Mit viel B(a)uchgefühl

Anfang September kam Library heraus, am 1. Oktober ist Plattentaufe im Palace St.Gallen. Femi Luna singt von Geschichten und Gefühlen, Träumen und Zweifeln. Ein Hörtrip durch das Debutalbum, den Songtiteln entlang. Von Viviane Sonderegger
Von  Gastbeitrag
Man soll ein Buch nicht nach dem Cover beurteilen – Femi Luna. (Bilder: pd)

Vom neuen Stern am Ostschweizer Nachwuchshimmel zur Blooming Flower – und sie fängt jetzt erst richtig an. Die leidenschaftliche Sängerin mit niederländischen Wurzeln kann es selbst noch gar nicht fassen. Wahrscheinlich selbst noch ein bisschen Tipsy vom Rausch ihrer Melodien, aber überglücklich darüber, nach einem langen Lockdown zehn auserwählte Songs mit Menschen teilen zu können, für die ihre Musik nie Too Much ist.

Der ganz grosse Peak – und das ist erst der Anfang

Für sie ist noch alles wie im Traum, und wir können mitträumen. Denn sie flasht mit tiefgründigen Texten, kontemplativen Grooves und mit ihrer Soul-Stimme, die unter die Haut geht. Jeder einzelne Song hat’s in sich. Bewegend, gefühlvoll, ehrlich. Zum Heulen schön!

Nicht mehr Singles, sondern ein Album! Obwohl, erst war dies gar nicht so geplant. Der für die junge Musikerin unerwartete Sieg am Kammgarnstars Contest 2019 war der Startschuss einer Konzertreihe, die nun mit dem Library-Album einen ersten Peak erreicht. Zehn Songs, zehn verschiedene Stories, zehn tiefgründige Erkenntnisse. Das Album ist das sichere und bleibende Gedächtnis der Songwriterin, gesungen mit viel Bauchgefühl.

Dass die persönlichen Songs aber jemals ihren Shelter verlassen würden, ist selbst für sie eine mega Zugabe. Ein persönliches Projekt, welches sie an ihrem 22. Geburtstag nach langem Herzklopfen und Countdown-Zählen veröffentlichen konnte. Die Songs sind jetzt nicht mehr nur für sie, sondern auch For You.

An der Plattentaufe im Palace wird die Sängerin das Komplettpaket live mit ihrer Band – Florian Schmid (Schlagzeug), Gian Trüb (Piano) und Michael Schneider (Bass) – zum Besten geben, nachdem der Abend von Mel, einem Solo-Projekt von Mischgewebe, mit Gitarren-Vibes eröffnet wird. Und dann legt auch noch Femi Lunas Bruder auf.

I’m Trying not to judge the book by its cover!

Ihre Songs entstehen intuitiv, sogar manchmal über Nacht. So verarbeitet sie während einer Grübelstunde im Bett persönliche Erlebnisse und Begegnungen aus ihrem Alltag, um nicht komplett im Strudel der Gedanken zu versinken. Es sei nicht immer leicht, seine eigene Geschichte aufzuschreiben, zu erzählen oder in anderen zu blättern und zu verstehen, weil: Das Cover eines Buchs sei nur die Silhouette unzählig verborgener Seiten. Es brauche Zeit und Geduld, Even If I Fight, meint sie und lässt sich auch mal den Schlaf rauben, um Gefühle auf Papier zu bringen.

Femi Luna: Library, Albumtaufe: 1. Oktober, 20.15 Uhr, Palace St.Gallen

femilunamusic.com

So erklingt eine persönliche Story nach der anderen, mal voluminös-laut, mal Quiet As the Moon. Sie erzählt jedoch nicht nur von der Schönheit der Schmetterlinge im Bauch. Jeder einzelne Song ist eine Nachdenkkiste, jeder für sich eine kleine aber tiefgründige Brain-Party – manchmal gut, manchmal bad. Menschsein ist irgendwie kompliziert, aber die musikalische Sprache der Songwriterin macht es mit viel Herz und Seele für alle verständlich.

Der Text sei der Schlüssel zu ihrem ganz eigenen Gedankenbuch, dem sie auf besondere Weise ihren persönlichen Klangteppich verleiht. Gefühle von ihr sind auf jeder einzelnen Saite. Und ob jetzt Pop, Indie-Folk oder doch Balladen – ihre Musik ist eines ganz bestimmt: unmittelbar, ja geradezu vertraut. Daran kann jede(r) gleich mit seiner eigenen Geschichte anknüpfen. Buch an Buch. Seite an Seite. Wie in einer grossen, menschlichen Library halt.

Gemeinsame Lovestory oder einsame Bad Brain Party?

Wäre der Lockdown nicht gewesen, wäre auch das Album wohl nie so geworden, wie es jetzt ist. Ein kurzes Durchatmen tat ihr gut, um auf ihre innere Stimme zu hören, sagt Femi Luna. Es war ein passender Zeitpunkt, denn erst durch das eigene Hören entdeckte sie die Fabel dieser zehn Songs und was sie alle miteinander verbindet: den Menschen, der das Leben intensiv fühlt und geniessen soll.

Und während die Musik noch lange nachhallt, die Melodien im Kopf herumschwirren und vielleicht ein nächstes Kapitel bereits wartet, ist Femi Luna eines wichtig: Man ist nie alleine. Diese Erkenntnis sei einer der Gründe, weshalb sie ihre Musik überhaupt mit Menschen teilt. An den vielen Reaktionen nach ihren Auftritten merke sie, wie neue Verbindungen entstanden seien. Die Albumtaufe ist deshalb ein lang ersehnter Moment.

Dieser Beitrag erschien im Oktoberheft von Saiten.