rek­tor Busch­or: «Als der Bahn­hof Brug­gen er­stellt wur­de, war er ge­nau am rich­ti­gen Stand­ort für die Ent­wick­lung des Quar­tiers. Jetzt sei es an der Zeit, ihn dort­hin zu ver­schie­ben, wo die künf­ti­ge Ent­wick­lung statt­fin­den soll.» 

Der Perimeter des Zielgebiets für die Entwicklungsplanung.

Auch Mat­thi­as Loep­fe von der Stadt­pla­nung be­ton­te, dass die Zu­sam­men­le­gung der bei­den Bahn­hö­fe das Stand­ort­po­ten­zi­al er­hö­he. Par­al­lel zur Pla­nung des neu­en Bahn­hofs Brug­gen ar­bei­tet die Stadt­pla­nung an ei­nem so­ge­nann­ten Ziel­bild für das um­lie­gen­de Are­al, das von der Fürs­ten­land­stras­se bis zur Bern­hards­wies­stras­se reicht. Die­ses soll auf­zei­gen, wo wel­che bau­li­che Ent­wick­lung künf­tig mög­lich sein und an­ge­strebt wer­den soll. Das Are­al zwi­schen dem Ler­chen­feld und dem Bahn­hof Hag­gen ist ge­mäss Stadt­raum­kon­zept, das der Stadt­rat An­fang 2024 vor­ge­stellt hat, ei­nes von vier Ent­wick­lungs­ge­bie­ten in der Stadt St.Gal­len, in de­nen 45 bis 85 Me­ter ho­he Hoch­häu­ser mög­lich sein sol­len. 

Pas­se­rel­le als neu­es Quar­tier­wahr­zei­chen 

Herz­stück des neu­en Dop­pel­bahn­hofs ist die Pas­se­rel­le mit ei­ner Län­ge von 115 Me­tern und ei­ner Aus­sichts­platt­form am nörd­li­chen En­de. Sie ver­bin­det nicht nur die bei­den Bahn­hö­fe, son­dern schafft auch ei­ne be­que­me Fuss­ver­bin­dung zwi­schen den Quar­tie­ren Hag­gen und Brug­gen. Das Sie­ger­pro­jekt «Cat­walk» von K&L Ar­chi­tek­ten aus St.Gal­len ist ar­chi­tek­to­nisch ge­lun­gen und durch­aus im­po­sant: Der nörd­li­che Turm, der beim Feu­er­wehr­de­pot, hat ei­ne Hö­he von 31 Me­tern, der süd­li­che an der Gröb­listras­se ist rund 20 Me­ter hoch. Bei­de Tür­me ha­ben Trep­pen und gros­se Lif­te mit di­rek­tem Zu­gang zu bzw. von al­len Ebe­nen. 

Der nördliche Turm der Passerelle mit der Aussichtsplattform. 

Ei­ne Takt­ver­dich­tung sei am Bahn­hof Brug­gen in­fol­ge der Ver­schie­bung nicht ge­plant, sag­te Mar­kus Schait vom Amt für öf­fent­li­chen Ver­kehr des Kan­tons St.Gal­len. Durch die di­rek­te An­bin­dung an den Bahn­hof Brug­gen er­hält das Quar­tier al­ler­dings ins­ge­samt mehr Ver­bin­dun­gen zum St.Gal­ler Haupt­bahn­hof. Und für die heu­te feh­len­de Ver­bin­dung für ei­nen durch­ge­hen­den Vier­tel­stun­den­takt am Bahn­hof Hag­gen zeich­net sich laut Schait ei­ne Lö­sung ab, die schon bald kom­men könn­te. 

Auch Hal­te von Fern­ver­kehrs­zü­gen wird es am Bahn­hof Brug­gen nicht ge­ben. Da­für sind die Per­rons mit ei­ner Län­ge von je­weils 170 Me­tern schlicht zu kurz. Es gibt zwar die Op­ti­on, sie der­einst auf 220 Me­ter zu ver­län­gern, doch auch das wür­de nicht rei­chen. Soll­te sich rund um den Dop­pel­bahn­hof aber wie er­hofft ein neu­er Stadt­teil ent­wi­ckeln, tä­ten die Ver­ant­wort­li­chen bei der Stadt und beim Kan­ton je­doch gut dar­an, sich da­für ein­zu­set­zen, dass die we­ni­gen Fern­ver­kehrs­zü­ge in den Rand­stun­den, die heu­te mit Thur­bo-Kom­po­si­tio­nen fah­ren und kurz ge­nug wä­ren, der­einst dort hal­ten – et­wa der vor­letz­te Zug aus Zü­rich, der um 0.55 Uhr in St.Gal­len an­kommt. 

Mit drit­tem Gleis kom­pa­ti­bel 

Der neue Bahn­hof Brug­gen wird so ge­baut, dass Tei­le da­von bei ei­nem all­fäl­li­gen Bau ei­nes drit­ten Glei­ses nicht wie­der ab­ge­bro­chen wer­den müss­ten, son­dern er um die­ses er­gänzt wer­den könn­te – ver­mut­lich beim süd­li­chen Per­ron an der Gröb­listras­se. Des­halb kommt auch der süd­li­che Turm der Pas­se­rel­le auf die an­de­re Sei­te der Gröb­listras­se. Doch das ist Zu­kunfts­mu­sik, die frü­hes­tens im nächs­ten Aus­bau­schritt der SBB nach 2035 wie­der ge­prüft wird. 

An der In­for­ma­ti­ons­ver­an­stal­tung zeig­te sich auch, dass es noch vie­le Fra­gen gibt, die die An­woh­ner:in­nen be­we­gen. Was pas­siert mit dem al­ten Bahn­hof Brug­gen? (Ant­wort: Das denk­mal­ge­schütz­te Bahn­hof­ge­bäu­de bleibt er­hal­ten, eben­so die be­stehen­de Pas­se­rel­le, die «er­tüch­tigt» wer­den soll, der Rest der Bahn­hof­in­fra­struk­tur wie Per­rons etc. wird zu­rück­ge­baut.) Gibt es ei­ne Takt­ver­dich­tung auf der VBSG-Li­nie 7? (Ist der­zeit nicht vor­ge­se­hen.) Wel­che Plä­ne hat die Stadt für die wei­te­re bau­li­che Ent­wick­lung des Are­als? Ver­tra­gen sich die Pend­ler:in­nen­strö­me am neu­en Dop­pel­bahn­hof mit den Au­tos und Last­wa­gen so­wie den Ve­los an Gröb­listras­se? Das Mit­wir­kungs­ver­fah­ren bie­tet nun auch die Chan­ce, Fra­gen und Un­si­cher­hei­ten zu klä­ren. 

 

Al­le In­for­ma­tio­nen zur Zu­sam­men­le­gung der Bahn­hö­fe Brug­gen und Hag­gen gibt es hier